So Leute,
ich habe mal einen Opener für die neuen F.A.Q.s geschrieben:
Einleitung – oder wofür die F.A.Q. gedacht sind
Wie die Abkürzung F.A.Q. schon sagt, dreht es sich hier im Wesentlichen um die regelmäßig zu Beginn des Garnelenhobbys auftauchenden Fragen, auf die man eine Antwort haben sollte, bevor man einkaufen geht oder das Becken in Betrieb nimmt.
Es ist ausdrücklich nicht die Absicht der F.A.Q. jede Frage erschöpfend zu beantworten oder ein Handbuch der Garnelenhaltung zu sein. Letztendlich beruht jeder Erfolg in diesem schönen, aber auch anspruchsvollen Hobby auf einem Mix aus Geduld, Fachwissen, Erfahrung und Gewissenhaftigkeit. Zu Geduld und Gewissenhaftigkeit kann man nur immer wieder aufrufen, während die Erfahrung im Laufe der Zeit von ganz allein kommt. Auch das Fachwissen wird mit der Zeit automatisch umfangreicher, wenn man sich mit der Materie befasst. Das Grundwissen als Ausgangsbasis muss man sich jedoch in einer kleinen Fleißanstrengung aktiv erarbeiten, wenn man Spaß und Erfolg haben möchte.
Auch dürfen andere Forenmitglieder erwarten, dass ein hilfesuchender User sich zumindest mit den Grundlagen des Hobbys auseinandergesetzt hat, wenn er im Forum Fragen stellt. Die ist ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung, und erleichtert außerdem die Diskussion, denn mit der gleichen Sprache verläuft ein Gespräch deutlich effektiver für alle Beteiligten. Hier möchten die F.A.Q. dazu dienen, einen gemeinsamen Abholpunkt für die Forennutzer zu schaffen, der allen das Forenleben erleichtert.
Daher hier die Bitte: Nehmt euch am Anfang die Zeit die F.A.Q.´s zu lesen, und fragt gerne nach, wenn ihr etwas nicht gleich versteht. Viele Fragen sind nach dem Lesen schon geklärt. Es ist gut investierte Zeit, wenn ihr euch ernsthaft mit der Garnelenhaltung beschäftigen wollt.
Grundsätzliches zur Garnelenhaltung
Es wird häufig behauptet, dass Garnelen absolut anspruchslose, ja sogar einfache Pfleglinge wären. Das klingt natürlich verlockend, denn wer hätte nicht gern ein schönes Aquarium mit schönen Tieren, die wenig Arbeit machen?
Leider ist dies Behauptung aber falsch, denn wie jedes Lebewesen haben die Garnelen sich an ihren natürlichen Lebensraum perfekt angepasst, besetzen also eine ökologische Nische, deren Umweltbedingungen sie
zwingendzum Leben benötigen.
Die Aufgabe des Garnelenhalters besteht also immer darin, den Lebensraum der Tiere in seinen Hauptmerkmalen so gut es eben geht zu simulieren, und das mit möglichst wenig Kompromissen.
Wir Menschen können auch im Weltraum überleben, das allerdings nur mit beträchtlichem Aufwand.
Mit den Garnelen ist das ähnlich, allerdings sind sie so nett, dass sie relativ wenig zum Leben benötigen, was es uns erleichtert sie in unseren Aquarien zu pflegen. Man muss sich an dieser Stelle ganz klar vor Augen führen und es auch verinnerlichen, dass die Grundbedürfnisse der Tiere nicht verhandelbar sind. Auch die Annahme, dass die Naturgesetze bei einem selbst gerade jetzt eine Ausnahme zu machen bereit sind, ist leider nur Wunschdenken und sollte vermieden werden, da sie immer in Misserfolg führt.
Wie groß soll das Becken sein?
An der Frage nach der Beckengröße scheiden sich immer wieder die Geister. Nach oben setzt eigentlich nur der verfügbare Platz in der Wohnung Grenzen, nach unten werden die Grenzen durch die Bedürfnisse der Tiere und die Fähigkeiten des Halters gesetzt. Auch wenn Garnelen gerne schwimmen, gehen sie doch die meiste Zeit zu Fuß ihrem Tagwerk nach. Als Decapoden, also Zehnfüßer vielleicht auch keine schlechte Idee. Für uns als Halter hat das den Vorteil, dass sie, anders als viele Fische, kein Becken benötigen, welches Ihnen das Schwimmen auch über eine längere Strecke ermöglicht. Wir können also ein kleineres Becken verwenden. Das spart Platz und senkt die Kosten in Anschaffung und Betrieb (wenigstens ein Bisschen). Jedoch werden Aquarien umso empfindlicher, je kleiner sie sind. Für einen Anfänger sind sie daher nicht zu empfehlen.
Um als Anfänger sinnvoll Garnelen halten zu können, sind unserer Meinung nach 20 Liter das absolute Minimum. Sicher gibt es Halter, die Tiere auch in einer großen Vase oder in einem 10L Würfel halten, jedoch sind das Spezialfälle, die ein gewisses Maß an Erfahrung und Hintergrundwissen erfordern. Daher konzentrieren wir uns in den F.A.Q. auf die handelsüblichen Komplettsets ab 20L bzw. das 25L Standardbecken als Grundlage für den Einstieg.
Welche Garnelen will ich halten?
Der Frage, welche Garnelen gehalten werden sollen, kommt für die Einrichtung des Becken bzw. der Anschaffung der notwendigen Ausrüstung eine wesentliche Bedeutung zu.
Wir erinnern uns, dass die Aufgabe des Halters darin besteht, die natürlichen Umweltbedingungen für die Tiere möglichst gut nachzubilden. Kommen die Tiere aus einer sehr komplexen Umgebung, steigt der Aufwand, die Umweltbedingungen nachzubilden.
Grundsätzlich reicht es für den Anfang, zwischen Weichwassergarnelen, den Garnelen, die etwas härteres Wasser bevorzugen und den Garnelen die sehr variable Wasserwerte tolerieren zu unterscheiden. Es wird zwar häufig behauptet, dass Garnelen der Gattung Caridina weiches Wasser benötigen, während die Tiere der Gattung Neocaridina mit fast allen Wasserwerten klarkommen. Dies ist so leider nur teilweise korrekt, denn die Gattung Caridina ist die artenreichste Gattung und umfasst somit Weichwassergarnelen, Garnelen mit dem Wunsch nach leicht härterem Wasser über Tiere, die relativ hartes Wasser tolerieren, bis hin zu den Meerwassergarnelen. Man sieht, es wäre zu optimistisch, eine Garnelen pauschal in weiches Wasser zu packen nur, weil sie Caridina im Familiennamen hat.
Daher unbedingt in den Artensteckbrief der Wunschgarnelen schauen, und dort die Wasserwerte ermitteln. Auch die Seiten einschlägiger Händler geben hierfür einen Anhaltspunkt. Man sollte jedoch im Hinterkopf haben, dass die Angabe der Wasserwerte von x bis y nur den Bereich wiedergibt, in dem die Tiere überleben können. Ob sie sich dabei auch wohlfühlen und fleißig vermehren wollen, steht aber auf einem ganz anderen Blatt. Also, genau hingucken und im Zweifelsfall die Mitte des möglichen Toleranzbereichs anpeilen.
Für den Anfänger sind Garnelen der Gattung Neocaridina ein guter Einstieg. Im Regelfall nehmen sie das Wasser über einen weiten Wertebereich dankbar an, so dass die Chancen gut sind, dass es mit dem verfügbaren Leitungswasser klappt, und man sich so eine aufwendige Wasseraufbereitung ersparen kann. Soweit klingt das jetzt schon super, gell? Da gibt es aber noch einen Haken: Oft wird dieses vermeintliche Anspruchslosigkeit der Neocaridinas auch mit Robustheit gleichgesetzt. Bitte hier nicht auf die Idee kommen, dass die Neocaridinas weniger Pflege oder Aufmerksamkeit brauchen als andere, vermeintlich kompliziertere Arten. Nur das Drumherum ist für den Halter mit ihnen einfacher.
Die Tiere selbst wollen genauso gepflegt, gefüttert und mit frischem Wasser versorgt werden wie alle anderen Arten auch.
Damit wurde der Anfang von mir gemacht. Jetzt ist das Forum dran.
VG vom Himalaya
Yeti