perlitz wrote: P.S.: Ne Osmose Anlage gibts schon für unter 80 EUR...
Was tatsächlich der kleinste Teil der Kosten ist... Was bei der Osmoseanlage stört: Das "Abwasser" - also das aufgehärtete Wasser welches bei der Umkehrosmose anfällt. Wasser kostet Geld. Wegschütten verbietet sich damit eigentlich - es sei denn, man hat Geld zu viel. Für einige Gartenpflanzen eignet sich das harte Wasser - aber für den Garten nimmt man billiger Brunnenwasser...
Dann die Frage der Haltbarkeit: Die billigen UO-Anlagen produzieren pro Tag 60-80 Liter Wasser. In der Woche kommt man auf 400-500 Liter. Bei wöchentlichem Wasserwechsel von 50% reicht das für 1000 L Aquarien... Wer hat die schon? Also muss man die Anlage "drosseln" bzw. zwischendurch abschalten. Dabei läuft man Gefahr, dass die Membran trocken fällt - was sie meistens zerstört. Eine neue Membran kostet mehr als eine komplette neue Anlage...
Auf jeden Fall sollte man nach der Abschaltung die UO-Anlage neu spülen. Was auch wieder eine Menge Wasser verbraucht.
Außerdem: Das Wasser aus der UO-Anlage muss man auch irgendwo auffangen. Es braucht also Platz für einen entsprechend großen Behälter. Den muss man dann ständig überwachen, wenn die Anlage läuft. Entweder elektronisch (Kosten...) mit einem Schaltventil welches das Wasser rechtzeitig abstellt - oder manuell. Kommt man dann aus irgendeinem Grunde mal nicht rechtzeitig nach Hause: Überschwemmung (Hatte ich schon. Zum Glück in einer voll gefliesten Waschküche).
So ganz bedingungslos sollte man eine UO-Anlage daher nicht empfehlen. Auch wenn sie in der Praxis recht einfach und zuverlässig im Betrieb ist: Ganz ohne Fallstricke ist das auch nicht.
Ich sehe zusammengefasst folgende Möglichkeiten um weiches Wasser zu bekommen (Reihenfolge ohne Wertung):
1. Destilliertes (bzw. entsaltzes) Wasser aus dem Handel
Vorteil: Problem- und Risikolos.
Nachteil: Teuer. Bei uns ab ca. 27 Cent/Liter
2. UO-Wasser vom Aquarienhändler
Gibt es oft bei Händlern die auch Meerwasseraquaristik im Sortiment haben.
Vorteil: Problem- und Risikolos.
Nachteil: Teuer. In Duisburg bei Zoo Zajac zum Beispiel 25 Cent/Liter
3. Regenwasser
Vorteil: Billig, meist sehr weich
Nachteil: Je nach Wohnort deutlich mit Schadstoffen belastet. Schwankende Wasserqualität.
4. Regenwasser gefiltert
Vorteil: Schadstoffe aus dem Regenwasser werden (Aktivkohle) herausgefiltert
Nachteil: Teuer. Aktivkohle kostet Geld. Aufwändig: Filter, Pumpe
5. Umkehrosmose
Vorteil: Relativ preisgünstig, wenn man eine Verwendung für das Abwasser hat und relativ viel Wasserbedarf hat.
Nachteil: Platzbedarf, Überwachungsaufwand, für Aquarianer mit kleinen Becken (unter 100 Liter) zu aufwändig.
6. Voll-/Teilentsalzer
Vorteil:Raumsparend. Benötigt keine Vorratshaltung für das Wasser. Relativ preisgünstig.
Nachteil:Regenerierung mit nicht ganz ungefährlichen Chemikalien.
7. Brunnenwasser
Kann nur von wenigen Aquarianern genutzt werden. Meist ist Brunnenwasser zu hart.
Vorteil: Billig
Nachteil: Schwankende Qualität. Möglichkeit der Verunreinigung mit Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Ggf. - wie bei Regenwasser - Filtern über Aktivkohle sinnvoll.
8. Torf, Salz- und andere Säuren
Enthärtet das Wasser in geringem Umfang durch "Zerstörung" eines Teils der KH durch Säuren. Senkt gleichzeitig den pH-Wert.
Vorteil: Relativ billig, wenn man günstigen (unbelasteten) Torf aus dem Bau-/Gartenmarkt verwendet. Auch Salzsäure ist relativ preisgünstig zu bekommen. Torf kann direkt im Becken, im Filter oder mit einer externen "Torfkanone" benutzt werden.
Nachteil:Braunfärbung des Wassers. Hierdurch schluckt es Licht und Bodenpflanzen gedeihen ggf. nicht mehr so gut. Auch optisch gefällt braunes Wasser nicht Jedem...
Außerdem ist Torf nicht gerade umweltschonend. Beim Abbau werden natürliche Feuchtbiotope in großem Umfang zerstört.
Bei Zugabe von Torf oder Säure wird CO2 in beträchtlichem Umfang produziert. Ggf. muss man vor der Verwendung das CO2 austreiben und das Wasser mit Sauerstoff anreichern.
Die chemischen Reaktionen produzieren auch Salze. Man erhält daher zwar weicheres Wasser, aber die Leitfähigkeit kann u.U. sogar deutlich steigen. "Tropisches Weichwasser" bekommt man so nicht...
9. Biogene Entkalkung
Sowohl Pflanzen als auch Schnecken, Krebse und Garnelen "verbrauchen" Wasserhärte. Ein mit stark wachsendes, von vielen niederen Tieren besiedeltes Becken kann daher KH und GH signifikant senken.
Vorteil: Völlig natürliche Methode. Die Enthärtung findet direkt im Aquarium statt.
Nachteil:Enthärtung dauert lange (Wochen) und ist im Umfang begrenzt (2-3 Härtegrade sind realistisch). Man braucht wirklich eine Menge Schnecken, damit die Sache bei häufigen Wasserwechseln funktioniert....
Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe.
Ciao, Udo