Friedrich,
Wenn dieser Bach jetzt vor breitem Publikum namentlich genannt wird, ist er von nun an für viele Interessierte mit unterschiedlichem Hintergrund erreichbar. Nur darum geht es. Ich will hier nicht von Völkerwanderungen sprechen, glaube aber, dass sich dort in Zukunft vermehrt Leute umtun werden, was auch wiederum problematisch sein kann. Ist es denn auszuschließen, dass nicht gerade jetzt, mit dem Wissen um die Möglichkeiten, auch andere ähnliche Gewässer mit Neozoen besetzen?
Hier stimme ich völlig mit deiner Meinung überein. Das war auch der Grund, warum ich nach meiner Untersuchung der wiss. Aufsammlung weder auf crusta10 noch in einem Forum darüber geschrieben habe. Auf den seither gehaltenen Vorträgen habe ich auch nur erwähnt, dass es bereits eine Population dieser Art in Deutschalnd gibt, ohne auf die Lokalität näher einzugehen.
Das Thema Garnelen im Guppybach gab es ja nicht nur hier im Forum schon mehrmafach. Dieser thread hier war aber dann doch soweit fortgeschritten, dass ich Stellung dazu nehmen musste.
Es wäre vermessen zu glauben, dass unsere Behörden (egal ob in A oder D oder anderswo) jemals in der Lage sein werden, hier zwischen "gut" und "böse" zu unterscheiden.
Das würde ich so generell nicht unterschreiben. Zumindest hier in Österreich wird sehrwohl auf wissenschafltiche Daten und Expertenmeinungen Rücksicht genommen, wenn es diese gibt. Das gilt auch für internationale Regulative. So bin ich Anfang Dezember zu einer Konferenz der IUCN geladen um dort über die Bedeutung aber auch Auswirkungen der Aquaristik in Bezug auf Süßwassergarnelen zu diskutieren. Zumindest in diesem Gremium zählen nicht Pauschalurteile, Tierrechts-Philosophien oder konstruierte Horrorszenarien, sondern wie ich in monatelanger Vorbereitungszeit auf das Meeting und unzähligen emails mit dem Konferenzleiter feststellen konnte, belegbare Zahlen und Fakten. Wo diese fehlen, gibt es keine Entscheidungen in irgend eine Richtung.
Was wir tun können, ist Aufklärungsarbeit: Fremde Krebse, Garnelen, Krabben und Schnecken gehören eben nicht in heimische Gewässer, ein entschiedenes Nein zur Haltung von Garnelen im Gartenteich.
Volle Zustimung hierzu!
Aber in diesem speziellen Beispiel das Übel nicht sofort auszumerzen, sondern es noch ausgiebig untersuchen zu wollen, das ist für mich einfach der falsche Weg. Die Adaptionsfähigkeit gerade dieser Garnele lässt sich auch durch Klimadatenvergleiche aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet belegen, da brauchen wir keine weitere unbeaufsichtigte Vermehrung in einem offenen Zubringer des Rheins.
Ein Ausmerzen der Garnelenpopulation in diesem Bach durch ein Absenken der Wassertemperatur wird nicht funktionieren (bei den dort vorkommenden tropischen Fischen dagegen sicherlich, diese sind aber genau aus dem Grund der fehlenden Anpassungsfähigkeit an sehr niedrige Wassertemperaturen kein ökologisches Problem, deren gezielte Tötung daher auch moralisch/politisch problembehaftet). Ich habe etliche male in den Wintermonaten Neocaridina Arten zum bestimmen erhalten, wo die Temperatur des Transportwassers unter 5°C gesunken war. Das haben die Tiere (wenn die Temperatur nicht rasch erhöht wurde) in der Regel problemlos überstanden.
Außerdem glaube ich nicht, dass die Kraftwerksbetreiber einem Abschalten zustimmen würden.
Außerdem ist (wenn wir mit de rangenommenen Langzeit-Temperturtoleranz recht haben, auch mit einem Auftauchen in anderen, nicht thermisch beeinflussten Gewässer zu rechnen. Auch wenn wir weiterhin Aufklärungsarbeit betreiben, wird es immer eine gewisse Anzahl an "Tierfreunden" geben, die Tiere in natürliche Gewässer entsorgen.
Zu oft habe ich in Stadtparks, Baggerseen und ähnlichen Gewässern schon Fische beobachtet, die sicher nicht zur autochtonen Fauna zählen :-(
Servus
Werner