Es geht nicht um Meinungen, es geht um einen Sachverhalt - in diesem Fall die Diffusion.Und wie kommt das Blut eines Wassertieres zu einer Sauerstoffübersättigung?
Tut mir leid, dass meine leichte Vacuum-Wasseraufbewahrung so unterschiedliche Meinungen aufbricht.
Wenn du zwei Flüssigkeiten mit unterschiedlichen Gasgehalten hast und diese Flüssigkeiten miteinander in Berührung kommen (z.B. durch eine Membran (Kiemen)), entsteht ein (Partial-)Druckgefälle, das durch das Diffundieren der Gase von der Flüssigkeit mit viel Gas in die Flüssigkeit mit wenig Gas ausgeglichen wird.
Ist also im Aquarienwasser mehr Gas als im Fisch, diffundiert es in ihn hinein.
Ist die Sättigungsgrenze seines Blutes überschritten, aber der Gasgehalt des Wassers immer noch höher, als der seines Blutes, beginnt das Gas in ihm auszuperlen, weil es nicht in das Wasser mit dem höheren Partialdruck zurück diffundieren kann.
Wir haben in der Uni immer in allen Hälterungsbecken Wasser direkt über den Wasserhahn aus der Leitung gewechselt. Wasser raus, Gardenaschlauch eingehangen, Wasser marsch. Wir hatten nie Probleme mit der Gasblasenkrankheit, egal bei welchen Fischen
"Wir haben immer ..." ist immer so eine Sache ...
In diesem Fall halte ich dagegen: Ich habe schon Tiere mit Gasblasenkrankheit gesehen. Sehr selten, aber mehr als einmal (und Gott sei Dank nicht in meinen Becken).
Das letzte Mal war letztes Jahr bei jemandem der versucht hat, seine Corys über regelmäßige Kälteschocks zum Ablaichen zu bewegen.
Blasen zwischen den Flossenstrahlen, Gas in den Schuppentaschen (die typische Tannenzapfenoptik, die dann gern als Schruppensträube fehldiagnostiziert wird), schwere Aszidose. Die Tiere wiesen bei mikroskopischen Untersuchungen keinen ungewöhnlichen Bakterienbefall auf.
Vielleicht müßte man sich auch mal darüber unterhalten, wann (!) die Gasblasenkrankheit beginnt.
Erst wenn man die Blasen am Tier sieht?
Oder schon viel früher, wenn das Tier z.B. bei leicht erhöhten Gaswerten nicht mehr in der Lage ist, dass CO2, dass durch seinen Stoffwechsel entsteht, wieder an das Wasser abzugeben.
Jede Erhöhung des CO2 Wertes im Blut führt zu Gewebeschäden. Viele kleine Gewebeschäden schwächen das Tier, machen es anfälliger für Infektionen.
Am Ende sieht der Aquarianer die Infektion und kommt nie dahinter, warum seine Tiere krank geworden sind.
Ist das dann Sekundärfolge der Gasblasenkrankheit, obwohl wir nie Blasen gesehen haben?
Vielleicht sollte man nicht vergessen, das "Krankheiten" (im weitesten Sinne, denn eigentlich ist die "Gasblasenkrankheit," ein Problem physikalischen Ursprungs) immer Prozesse sind, die unterschiedliche Stadien durchlaufen. Aus meiner Sicht gehört jedes Stadium zur Krankheit.
Meiner Meinung nach wird da mit Halbwissen (mal wieder) Panik verbreitet. Die Gasblässchen im Wasser sieht man, und dann werden Probleme/Auffälligkeiten bei den Fischen damit in Verbindung gebracht. Dann noch eine Krankheit, die es wirklich gibt, und schon ist ein neuer Mythos geboren, der fleißig weiterverbreitet wird.
Das ist sicherlich in vielen Fällen so und man sollte das nie aus den Augen verlieren.
Die Gefahr dabei ist allerdings, dass wir Menschen nun mal so gestrickt sind, dass wir eine einfache "Erklärung" lieber akzeptieren, als uns mit hochkomplexen Sachverhalten auseinander zu setzen.
Auch das sollte man nicht aus den Augen verlieren ...
VG
Karin