Hallo,
ich klinke mich mal ganz kurz ein:
Hallo
@Mephistopheles, das sehe ich auch so, einige Dinge sind festeingefahren. Am Anfang waren nur Deutschland, Japan und Taiwan die Länder, wo Zwerggarnelen beliebt sind. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich mit den Garnelen anfing und von Bekannten gefragt wurde: "Wie lange dauert es bis sie ausgewachsen sind?". Meine Antwort, dass sie bereits ausgewachsen sind, verursacht Unverständnis, wo der Reiz bei so wenig "Fleisch" liegen soll.
Mittlerweile ziehen auch nehr Länder nach, so dass der Kreis der Garnelenhalter immer mehr zunimmt. Man erfährt immer Neues und Dank des Internets und moderner Technik ist die Haltung auch zunehmend einfacher.
Diese Aussage geht, meiner Meinung nach, an der Wirklichkeit vorbei, denn wenn man sich schon länger mit der Garnelenhaltung beschäftigt, dann hat man den Garnelenhype entweder in Gänze oder auch noch im Ausklingen miterlebt.
Jetzt zu sagen, dass Garnelen langsam in Mode kommen ist daher, etwas unverständlich.
Die Garnelenszene ist inzwischen deutlich hinter dem Gipfel angelangt, das sieht man allein schon an der Abnahme von Foren, Publikationen oder Championaten. Davon gab es mal richtig viele. Es gab sogar Shops, deren ganzes Sortiment nur aus Garnelen bestand. Etwas, wovon heute kein Shop mehr allein existieren kann.
Oder wenn man sich einmal die Namen der Züchter hochwertiger, aus Asien importierter Stämme ins Gedächtnis ruft, die jeder alte Hase kennt, oder sogar noch in seinen eigenen Becken seit fast 10 Jahren pflegt, die aber bei den jüngeren Garnelenhaltern unbekannt sind.
Viele dieser Halter/Züchter waren hier im Forum auch sehr aktiv, sind es aber heute nicht mehr bzw. sind stille Leser, da die für sie spannenden Fragen in den Foren heute nicht mehr diskutiert werden, bzw. der Erfahrungsaustausch wie er beim Betreten von Neuland, und das war es damals, erforderlich war. Und mal ehrlich: Zum drölftausendsten Mal die Wasserwerte für Neocaridina aufzuschreiben, weil ein Anfänger, anstatt den Leitfaden und den Artensteckbrief zu lesen, lieber einen Thread aufmacht, der nach 2 Posts dann verwaist, ist auch nicht so spannend, wenn man in seiner eigenen Anlage schon seit Jahren deutlich weiter ist.
Heute funktioniert Garnelenhaltung schon einfach und fast nach Fahrplan, da es alle Hilfsmittel bereits gibt. Wenn es nicht funktioniert, liegt es meisten an den Haltern, die es sich zu einfach machen und glauben auch die Sorgfalt weglassen zu können bzw. so von sich eingenommen sind, dass sie meinen alles völlig anders (und natürlich viel besser) machen zu müssen.
Manchmal gehen Dinge aber auch schief, weil es simples Pech war.
Ich sehe an diesem Thread hier allein schon die Zahl 700 kritisch, denn es geht (anders als in der kommerziellen (Speise)garnelenzucht) nicht um Ausbeute oder marktwirtschaftliche Gesichtspunkte, wenn man dieses Hobby züchterisch ernsthaft betreibt.
Wenn man mal in die Anlagen von Züchtern geht, die die Zucht aus Liebhaberei, abseits kommerzieller Überlegungen betreiben, so wird man feststellen, dass es in den Becken mit den Hochwerttieren sehr leer zugeht. Nicht, weil diese Züchter nicht auch mehr Tiere züchten könnten, sondern weil sie sehr strenge Selektionsmaßstäbe anlegen. Außerdem ist Garnelenhaltung so einfach geworden, dass man selbst Taiwaner für unter 5 € das Tier bekommt (Ich habe für meinen Taiwanerstamm damals noch 25€ pro Tier bezahlt). Und was waren damals Tais der Traum schlafloser Nächte eines manchen, finanziell nicht so liquiden, Garnelenhalters.
Was bedeutet das also für mich? Ganz einfach: Ich betreibe meine Becken so, dass meine Stämme sich selbst erhalten bzw. minimal wachsen, da ich keine Neigung verspüre meine Tiere, eben weil es sie inzwischen in großer Zahl am Markt gibt, zu verramschen. Das Geld ist mir dabei eigentlich ziemlich egal, obwohl es natürlich während des Tai-Hypes für 2-3 Jahre sehr angenehm war, dass sich das Aquaristikhobby selbst finanziert hat, sondern weil es doch eine Wahrheit ist, dass der Respekt und die Sorgfalt im Umgang mit den Tieren bei den Meisten abnimmt, je weniger sie investieren mussten.
Früher konnte man den Preis eine Tiers auch "Schutzgebühr für das Tier" verstehen, das funktioniert heute leider nicht mehr so gut. Unabhängig davon verschenke ich immer noch gern mal Tiere an einen Einsteiger (Schüler) aus meinem Umfeld, wenn ich das Gefühl habe, dass es den Tieren dort gutgehen wird, und ich dem Einsteiger den Start erleichtern möchte.
In Anbetracht der ganzen historischen Entwicklung, die ich mir in gut 10 Jahren aktiver Garnelenhaltung und fast 7 Jahren als Moderator hier im Forum anschauen durfte, bin ich inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Garnelenhaltung inzwischen hinlänglich abgesteckt und belegt sind.
Auch ist alles erforderliche Zubehör in guter Qualität und preislich erschwinglich marktverfügbar.
Natürlich kann man sich jetzt als Neuling selbst einen Meilenstein setzen (und wenn es 700 Garnelen sind), den man für sich gern erreichen möchte, aber ob das automatisch bedeutet, dass man jetzt die Garnelenhaltung revolutionieren kann, weil man ja alles anders, besser, genauer, machen wird, als alle erfolgreichen Halter und Züchter davor, sei einmal dahingestellt.
Ich glaube nicht wirklich, dass die Züchter, die vor Jahren teilweise noch Japan-Stämme zum Preis eines Gebrauchtwagens direkt und auf eigenes Risiko importiert und erfolgreich weiter gezüchtet haben so falsch lagen.
VG vom Himalaya
Yeti