Hallo,
in letzter Zeit beobachte ich im Forum interessante Diskussionen, wo immer wieder auf die Wichtigkeit von Wassertests hingewiesen wird. Oft entzündet sich die Diskussion hierbei in Threads, die ich in Gedanken immer "Anfänger-Problemthreads" nenne. Bemerkenswerter Weise findet sich an einem Punkt der Diskussion dann immer irgendein Beteiligter, der zur unbedingt erforderlichen Anschaffung diverser Wassertests rät, weil es ohne diese ja nicht wirklich geht.
Häufig kann ich mich dann eines etwas gemischten Bauchgefühls nicht erwehren, dass sich viele Aquarianer gar keine Gedanken darüber machen, was sie denn da eigentlich messen, warum sie es messen und vor allem,wie die Werte zu interpretieren sind.
Während dieser Beobachtung habe ich mich gefragt, warum gerade die Anfänger in unserem Hobby so bereitwillig auf Wassertests anspringen, obwohl diese nun wahrlich genug Geld kosten.
Meine einzige Erklärung hierfür ist, dass aufgrund der Fülle von neuen Informationen und der zwangsläufig damit verbundenen Unsicherheit nach etwas gesucht wird, was den Eindruck von Sicherheit und Absolutheit vermittelt.
Was könnte mehr von sich behaupten absolut und eindeutig zu sein, als das die Mathematik mit ihren Zahlen tut?
Leider muss ich jetzt an dieser Stelle ein wenig gemein sein und diese Illusion zerstören, aber es lohnt sich aus meiner Sicht auf jeden Fall, den eigenen Umgang mit Meßwerten zu hinterfragen und ggf. anzupassen.
Man muss der Yeti-Philosophie ja nicht unbedingt folgen, aber hier ist sie trozdem:
Einige hier wissen ja, dass ich nicht nur ein weißes Yeti-Fell, sondern auch den weißen Kittel des Medizinmannes mein Eigen nennen darf.
Untersucht man nun einen Patienten, so steht am Ende der Untersuchung ein Befund. Das ist nichts anderes, als wenn man im Aquarium einen Wasserwert misst: Am Ende steht ein Zahlenwert, der Befund.
Jetzt kommt aber das hüpfene Komma: Ein Befund ist als solches wertneutral.
Mal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Befund ist wertneutral.
Ob das nun schlimm für den Patienten ist oder nicht, zeigt erst die Diagnose, also die Auswertung und Bewertung des Befunds.
Für das Aquarium bedeutet dies, dass ein gemessener Wert erst durch seine Bewertung eine Bedeutung (egal ob gut oder schlecht) bekommt.
Hier kommt jetzt die Herausforderung und ggf. der Showstopper, denn wenn ich nicht in der Lage bin einen gemessenen Wert einzuschätzen, zu bewerten und daraus eine Behandlung, ähm Maßnahme am Aquarium abzuleiten, hat mir die ganze Messerei nichts gebracht, außer einem Loch im Geldbeutel.
Also nützt es mir nichts, wenn ich alle möglichen Werte zwar messe, aber sie vielleicht nicht zu meinen Fragen passen oder ich sie nicht interpretieren kann. Dummerweise gibt es bei der ganzen Geschichte nur das Problem, dass die Messwerte, es sei denn wir reden hier von Werten, die für die Bewohner des Aquariums eindeutig tödlich sind, nicht immer eindeutig sind.
15mg/L Nitrat in einem Pflanzenbecken stellen z.B. nicht wirklich ein Problem dar, sondern gehören zum Wohl der Pflanzen da einfach hin.
15mg/L Nitrat in einem Malawi-Buntbarsch-Becken, wo es nur Holz und Steine gibt, weil die Fische die Pflanzen mit Hingabe zerlegen, sind schon eine Nachfrage wert. Besonders, wenn im Wechselwasser kein Nitrat vorliegt.
Man sieht, der Zahlenwert ist absolut gleich, aber im Kontext völlig anders zu bewerten.
Deswegen sollte vor jedem Kauf eines Testkits die Frage stehen:
1. Welche Frage kann mir der Test ggf. beantworten?
2. Welchen Erkenntnisgewinn kann ich aus dem Messwert ggf. ziehen?
3. Wenn ich den Messwert habe, was würde welcher Wert für meine Situation bedeuten?
Ohne Antworten auf diese Fragen, bleibt der Messwert leider eine nur Zahl, ohne Aussagekraft.
Später werde ich auch noch ein wenig über die Eigenschaften und Einschränkungen verschiedener Wassertest erzählen, damit wir auch da noch diskutieren können, aber für den ersten Post soll es mal genug sein. Ist eh schon wieder lang genug geworden.
VG vom Himalaya
Yeti
in letzter Zeit beobachte ich im Forum interessante Diskussionen, wo immer wieder auf die Wichtigkeit von Wassertests hingewiesen wird. Oft entzündet sich die Diskussion hierbei in Threads, die ich in Gedanken immer "Anfänger-Problemthreads" nenne. Bemerkenswerter Weise findet sich an einem Punkt der Diskussion dann immer irgendein Beteiligter, der zur unbedingt erforderlichen Anschaffung diverser Wassertests rät, weil es ohne diese ja nicht wirklich geht.
Häufig kann ich mich dann eines etwas gemischten Bauchgefühls nicht erwehren, dass sich viele Aquarianer gar keine Gedanken darüber machen, was sie denn da eigentlich messen, warum sie es messen und vor allem,wie die Werte zu interpretieren sind.
Während dieser Beobachtung habe ich mich gefragt, warum gerade die Anfänger in unserem Hobby so bereitwillig auf Wassertests anspringen, obwohl diese nun wahrlich genug Geld kosten.
Meine einzige Erklärung hierfür ist, dass aufgrund der Fülle von neuen Informationen und der zwangsläufig damit verbundenen Unsicherheit nach etwas gesucht wird, was den Eindruck von Sicherheit und Absolutheit vermittelt.
Was könnte mehr von sich behaupten absolut und eindeutig zu sein, als das die Mathematik mit ihren Zahlen tut?
Leider muss ich jetzt an dieser Stelle ein wenig gemein sein und diese Illusion zerstören, aber es lohnt sich aus meiner Sicht auf jeden Fall, den eigenen Umgang mit Meßwerten zu hinterfragen und ggf. anzupassen.
Man muss der Yeti-Philosophie ja nicht unbedingt folgen, aber hier ist sie trozdem:
Einige hier wissen ja, dass ich nicht nur ein weißes Yeti-Fell, sondern auch den weißen Kittel des Medizinmannes mein Eigen nennen darf.
Untersucht man nun einen Patienten, so steht am Ende der Untersuchung ein Befund. Das ist nichts anderes, als wenn man im Aquarium einen Wasserwert misst: Am Ende steht ein Zahlenwert, der Befund.
Jetzt kommt aber das hüpfene Komma: Ein Befund ist als solches wertneutral.
Mal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Befund ist wertneutral.
Ob das nun schlimm für den Patienten ist oder nicht, zeigt erst die Diagnose, also die Auswertung und Bewertung des Befunds.
Für das Aquarium bedeutet dies, dass ein gemessener Wert erst durch seine Bewertung eine Bedeutung (egal ob gut oder schlecht) bekommt.
Hier kommt jetzt die Herausforderung und ggf. der Showstopper, denn wenn ich nicht in der Lage bin einen gemessenen Wert einzuschätzen, zu bewerten und daraus eine Behandlung, ähm Maßnahme am Aquarium abzuleiten, hat mir die ganze Messerei nichts gebracht, außer einem Loch im Geldbeutel.
Also nützt es mir nichts, wenn ich alle möglichen Werte zwar messe, aber sie vielleicht nicht zu meinen Fragen passen oder ich sie nicht interpretieren kann. Dummerweise gibt es bei der ganzen Geschichte nur das Problem, dass die Messwerte, es sei denn wir reden hier von Werten, die für die Bewohner des Aquariums eindeutig tödlich sind, nicht immer eindeutig sind.
15mg/L Nitrat in einem Pflanzenbecken stellen z.B. nicht wirklich ein Problem dar, sondern gehören zum Wohl der Pflanzen da einfach hin.
15mg/L Nitrat in einem Malawi-Buntbarsch-Becken, wo es nur Holz und Steine gibt, weil die Fische die Pflanzen mit Hingabe zerlegen, sind schon eine Nachfrage wert. Besonders, wenn im Wechselwasser kein Nitrat vorliegt.
Man sieht, der Zahlenwert ist absolut gleich, aber im Kontext völlig anders zu bewerten.
Deswegen sollte vor jedem Kauf eines Testkits die Frage stehen:
1. Welche Frage kann mir der Test ggf. beantworten?
2. Welchen Erkenntnisgewinn kann ich aus dem Messwert ggf. ziehen?
3. Wenn ich den Messwert habe, was würde welcher Wert für meine Situation bedeuten?
Ohne Antworten auf diese Fragen, bleibt der Messwert leider eine nur Zahl, ohne Aussagekraft.
Später werde ich auch noch ein wenig über die Eigenschaften und Einschränkungen verschiedener Wassertest erzählen, damit wir auch da noch diskutieren können, aber für den ersten Post soll es mal genug sein. Ist eh schon wieder lang genug geworden.
VG vom Himalaya
Yeti