Moin zusammen!
Mein Gonzi-Status: wieder fit
Heute Vormittag ist halb Münster gesperrt wegen des jährlichen Münster-Marathons.

Da läuft aber - ausnahmsweise - niemand mit, den Bernd kennt, daher sparen wir uns den. Die Highlights von der Strecke (Innenstadt, Promenade, Aasee, viel grüne Landschaft, plattes Land) habt Ihr größtenteils auf den Fotos eh schon bzw. bekommt sie noch. Zieleinlauf ist auf dem Prinzipalmarkt vor dem Rathaus, das freut die Läufer immer, denn die Atmosphäre ist super und das Ambiente für eine Sportveranstaltung auch nicht zu verachten. Heute Mittag / Nachmittag werden wie bei offenbar gutem Wetter noch einen Ausflug in die Umgebung starten. Ins Grüne vermutlich.

Da ist Bernd häufiger unterwegs und wollte mir das noch zeigen. Ab morgen muss er ja wieder arbeiten.
Wo waren wir gestern stehengeblieben? Also nicht wörtlich. Sonst könnten wir ja jetzt nix tippen.

Ahja, beim Motivationsschildchen für die heutigen Läufer, gut.
Ganz in der Nähe wurde es dann für mich seeehr interessant. Da ist nämlich das sogenannte Kuhviertel. Kennern sagt das Wort schon alles, stimmts
@carnica ?

Da schaut's nämlich so aus:

Das
Kuhviertel ist nämlich die
Gegend der Studentenkneipen in Münster. Als Stadt mit recht großer Uni (ca. 50.000 Studenten) hat sich da - zwangsläufig - eine recht belebte Kneipenszene etabliert.

Bernd hat mir die Lokale gezeigt (nur antialkoholisch, versteht sich erstmal nach meinem gestrigen / heutigen Kater), sind ganz hübsch, nur abends oft rappelvoll. Mal sehen, vielleicht schaue ich mir die in der Woche ein wenig mal von innen an, wenn mein Gastgeber arbeiten muss.

Dann darf ich es aber nicht übertreiben, muss dann den Weg nach Hause ja noch selber finden.
Der Name dieser Lokalität kam mir dann auch glatt von gestern irgendwie bekannt vor. So im Unterbewusstsein, etwas vernebelt:
Die machen u. a. ein helles Altbier. Da wird dann für die Altbierbowle kein dunkles Obst, sondern auch helles verwendet (Pfirsiche).
Gibt aber noch andere beliebte und hübsche Kneipen hier, teilweise direkt nebeneinander gelegen:

Am berühmtesten bei Studis ist wohl die
Cavete (lat. für 'hütet Euch' - wie z. B. 'cave canem' = 'Vorsicht vor dem Hund'). Die ist damals von Studenten gegründet worden, ist aber schon ewig her.
Auch sehr beliebt und u. a. für seine Nudeln bekannt ist

das
Blaue Haus. Auch nicht zu verachten und ganz hübsch.
Ebenfalls auf der gleichen Straße in direkter Nachbarschaft:

Die
Ziege.
Dann sind wir ein kleines Stück zurück spaziert, haben einen Abstecher über den Kirchhof der Überwasserkirche mit der neuen Diözesanbibliothek gemacht:

sind nochmal am Wilsberg-Antiquariat vorbei und - logisch - auf die nächste Studikneipe gestoßen:

Die
Kulturkneipe Frauenstr. 24. Das ist - spätestens seit den 60er/70er Jahren wohl der Mittelpunkt der studentischen politischen Szene in Münster. Hier geht es also nicht nur ums Feiern.
Dann haben wir das Kuhviertel verlassen und sind zum
Schlossplatz:

(Die Dixie-Klos stehen da, weil hier der Startpunkt des heutigen Marathons mit über 5.000 Läufern ist.) An dieser Stelle ließ der Bischof, der damals Landesherr (Fürstbischof) war, die Stadtbefestigung (Wall und Mauern) schleifen (abtragen), damit er von seinem Sitz die Stadt besser militärisch unter Kontrolle hatte und im Zweifels-/Konfliktfall die Bewohner mit Kanonen beschießen konnte. Alles eine Folge der Protestanten - ähh - Wiedertäufer im 16. Jhdt.
Das
fürstbischöfliche Residenzschloss steht hier auch heute noch:

Ursprünglich erbaut von Johann Conrad Schlaun, nach dem Krieg und den Bombenschäden wieder aufgebaut.
Nach dem Wiener Kongress 1815 und der damit verbundenen Säkularisierung (Verweltlichung) der politischen Landschaft fiel Münster an den Staat Preußen. Damit wurde das Schloss zum Sitz des Oberpräsidenten der Verwaltungsprovinz Westfalen und im Anschluss zum Verwaltungssitz der
Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU). Die sitzen hier auch heute noch (Verwaltung halt...

) und dazu gibt es auch ein paar Hörsäle für die Studis im Gebäude.
Auf dem Heimweg (alles per pedes) sind wir über die alte Stadtbefestigung gegangen. Die Stadtmauern gibt es nämlich schon lange nicht mehr, die Wälle hat man aber teilweise erhalten und die bilden einen kompletten Grüngürtel um die Alststadt, der sich "
Promenade" nennt. Darauf kann man nämlich wunderbar spazierengehen (also promenieren) und das haben wir auch gemacht:

Heute ist die Promenade auch als Fahrradautobahn sehr beliebt, da sie nur für Fußgänger und Radfahrer freigegeben ist.
Links ist die Innenstadt, rechts der
Aasee (alter Teil, also von der anderen Seite wie in den letzten Posts).
Die Gastronomie ist nicht zu verachten (
Aaseeterrassen):

Hier finden seit einigen Jahren auch ein paar nette Events statt, z. B. das
Wilsberg-Promikellnern mit anschließendem Open-Air-Kino für einen guten Zweck (mit Wilsberg, Overbeck u. Co.) und die AaSeerenaden (Musikveranstaltung mit mobiler Seebühne und tollem Feuerwerk).
Bootfahren kann man hier auch:

In der Nähe der beiden Bürotürme im Hintergrund (LVM) wohnt der Bernd. Ist also nicht mehr weit bis nach Hause.
Bei schönem Wetter sind die Wiesen hier sehr beliebt als Treffpunkt zum Chillen und Grillen:

Im Vordergrund die
"Giant Pool Balls" von Claes Oldenburg, Skulptur Projekte 1977 (also gigantische Billardkugeln). Die waren bei den Münsteranern erst so unbeliebt, dass sie versucht haben, sie in den Aasee zu rollen.

Hat aber nicht geklappt!

Inzwischen sind sie längst ein Wahrzeichen der Stadt und die Münsteraner stolz wie Bolle.

So können sich Meinungen drehen. Immerhin ist Oldenburg einer der weltberühmten Vertreter der PopArt zusammen mit Andy Warhol, nur halt mehr plastisch tätig.
Noch ein kleines
Panorama von der rückwärtigen Sicht. Da sieht man schon die Straße, an der wir wohnen. Halblinks biegt man nach hinten direkt ab in die
Altstadt, rechts der
Aasee, im Hintergrund in der Mitte und ganz links die
Promenade, im Vordergrund die
Aaseewiesen und halbrechts die Straße entlang nur noch ein knapper Kilometer, dann sind wir wieder
zuhause:

So. Das war's von unserem (fast wörtlichen) Rundgang durch die Altstadt. Viele Sachen fehlen noch, aber dann säßen wir beide noch bis morgen hier an diesem Post. Muss auch nicht sein. Wer sich das alles und noch viel mehr anschauen will, kann ja selbst mal einen Abstecher nach Münster machen. Lohnt sich!
Zum Schluss noch ein paar Zahlen zur Stadt (z. T. aus Wikipedia übernommen):
Alter: ca. 1220 Jahre (ältere sächsische Siedlungen vorhanden)
Fläche: 303 km² (ungefähr wie München)
Höhe: ca. 60m ü. NN, ziemlich platt
Einwohner: ca. 310.000 (in 2015, davon ca. 10.000 mit Nebenwohnsitz), Tendenz aktuell steigend
Fahrräder: über 500.000, Tendenz ebenfalls steigend
Studenten: über 50.000
Niederschlagsmenge im Jahresmittel: 773 mm
Regentage: ca. 190 (Entweder es regnet oder es läuten die Glocken oder beides. Dann ist Sonntag.)
Jahresdurchschnittstemp.: 9,8 °C
Sonnenstunden pro Jahr: ca. 1580
Bis später, wir haben ja heute noch was vor.
Euer Gonzi