Hi Uli,
uff - das wird ein längerer Aufsatz. Hoffentlich bekommen ich das alles richtig erklärt....
Für Becken ohne Filter braucht man:
Bodengrund (ich würde Sand wegen der größeren Oberfläche bevorzugen)
viele Pflanzen (ein Teil sollte schnellwachsend sein damit sie als Nährstoffkonkurrent zu unerwünschten Algen stehen)
einen passenden Besatz
zu den Pflanzen:
Die verbrauchen Nitrat und betreiben Photosynthese. Die
Photosynthese ist wichtig, weil dadurch Sauerstoff ins Wasser kommt und Co2 verbraucht wird. Nitrat entsteht, weil Abfallprodukte (kaputte Pflanzenteile, Futterreste, Fäkalien...) hauptsächlich in Nitrit umgewandelt wird. (Manche) Bakterien ernähren sich von Nitrit und wandeln dieses in Nitrat um. Nitrit ist für Fische gefährlich, weil es die Sauerstoffaufnahme behindert. Wirbellose nehmen Sauertsoff auf einem anderen Weg auf - für diese ist Nitrit nicht unbedingt eine Gefahr.
Eben diese Bakterien siedeln hauptsächlich in den Filtern und am Bodengrund. Beim HMF ist die braune Oberfläche der eigentliche Filter - nämlich viele Bakterien, die fröhlich vor sich hinpupsen. In einem 'filterlosen' Becken sitzen die Bakterien hauptsächlich im Bodengrund und auf den Pflanzen. Filterlos ist ein technikloses Becken also auch nicht wirklich.
Das Ziel bei solchen Becken ist also, ein Gleichgewicht aus Besatz, die Nitrit, Nitrat, Ammoniak (usw.) erzeugen, Bakterien, die diese Stoffe in Nitrat (usw.) für die Pflanzen umwandeln und eben Pflanzen, die diese Stoffe zusammen mit Licht und Co2 in Sauerstoff für die Tiere und Bakterien umwandeln.
Wenn ein technikoses Becken so weit ist, braucht man eigentlich nur noch das verdunstete Wasser auffüllen. Da so ein Gleichgewicht sich aber erst nach längerer Zeit wirklich einstellen kann (klar - Pflanzen, Bakterien, Besatz usw. müssen sich ja erst einpendeln) muss man gerade zu Anfangs das Becken gut 'einfahren' (also den Bakterien erstmal genug Zeit geben, sich zu bilden) und auch in der Zeit schon regelmäßig Wasser wechseln. Je kleiner das Becken, desto öfter muss man Wasser wechseln. Meine Blumenvase brauchte zu Anfangs jeden Tag 1/2l frisches Wasser, momentan bin ich bei 2-3 Tage Wechselintervall.
Der Bodengrund:
Ich würde Sand bevorzugen, da er erstens den Bakterien eine größere Oberfläche bietet als Kies und zweitens Futter und Mulm (Bakterienkulturen in brauner Pampe) nicht zwischen die Ritzen fällt. In Sand gehören auf jeden Fall Turmdeckelschnecken, da diesen wie Regenwürmer den Sand umgraben und dabei Futterreste, Mulm, abgestorbene Pflanzen usw. fressen und die Wurzeln der Pflanzen so mit Nährstoffen von weiter oben versorgen. Sie verhindern auch ein verdichten des Sandes. In verdichtetem Sand können sich die Wurzeln der Pflanzen nicht ausbreiten und die Pflanzen sterben schlimmstenfalls ab....
Die Tiere:
klar - Turmdeckelschnecken für den Boden. Dann noch z.B. Blasenschnecken - die sind wunderbare Müllmänner (u.a. Algen, Aas, abgestorbene Pflanzen) und tragen so auch zum funktionieren des Beckens bei.
Garnelen stehen als eigentlicher Besatz ganz hinten, da sie auch den (im Vergleich) meisten Müll produzieren, der ja wiederum von den Bakterien.....
Von Fischen rede ich schonmal garnicht - die produzieren in der Regel zu viel Müll für ein Becken ohne Filter im üblichen Sinn... (was nicht heisst, dass nicht doch einige Leute Fischbecken techniklos betreiben, dann aber mit minimalem Besatz an Fischen)
So, jetzt geht mir die Schreiblust aus - aber ich denke, du hast einen ersten Eindruck gewonnen? Ich würde dir raten, einfach mal Google zu fragen - denn mit einer 'Mooskugel gegen Nitrat' ist es nicht getan... Man muss sich schon selbst gründlich in die Materie einlesen - und genau dieser erhöhte Informationsfaktor macht es auch für Anfänger schwierig, filterlose Becken zu betreiben. Wer hat schon Lust, erstmal tagelang zu lesen (und auch den Inhalt zu verstehen!), bevor es endlich losgehen kann...?
Das wird der Grund sein, warum Anfängern immer von techniklosen Becken abgeraten wird.
Übrigens: wenn man ein bisschen Javamoos auf den HMF bindet, wird er ruck zuck zu einer Moosrückwand (oder in meinem Fall zu einer Moosecksäule) mutieren und sich harmonisch ins Becken einfügen.
lg,
Ellen
edit:
hab mal noch ein Vergleichsbild gemacht:
oben - frisch nach dem einrichten
unten - heute
ich bilde mir ein, dass man schon einen kleinen Unterschied sieht, oder? Das Gemüse wirkt imho schon etwas voluminöser...