Moin Thomas,
CO2 ist sicherlich in einem Aquarium mehr oder weniger immer vorhanden, da es beständig durch biochemische Prozesse, Atmung bzw. Zellatmung neu gebildet wird. Die Frage ist einfach, ob die vorhandene CO2-Konzentration, welche im Tagesverlauf stark schwanken kann, ausreichend für die Bedürfnisse der jeweiligen Pflanzenart ist.
Die Aussage von L.D., dass der CO2-Gehalt nebensächlich ist, könnte man schlichtweg als falsch bezeichnen.
Grundsätzlich ist zunächst die Klärung der Frage, was in Deinem Becken natürliches CO2 liefert:
Atmung der Tiere, wenig dichte Bepflanzung und viele Oxidationsprozesse wären hier zu nennen. Die Umkehrung dieser Tatsachen liefert Dir einen geringeren natürlichen CO2-Eintrag.
Viele Pflanzenarten sind auf eine ausreichende Konzentration an freiem CO2 angewiesen - fehlt dieses, reagieren die z.B. viele Moose mit kompletter Stagnation. Einige andere, höhere Pflanzen sind zur Assimilation der Hydrogencarbonat-Ionen als Krücke befähigt (biogene Entkalkung). Andere Pflanzenarten stellen noch weit vor erreichen einer "0" in der CO2-Konzentration ihre Assimilation ein. An den Kohlenstoff können Pflanzen z.B. auch über den Glyoxylatzyklus (Kreis-Kornberg-Zyklus) gelangen, aber dies ist eine andere Baustelle.
Ein unterschiedlicher CO2-Bedarf der verschiedenen Pflanzenarten ergibt sich schon auf Grund ihrer unterschiedlichen Assimilationsraten, welche neben vielen anderen Faktoren (Licht, Nährstoffe und die unterschiedliche Fähigkeit zur Aufnahme dieser, etc.) auch durch die unterschiedliche Fahigkeit zur Chlorophylleinlagerung ausgedrückt wird - welche ihrerseits von ebensovielen Parametern abhängig ist.
Die unterschiedlichen, meist höheren CO2-Konzentrationen in natürliche Fließgewässern haben sich, neben den berühmten anderen Faktoren, auch als Standortvorteil bzw. "ökologische Nische" für viele Arten erwiesen. Ansonsten würde zumindest die "Egalität" hinsichtlich eines CO2-Bedarfes für die Pflanzen bei der Wahl ihres Standortes wegfallen, dem ist aber in den unterschiedlichen Gewässerabschnitten natürlicher Habitate ganz gewiss nicht so. Natürlich ließe sich jetzt darüber philosophieren, ob und wie weit die Pflanzen zur Anpassung an niedrigere Ansprüche befähigt sind, aber da sich ihr optimaler Bereich evolutionär ausgebildet hat, wäre die Antwort hinsichtlich "zufriedener" Pflanzen ebenso evolutionär.
Was bleibt unterm Strich?
Es gibt sehr wohl unterschiedliche Ansprüche der versch. Pflanzenarten an den CO2-Gehalt - ob und wie Du diesen erreichst, bleibt Deine Entscheidung.
Du findest in den meisten Datenbanken (z.B. flowgrow) einen expliziten Hinweis, wenn eine Pflanze sehr CO2-bedürftig ist. Das begründet sich in der Regel nicht mit einem Abkommen auf Provisionsbasis der CO2-Anlagenhersteller.
Natürlich ist jeder andere Faktor (Licht, Nährstoffe, etc.) ebenfalls limitierend, aber diese "Spirale" ist erstens endlich und muss zweitens nicht zwangsläufig beschritten werden, wenn Du entsprechend weniger bedürftige Arten auswählst.
Stagnation im Wuchs ist jedoch weder im Sinne des Erfinders noch der Pflanzen, den gesunder Wuchs bedeutet auch ein "gesundes", auch meist algenarmes Becken.
Zur Suche nach Deinen Garnelen:
Lege mal einen Fastentag ein platziere dann etwas "feste" Nahrung (Stick, Kürbis, Grünschnitttonne) an gut sichtbarer Stelle. Du solltest dann nach einiger Zeit zumindest ca. 75% der Tiere sehe können - hoffentlich!
Zum Thema "Düngephilosophie" hatte ich Franzi (koRn)
hier mal einige Gedankengänge aufgelistet. Vlt. interessiert es Dich ...