Hallo,
da meine Glaskugel leider runtergefall ist, orakel ich mal nicht über die generelle -Nicht-Lebensfähigkeit von Importtieren. Da ich ein wenig Einblick in den Immport bekommen konnte, weiss ich z.B. recht gut, dass ein verantwortungsvoller Import und fachgerechter Umgang durchaus und in großen Mengen erfolgreich verläuft. Allerdings sind DNZ ja mit dem Argument viel besser und auch teurer zu verkaufen, weswegen Marketinggründe durchaus zur Entstehung dieses Mythos beigetragen haben könnten.
Aber mal zurück zum Kernthema:
Die Wasserwerte sind per se erstmal unauffälig, sagen jedoch über die Werte im Aquarium auch nicht so wirklich viel aus, weil es ja die nominellen Werte im Jahresmittel vom Wasserversorger sind.
Was mir allerdings ins Auge fällt ist die Ernährung der Tiere, denn der Futtermix ist in meinen Augen alles andere als ideal. Das Problem besteht leider darin, dass es einige Futter gibt, die zwar als Garnelenfutter ausgewiesen, jedoch von ihrer Zusammensetzung nur modifizierte Fischfutter sind.
Das Sera Shrimp Natural ist meiner Meinung nach auch so ein Futter, da es als Proteinquelle einen hohen Anteil Fischmehl enthält.
Tetra wist die Inhaltsstoffe des Rubin aufseiner Website leider nicht aus, aber es wird wohl nicht viel anders sein. Außerdem ist das Rubin noch ein Futter zur Farbintensivierung. Hier konnte ich bei meinen Tieren beobachten, dass selbst spezielle Colorfutter für Garnelen schlecht vertragen und nach 1-2x füttern teilweise auch sehr schlecht angenommen wurden.
Also bekommen die Garnelen auf jeden Fall Wirbeltier-Protein in größerer Menge ab, wenn sie ihr Futter fressen oder Fischfutter stibitzen. Außerdem kommen noch die Farbverstärker hinzu, die ich persönlich im Verdacht habe auch nicht so mega-bekömmlich für Garnelen zu sein.
Es ist ein Mythos, dass sich falsche (zu proteinreiche) Fütterung immer durch einen Häutungsspalt zeigen muss. Die Bandbreite von Garnelen unwohlsein oder Krankheit zu zeigen ist leider auch nicht sehr groß. Es gibt schlechte Farben, apathisches Verhalten und auffällige Vergiftungserscheinungen evtl. gehäufte Anzeichen für Schockhäutungen, aber das war es schon. Der Unterschied zwischen quietschfidel und mausetot ist also nicht wirklich weit voneinander weg, was Differentialdiagnosen oft schwierig macht, wenn nur unspezifische Symptome vorliegen.
Grundsätzlich ist es eine dumme Idee neue Tiere zu kaufen, wenn die alten verstorben sind und man nicht weiss warum. Frühstens nach Ursachenforschung, Problembehandlung und nachfolgender Stabilisierungsphase sollte man nachbesetzen und dann auch nur behutsam via Quarantänebecken. Aber das ist jetzt leider schon zu spät für diesen Hinweis. Aber fürs nächste mal dran denken.
Um die Sache anzugehen würde ich jetzt folgendermaßen ansetzen:
1. Fütterung umstellen
Es gibt auch für Fische inzwischen hochwertiges Futter, welches aber keine Fischbestandteile mehr enthält. Dies ist z.B. beim Dennerle Complete Gourmet Menue der Fall. Auch Farbverstärkungsfutterwürde ich weglassen. Man kann nur Farben verstärken, die sowieso schon vorhanden sind. Von Haus aus schlecht gefärbte Tiere profitieren nur sehr begrenzt von diesen Farbverstärkern.
Ich würde die Garnelen zunächst auch gar nicht mehr füttern, denn die klauen sich bei den Fischen sowieso genug zusammen, wenn die runtergefallenen Krümel nicht sowieso schon reichen.
2. Mulm saugen
Ich würde das Becken mal ein wenig entmulmen. Das bedeutet nicht, das es hinterher klinisch rein sein soll, aber Futterreste und größere Schmodderansammlungen dürfen ruhig raus.
3. Wasserwechsel vorrübergehend deutlich erhöhen
Die Hälfte pro Woche darf es ruhig sein, auch wenn der Besatz nicht so hoch ist.
Außerdem ruhig einen Wasseraufbereiter auf Zeolith-Basis verwenden. Es schadet nicht und fängt evtl. den einen oder anderen unbekannten Schadstoff ab. Meine Empfehlung wäre hier das Easy Life Flüssige Filtermedium. Preis/Leistung sind da recht gut und auch ne leichte Überdosierung schadet da nichts.
4.Laub ins Becken
Das Laub wird zwar immer als Garnelenfutter gesehen, hat aber auch einen nützlichen Nebeneffekt (nein, ich meine nicht die Huminsäuren. Das ist bei dem regelmäßig empfohlenen Seemandelbaumblatt, welches die Shrimps unsterblich machen soll eher wie homöopathisches Teekochen, was die Wirkstoffkonzentration angeht), indem es mit den enthaltenen Ligninen eine wichtige Ballaststoffquelle darstellt, die zur Reinigung des Darms der Garnelen beiträgt.
5. Sauerstoffeintrag erhöhen
Meines Wissens hat der Aquaball auch so einen Sauerstoffinjektor an seinem Auslauf, den ruhig mal aufdrehen, damit Luft ins Wasser kommt. Es liegt zwar kein Sauerstoffmangel vor, aber ein Zuviel an Sauerstoff gibt es nicht und die Tiere mögen es. Wenn das Blubbern sie ein wenig entlastet um mit dem eigentlichen Problem fertig zu werdne, hat es auch schon etwas genützt.
6. Erlenzapfen beschaffen
Erlenzapfen besorgen und einen starken Erlenzapfensud zubereiten. Dazu einen halben Liter lauwarmes Wasser nehmen und so 6-8 Erlenzapfen zugeben. Das ganze bis zum Abkühlen ziehen lassen und etwa die Hälfte der Flüssigkeit langsam ins Becken geben. Das Wasser wird dann bernsteinfarben, das ist aber nicht schlimm. Den Rest der Flüssigkeit dann nach 24h genauso ins Becken geben.
Die Behandlung kann man nach dem Wasserwechsel ruhig nochmal wiederholen.
Das sind jetzt alles keine spezifischen Behandlungsmaßnahmen, haben aber den Zweck die Bedingungen im Becken möglichst zu optimieren um den Shrimps eine Atempause zu verschaffen in der sie sich hoffentlich fangen können. Da man keine wirkliche Krankheit ausmachen kann, hilft manchmal eben nur ein wenig im Trüben zu fischen, in der Hoffung einen Treffer zu landen.
VG vom Himalaya
Yeti