Zurück zu den Wurzeln ...
So, wie versprochen die Mittagsgedanken ...
OK, betrachten wir doch mal einen Bach, das Habitat z.B. von Caridina  cf. cantonensis ... der Biotop spielt erstmal keine Rolle, da wir  uns beim Thema Wasserwechsel auf die gelösten, unbelebten Inhalte  konzentrieren wollen.
Machen wir es mal etwas salopper und nicht immer wissenschaftlich  korrekt.
Nehmen wir mal die Gegend um 20°N, also nahe am Nördlichen Wendekreis.  Das Klima ist ein küstennahes, warm gemäßigtes Klimat mit einer  ausgeprägteren Trockenzeit im Winter, wärmste Monate über 22°C.
Die Küstennähe und der Chinesische Küstenstrom werden die Grenze  zwischen tropischer und subtropischer Zone hier etwas zu Gunsten  ersterer verschieben (5-9 humide Monate), die vorherrschende  Windrichtung (mit Taifunen und Nordost- bzw. Südwestmonsun -  Winter/Sommer) werden Niederschlagsmengen zwischen 1.000 und 2.000mm im  langjährigen Mittel bedingen.
Unser kleiner Bach wird wohl in der Trockenzeit etwas weniger Wasser  führen, dennoch garantiert das Klima in Verbindung mit den  Niederschlagsmengen eine kontinuierlich Zersetzung/Lösung und  schließlich Auswaschung von Nährstoffen und Mineralien.
Das heißt, dass zwar in der niederschlagsreichen Zeit mehr  Nährstoffe/Mineralien ausgespült und in den Bach einsickern werden,  diese aber wohl auf Grund einer erhöhten Wassermenge auch wieder  entsprechend verdünnt werden. Es kann also eine annähernd  gleichbleibende Konzentration angenommen werden. Vergleichende  Untersuchungen in ähnlichen Klimaten können diese Annahme zumindest  erhärten.
OK, wir betrachten also eine Art umgekehrten "Drive-In", der Fauna und  Flora schwimmen "Currywurst-Pommes" ständig am "Mund" vorbei, zwar in  geringer Konzentration (was die Untersuchungen zeigen), aber dafür im  Sekundentakt.
Wer etwas braucht, bedient sich ... Stoffwechselprodukte und nicht  benötigte Nährstoffe/Mineralien "verschwinden" sofort wieder aus dem  Blickfeld und "belasten" das Wasser nicht, bzw. sie reichern sich eben  nicht an. Deshalb ist es z.B. unerheblich, ob in dem Biotop höhere  Pflanzen vorkommen oder nur Algen und Moose.
Diese Verhältnisse lassen sich auf ein Aquarium für den Hausgebrauch  jedenfalls nicht übertragen.
Was machen wir zu Hause?
Wir haben unser Wasser ...
- wenn es aus der Leitung kommt, bringt es schon "irgendetwas" an Inhalt  mit.
- ist es z.B. UO-Wasser, bringen wir "irgendetwas" hinein.
- gleichzeitig tragen wir auch mit dem Futter "irgendetwas" ein, denn  jedes Futter enthält Spurenelemente/Mineralien/Nährstoffe - je mehr,  desto besser, wenn man sich hier so manche Diskussion anschaut.
- gleichzeitig düngen wir ja auch noch fröhlich für unsere Pflanzen vor  uns hin, denn denen soll es ja auch gut gehen - und der Dünger enthält  auch wieder "irgendetwas" in Form von  Spurenelemente/Mineralien/Nährstoffen.
- und hin und wieder wird auch noch zusätzlich mit Wasseraufbereiter und  Spurenelementen, Schicki-Micki-Fit und Mongolollo-Power-Powder  gearbeitet, und das bringt wieder, richtig, "irgendetwas" mit.
So, das ist die Ausgangslage - keine Kritik - wie setzt sich das alles  zusammen?
- die Zusammensetzung der Dünger orientiert sich am Bedarf der submersen  Pflanzen, ermittelt von der Wissenschaft und den Gärtnereien im Mittel.
- die Zusammensetzung des Futters orientiert sich (hoffentlich) am  Bedarf der Tiere, natürlich auch bedingt irgendwo im Mittel.
- ebenso verhält es sich mit Spurenelementen - man hat, lapidar  ausgedrückt, die Zusammensetzung von Gewässern untersucht, die Wurzel  aus einem potentiellen Bedarf von Lebewesen gezogen, sich dreimal  überlegt, was Sinn macht und was nicht, und stellt dies nun dem  Aquarianer zur Verfügung.
Wie gesagt, keine Kritik, sondern eine Feststellung - anders wäre eine  Zusammensetzung von Spurenelemente/Mineralien/Nährstoffen ohne  großtechnischen Aufwand auch nicht reproduzierbar zu lösen.
OK, nun haben wir unsere "Kraftbrühe", der Tisch ist gedeckt, die  Verbraucher können kommen ...
- die Bewohner werden mit Sicherheit nicht das ganze Futter  "inhalieren", gerade die Garnelen schroten viel, also werden  Spurenelemente/Mineralien/Nährstoffe aus dem Futter auch in Lösung  gehen. Gleichzeitig wird auch ein Teil der Inhaltsstoffe wieder  unverbraucht ausgeschieden werden.
- die Pflanzen nehmen sich das, was sie verarbeiten können (LIEBIG und  sein olles Gesetz des Minimums), der Rest bleibt in Lösung. Wir können  nicht sagen, welche Pflanzenart genau diese oder jene Verteilung mag,  und wie will man das auf die Bepflanzung berechnen?
- andere "Opportunisten" wie z.B. Bakterien bedienen sich auch noch und  produzieren ihrerseits wieder Stoffwechselprodukte.
So, unsere "Suppe" hat sich also verändert. Ein Teil der Stoffe wurde  verarbeitet/eingelagert, sei es durch Wachstum der Pflanzen oder  Garnelen, oder durch Vermehrung. Sie steht also nicht mehr frei zur  Verfügung, wird so gar teilweise von uns aus dem Stoffkreislauf entfernt  - sei es durch gärtnern, sei es durch das Entfernen von Leichen  ("Biomasse")
Es entsteht also ein Defizit an bestimmten Stoffen, was wir  wieder mit der nächsten Ladung Dünger/Spurenelemente auszugleichen  versuchen. Gleichzeitig entsteht aber auch ein Suffizit bestimmter,  nicht "benutzter" Stoffe, wa sich meist im Anstieg der LF oder GH  bemerkbar machen kann - muß aber nicht.
Und genau diese Stoffe sind es, die mich interessieren würden bzw. die  für mich der Grund für einen Wasserwechsel sind. Ich persönlich kann  einfach nicht sagen bzw. mit meinen "Bordmitteln" ermessen, was sich  alles im Wasser tummelt.
Es ist z.B. bekannt, dass ein Übermaß an Eisen die Pflanzen bei der  Aufnahme anderer Stoffe behindert, also wie wirken sich ähnlich  Verhältnisse z.B. auf Wirbellose aus? Ich weiß es nicht, da fehlen mir  Einsichten, Mittel und vergleichende Arbeiten.
So, und genau das ist der Grund für einen Wasserwechsel für mich - aber  immer mit Bezug und Blick auf die Art meines Beckens (Größe, Bewuchs,  Fütterung, Bewohner, etc.). Dies sind alles sehr verschiedene Parameter -  was kann ich also machen?
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, ein neues Becken sowohl  aufmerksam zu messen (Wasserwerte) als auch die Bewohner und den  Pflanzenwuchs zu beobachten. Ich behaupte mal, man bekommt mit der Zeit  ein Gespür dafür. Wenn ich also "sehe", wie sich die Wasserwerte ändern  mit Bezug auf Pflanzenwachstum und Vitalität/Fertilität der Bewohner,  bekomme ich ein "Gefühl" für das Verhältnis zwischen Ausgangswasser -  Aufbereitung - Aquarium - Abbau.
Und dem stehen dann wieder die Bedürfnisse und die Empfindlichkeit der  Bewohner gegenüber
- warum soll ich also bei unempfindlichen Pflanzen/Tieren über die Maßen  wechseln (Beckengröße, Filterung, etc. vorausgesetzt)?
- warum sollte ich bei empfindlichen Tieren eben nicht dafür sorgen,  dass ständig "frisches" Wasser - also ohne hohe Konzentrationen an  "Stoff X" - zur Verfügung steht - und wie gestalte ich diesen Eingriff  streßfrei?
Das sind für mich die beiden Grenzen, dazwischen bewege ich persönlich  mich ...
Bei Odin, ich habe einen Schreibkrampf ...