Moin,
ich weiß, ich verderbe immer ein wenig den Spaß, aber seht es mir mal nach ...
Da tägliche Themen wie "Hilfe, meine Garnelen sterben", "Hilfe, meine Garnelen schwimmen im Kreis (links oder rechtsdrehend?)", "Hilfe, kann ich mehr als 12 Arten in meinem 5l-Würfel halten?" und "Hilfe, wenn eine Art die andere verdrängt, wo drängt letztere hin und hält es die Scheibe aus?" zur beliebtesten Kurzweil hier führen, möchte ich zumindest auf dieses Thema hier kurz eingehen ... und ich möchte es einfach halten und keine hochwissenschaftliche Tipperei hier daraus machen. Seht es mir also bitte nach, wenn jeder sich selber dort einlesen möge.
Immer wenn das Thema "Verdrängung" auf dem Tisch liegt, kommen auch zwangsläufig Worte wie "Pheromone", "Lockstoffe", "Duftstoffe" und/oder "Hormone" zum Einsatz.
Bitte, es ist nicht böse gemeint, aber das liest sich so, als unterhielten sich Blinde über die Farbe des Himmels - versteht das bitte nicht falsch.
Dieses Thema ist mehr als komplex, und ich wage zu bezweifeln, dass auch nur einer von uns, und da schließe ich mich mit ein (da es überhaupt nicht unser Gebiet ist), annähernd eine verläßliche Aussage zu treffen vermag.
1. Um was für "Hormone" reden wir überhaupt - lapidar gesagt, es gibt alleine drei Hauptstoffklassen bei Hormonen: Aminosäurederivate, Peptide und Proteine, Isoprenoide (Terpene und Steroide).
2. Sind die hier betrachteten Gattungen, Arten, Standortvarianten so evolutionär so differenziert, dass Hormone anderer Tiere rezeptorisch nicht mehr wahrgenommen werden können?
3. Wie komplex ist der Vorgang der Begattung wirklich?
Wie gesagt, heute ist Sonntag, der Kuchen wartet, ich kürze mal ab ...
Alleine der Vorgang der Häutung, welcher ja der Begattung zwangsläufig vorangehen muß, ist so komplex und so viele Hormone spielen dabei eine Rolle, dass alleine diese Betrachtung jeglichen Rahmen sprengen würde. Das Problem, welches wir haben, liegt in der ausschnittsweisen Betrachtung und Untersuchung der Dekapoden.
Es ist bereits in der Vergangenheit hier im Forum öfter auf eine Literatursammlung hingewiesen worden, die recht interessante Ansätze enthält. Legt man beispielsweise die Arbeiten von Delayed metamorphosis in decapod crustaceans: evidence and consequences.“ Anger, K., Gebauer, P., Paschke, K.; Revista Chilenia de Historia Natural, 76, 2003: 169-175 zugrunde, so erfährt man, dass Metarmorphose- und Häutungsstimuli bei Dekapoden durch eine Vielzahl von Parametern bestimmt werden.
Dazu gehören
- wasserchemische Stimuli
- pflanzenchemische Stimuli
- Bodensedimente
- Gerüche von Artgenossen (!) - Ja, bei einigen Krebsarten verkürzt die "Nähe" adulter Tiere die Häutungsintervalle kleinerer Tiere, dies wurde bereits mehrfach untersucht (z.B. Gebauer, 1998, 2002).
Mir sind derzeit leider keine Untersuchungen bekannt, welche die hier von uns betrachteten Arten betreffen - sollte jemand da auf dem neuesten Stand sein, wäre ich für Information sehr dankbar.
Wenn also wie bei bestimmten Gattungen ein adultes Männchen z.B. die Häutungsintervalle juveniler Tiere beeinflußt, wie sieht das dann zwischen Tieren einer biologisch eng "verwandten" Art aus? Welche Faktoren spielen noch eine Rolle, neben den ominösen "Pheromonen"? Nahrungskonkurrenz, bedingt durch unterschiedliche larvale Stadien? Unterschiedliche Ansprüche hinsichtlich der Physiologie z.B während der Ecdysis, speziell beim Calcium- und Magnesiumstoffwechsel während der Häutung? Befriedigt unser "Wasser" also alle Ansprüche der unterschiedlichen Arten gleich (Stichwort: Die Calciumaufnahme hängt von der Konzentration des umgebenden Milieus ab. Im Wasser mit hoher Calciumkonzentration (> 6 mmol/l) kommt es in der Vorhäutungsphase zu einem vermehrten Calciuminflux; in Wasser mit geringerer Calciumkonzentration kommt der Calciumeinstrom nahezu zum Erliegen (Neufeld und Cameron, 1994a; Neufeld und Cameron, 1994b).
Also, wenn bei (leider) so vielen verschiedenen untersuchten Dekapoden so viele verschiedene und teils miteinander verwobene Auslöser für die Häutung bzw. deren Intervalle eine Rolle spielen, wer vermag da eine definitive Antwort auf unsere Fragestellung geben? Ich kann es nicht und ich werde mich hüten, dazu eine Aussage zu machen.
Was bleibt? Ich kann es darauf ankommen lassen und es "empirisch" beobachten ... ich werde hier einen Teufel tun und behaupten, dass es nicht funktioniert!
Oder ich kann in mich gehen (oftmals ein weiter Weg) und mich fragen, ob ich unbedingt irgendwelche Arten miteinander vergesellschaften muss (wenn ich was buntes will, kann ich auch Lego-Klötze ins Becken legen). Geht es mir "um die Optik", oder interessiert mich die Biologie einer bestimmten Art?