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Sinterglas - Infos

Hey Dirk, danke (und danke Bernhard)!

Jetzt brechen die verdrängten Erinnerungen des Studiums wieder durch die "geistigen Barrikaden" ;)
 
Moin!

Sorry, daß ich den Thread nochmal hochhole, ich denke er passt am Besten...

Ich habe nämlich heute herausgefunden, daß Sinterglas eben nicht wasserneutral ist.

Nachdem ich gerade ein Becken umgebaut und eins neu eingerichtet habe - beide mit aufgehärtetem Osmosewasser - habe ich eher zufällig als "Vergleichsprobe" zum sehr silikathaltigen Leitungswasser hier in beiden Becken den Silikatwert gemessen.
Danach begann eine Suche nach den möglichen Übeltätern dieses Silikatwert-Anstiegs, denn eigentlich sollte der Wert ja in beiden Becken nahe 0 liegen...

Ich bin dann irgendwann per Ausschlußverfahren und zugehörigem Testen beim Inhalt der Außenfilter gelandet: verschiedene Sinterglasmaterialien wie Siporax, Eheim Substrat und Dennerle Turbo Perlen. Also habe ich jeweils eine Handvoll dieser Materialien in reines Osmosewasser gegeben. Die Kontrollprobe ergab dort einen Leitwert von 15µS/cm und einen Silikatwert (JBL-Test) von 0,4mg/l. Osmosemebranen haben nur eine Rückhaltequote bei Silikat von 85-90% und das Leitungswasser hier ist wie gesagt recht belastet mit dem Zeug. Daher der Rest von 0,4mg/l.

Ich habe jeweils eine Wassermenge von ca. 0,2l in mehreren Gefäßen mit besagter "Handvoll" Material angesetzt und wenige Stunden stehen lassen. Das Ergebnis war eindeutig: Leitwerte zwischen 150 und über 400µS/cm bei den verschiedenen Proben, außerdem durch die Bank Silikatwerte jenseits der Testskala des JBL-Tests (>6mg/l).

Sicher kennen viele das hartnäckige "Forengerücht", daß Siporax und andere Sinterglas-Materialien das Wachstum von Algen begünstigen. Auf dem Hintergrund dieser kleinen Testreihe wird das durchaus plausibel. Denn Silikat bzw. Kieselsäure lässt im Prinzip Kieselalgen entstehen, welche wiederum anderen, höheren Algen als Nahrungsgrundlage dienen. Meerwasseraquarianer können davon ein Lied singen, das Thema ist dort sehr präsent. Im Süßwasserbereich aber noch nicht wirklich angekommen. Ich bin da ehrlich gesagt auch erst sensibilisiert, seitdem ich hier auch noch ein Meerwasserbecken betreibe.

Ich hatte in der Vergangenheit gerade in den nährstoffarmen Garnelenbecken sehr oft und stark mit Fadenalgen zu kämpfen. In allen diesen Becken hatte ich entweder Außenfilter mit Sinterglas in Betrieb, oder zumindest Sinterplaces mit im Becken. In dem gerade neu aufgesetzten Bee-Becken geht es auch schon wieder langsam los. Ich werde das Sinterglas nun dort aus dem Filter verbannen und gegen Mattenwürfel ersetzen. Die Sinterplaces kommen auch raus... wenn die Fadenalgen dann nachlassen hab ich endlich meinen Schuldigen gefunden. Und den suche ich schon sehr lange...

Ich werde berichten, was dabei herauskommt.

Viele Grüße,
Bernhard
 
Hallo :)

Ich begann gerade zu überlegen, ob ich meinen Mini-Söchting-Oxydator oben mit ein paar Sinterglasfutzeln beklebe und die dann bemoose... also ein Oxydator-Sinter-Bäumchen draus mache. Jetzt warte ich mal ab, was du weiter berichtest.

Danke!

Lieben Gruß

Kirsten
 
Hallo Bernhard,

Vielen Dank für Deinen Test.
Ich habe es noch nie gehört, das Siporax Silikate abgibt, aber werde das natürlich auch nicht anzweifeln, was Du herausgefunden hast. Dafür fehlt mir das Wissen um die chemische Zusammensetzung und Wirkung von Sinterglas. Aus meiner Sicht allemal ein interessanter Denkansatz und weitere Tests wert.

Lediglich bei den Schlussfolgerungen gehe ich nicht ganz konform.
Hohe Silikatwerte fördern Kieselalgen. Soweit korrekt. Aber weitergehend passiert da nix.
Algen sind Pflanzen. (Außer Cyanos/Blaualgen die eigentlich Bakterien sind.) Diese ernähren sich nicht von anderen Algen, sondern sind auf Photosynthese angewiesen.
Beim Meerwasser kann ich nicht mitreden, aber grundsätzlich sollte es ähnlich ablaufen. Mag sein, dass dort Kieselalgen problematischer sind, weil sie für andere Organismen (Plankton) als Nahrung dienen.

Es ist daher (für mich) gut vorstellbar. dass Sinterglas Kieselalgen fördern. Fadenalgen und andere Algen haben sicher andere Ursachen. Möglicherweise eine "zu gute" Filtrierung des Wassers und ein daraus resultierendes Nährstoffungleichgewicht.

Ich bin aber weiter auf folgende Berichte gespannt. Also bleib dran.

Viele Grüße aus Koblenz,
Kay
 
Wieso soll Siporax Silikate abgeben? Woher soll das Silikat kommen? SiO2 ist eines der verwitterungsbeständigsten Materialien, die es gibt.
Höchstens das Füllmaterial der Poren, welches dann ausgebrannt oder gewaschen wird und daher nicht mehr da sein sollte, könnte Schuld sein.
 
Moin,

sorry, hatte oben vergessen zu schreiben, daß ich in den Becken eben hohe Silikatwerte gemessen habe, wo der Wert bei 0 hätte liegen müssen. Daher habe ich dann nach der Quelle gesucht.

Kay, die Rolle von Silikat und Kieselalgen ist in der Süßwasser-Aquaristik und auch der dazugehörigen Literatur noch ein unbeschriebenes Blatt. In der Meerwasseraquaristik ist man da viel weiter. Bevor ich mich mit letzterem befasst habe, war mir das auch nicht bewusst.
Kieselalgen sind Nährboden für andere, höhere Algen. Ich kann nach dem Wochenende (bin unterwegs) gerne mal die betreffenden Textstellen in der einschlägigen Meerwasser-Aquaristik-Literatur raussuchen, die dies bezeugen.

Rummsi, es ist naheliegend, daß Sinterglas Silikate abgibt. Die Löslichkeit von Siliziumdioxid ist davon abhängig, wie es auf molekularer Ebene angeordnet ist. Bei Glas - und eben auch Sinterglas - ist es amorph, also "unordentlich". Jetzt könnte man meinen, daß die Beckenscheiben auch Silikat abgeben. Fensterglas ist aber durch verschiedene Metalloxide stabilisiert.
Sinterglas ist es nun anscheinend nicht, obendrein ist bei Sinterglas die Oberfläche extrem vergrößert.

Und der Leitwert lügt ja nicht. Am heutigen Morgen ist er wieder höher, über Nacht gestiegen. In meiner Probe mit Siporax jetzt nahe 600µS.
Im Falle von Siporax handelt es sich übrigens hier um Material, welches schon mal jahrelang im Filtereinsatz war, also als "gespült" bezeichnet werden kann. Rückstände des Sintersalzes sollten nicht mehr vorhanden sein.

Grüße,
Bernhard
 
Flintstein ist auch amorphe Kieselsäure und lagert über Jahrtausende in unterschiedlichen Millieus, wenn das so schnell Verwittern würde wie "dein" Sinterglas, dann würden wir es wohl nicht mehr finden :-D. SiO2 sollte also nicht dermaßen schnell die Werte hochziehen!
Dennoch echt merkwürdig.
 
Flinstein ist Silizit, das hat nochmal andere Eigenschaften (http://de.wikipedia.org/wiki/Flintstein). Die äußere Rinde solcher Steine ist durchaus für Verwitterung anfällig.

Nochmal: auch im Sinterglas löst sich das SiO2 verhältnismäßig langsam, immerhin hat man auch nach Jahren im Filter das Zeug immer noch da. Bedenke aber die enorm große Oberfläche des Sinterglases, die Löslichkeit wird dadurch immerhin so groß, das sie mess- und spürbar ist.

Grüße,
Bernhard
 
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