... Der Thread hieß: Düngen für Anfänger, und nicht, Was Fortgeschrittene zur Erreichung ehrgeiziger Ziele alles anstellen können ...
Moin,
Ja, und ich kann auch einen Einsteiger auf Zusammenhänge hinweisen - ich gehe prinzipiell zuerst von der Mündigkeit der Menschen aus, und muss "Einsteiger" nicht gleich mit "Unwissenden" gleichsetzen.
... Zum einen, wegen der ohnehin geringen Wirksamkeit der Produkte ...
Was für eine "geringe Wirksamkeit"? Wenn die Leute ein nicht deklariertes Produkt kaufen, wogegen ich mich
ständig hier ausspreche, ist es ihr eigenes Problem.
Wenn ich aber bespielsweise vom Hersteller X einen N-Dünger in Konz. Y verwende, kann ich erstens ausrechnen, dass ich bei Zugabe von 1ml auf 10l Wasser die NO3-Konz. um 5mg/l und die K-Konz. um 1mg/l erhöhe, und zweitens kann ich den Anstieg im Falle von NO3 sogar mit hü. Mittel recht genau kontrollieren.
SO, und da der Hersteller also seriös und kundenfreundlich ist, hat er dies offengelegt und ich kann mich darauf verlassen.
Also, geringe Wirksamkeit ist da nicht festzustellen, es sei denn, Du spielst auf die Düngerkonzentration an ...
... Da Anfänger meist zuviel füttern, ist bei ihnen der Nährstoffeintrag ohnehin höher als normal ...
Ja, sage ich ja auch öfter, aber das Eisen fällt meist früher oder später unwirksam aus (bei entspr. Filterung oder mangels "Mulm") und ist dabei für Nicht-Wurzelzehrer kaum noch verfügbar. Und zumeist ist der Nähstoffeintrag recht unausgewogen und entspr. auch die Akkumulation im Becken.
... Nitrat ist ohnehin auch meist schon im Leitungswasser ...
Ja was denn jetzt? Einerseits schreibst Du dauernd von Regenwasser, jetzt wieder Leitungswasser ... beides sind doch solch vage Oberbegriffe, dass man dort sowieso keine einheitlichen Aussagen treffen kann, kommen dann noch unterschiedliche Bepflanzungen und Filterungen hinzu, ist das doch bloß stochern im Nebel ...
Passt mein Leitungswasser, kann ich halt über entspr Wasserwechsel düngen. Das aber aus der Ferne ins Blaue hinein zu raten, halte ich für riskant.
... und von einer Kalilücke bei Wasserpflanzen habe ich noch nichts gehört ...
Tscha, mit durchschnittlich 1,5 mg/l Kalium im Trinkwasser haben wir hier z.B. eine, wenn ich ein Becken mit vielen schnellwachsenden Pflanzen betreibe - mit entspr. Mangelerscheinungen. Da reicht auch kein "Futtereintrag" mehr aus.
... Jedem ist absolut unbenommen, so viel zu panschen wie er möchte, und wenn er meint es hilft ihm, wird er auch zufrieden sein ...
Ja, und weil hier recht häufig die Wasserwerte für bestimmte Tierarten angepasst werden, sei es durch verschneiden, sei es durch Aufsalzen von Osmosewasser, entfernen wir uns auch immer mehr von den "bekannten" Ausgangswerten. Und wenn es dann nicht mehr passt, muss es eben durch "Düngen" korrigiert werden.
... Aber die, die hier Hilfe erwarten, berichten meist, dass alle Wasserparameter "im grünen Bereich" seien ...
Nö, nicht die, welche hier häufig Hilfe bei übermäßigem Algenwuchs erwarten. Dort ist in 90% aller Fälle ein absolutes Ungleichgewicht im N & P-Bereich vorhanden, von diffusen Anreicherungen und daraus resultierenden gegenseitigen Hemmungen in der Nährstoffaufnahme ganz zu schweigen. Also sind wir wieder beim letzten Punkt: Wasserwechseln ... mit eben in allen Punkten passendem Wasser.
... Es scheint also nur selten die Wasserbeschaffenheit zu sein, wenn etwas schief läuft ...
In Bezug auf Pflanzen: Nein - siehe letzte Antwort.
... Und denen nützen dann die vielen Zusätze auch nichts ...
Was für "Zusätze"? Ich glaube, Du möchtest hier ständig vernünftig deklarierten Dünger mit irgendwelchen diffusen "Wasserpflegemitteln" verwechseln.
... Ich habe nicht jede Pflanzenart halten können. Wenn eine nicht gedeihen wollte, habe ich es in einem anderen Becken versucht, oder auf sie verzichtet ...
Nichts anderes habe ich in Bezug auf solche Becken geschrieben ... lese es einfach. Aber auch, dass es eben nicht für alle Becken/Filtergrößen und "Zustände" reproduzierbar ist.
... Das Einzige, woran ich nicht gespart habe, war Licht ...
Ja, und genau das ist wieder der nächste Trugschluss, der sich nicht auf alle Pflanzenzusammenstellungen und Becken anwenden lässt. Irgendwas wird immer in Mangel geraten.
... Aber was lernt der Anfänger denn, außer ins Geschäft zu gehen und etwas zu kaufen was er nicht in seiner Zusammensetzung kennt, wenn nämlich nur in blumigen Worten drauf steht, dass es für Pflanzen gut ist ...
Wo, Wolfgang, wo steht es? Die meisten hier, die nicht lapidar für "Lecker-Lecker-Tut-gut-Produkte" werben, weisen immer auf die Deklaration auch in Bezug auf Konzentrationen für bestimmte Produkte hin. Statt also einfach alles zu verteufeln, sollte man lieber schreiben, welche Produkte sinnvoll da nachvollziehbar sind - und damit auch die Offenheit dieser Hersteller unterstützen.
... Ich musste als Student mal Pflanzennährlösung herstellen. Für die Spurenlementlösung habe ich insgesamt ca. 5g von 20 verschiedenen Salzen in 19l Wasser!!! auflösen müssen. Davon gab ich dann einen Tropfen zu 1 Liter Grundlösung mit NPK. Die 19 Liter Spurenlelemente hätten für 380000 Liter Nährlösung gereicht. Übertrieben gesagt: ungewaschene Hände reichen meist auch als Spurenlementdüngung ...
Ja Wolfgang, ich stehe auch mindestens zweimal in der Woche in einem Labor mit hervorragenden "Giftschrank". Und wenn ich mir einen 10kg-Sack Kaliumnitrat zulege, ist es erstens günstiger, und zweitens steht morgen der Staatsschutz vor meiner Tür. Natürlich sind die Konzentration der fertigen Dünger recht niedrig und für Bauer Harms sicherlich nicht interessant. Dennoch verwende auch ich fertig konfektionierte Produkte, weil sie sich gut dosieren lassen und ich doch manchmal recht bequem bin. Und für diese Bequemlichkeit zahle ich gerne, da mein Geld an die Leute fließt, die auf ihre Dünger draufschreiben, was drin ist.
Also, als Betreiber beider Arten von Aquarien (im Sinne stärker und weniger menschlich gesteuerter) sehe ich es im Falle der letztgenannten immer noch als einen Prozess, der auf langer Erfahrung beruht, quasi "Aquaristik alter Schule". Eine gute Kenntnis über Zusammenhänge, das Verhalten bestimmter Pflanzenarten etc.
Das kann man sich entweder im stillen Kämmerlein durch Erfahrungswerte aneignen, oder man beschäftigt sich eingehender auch theoretisch mit der Materie.
Ich rate eigentlich auch weiterhin dazu, doch setzt dies eine Geduld voraus, die viele hier in diesem Sektor nicht mehr teilen.
Um die Ungeduldigen nicht nur zu verteufeln (was ich prinzipiell sonst gerne mache), kann man ihnen zumindest Hilfestellung für ihre substanziellen Probleme (das geistige Problem kann ich an dieser Stelle nicht lösen) geben.
Wer also partout bestimmte, anspruchsvolle Pflanzenarten pflegen will, und dessen Zusammenhänge (Beckengröße, Einrichtung, Filterung, Besatz, Wasseraufbereitung) nicht passend oder optimal sind, der muss sich zwangsläufig auch mit dem Thema Düngung beschäftigen, ob es ihm passt oder nicht.
So, und an dieser Stelle nochmal ganz deutlich:
Wenn es um eine entspr. Deklaration geht, lasse ich derzeit nur Hersteller wie DRAK oder Aqua Rebell als vorbildlich gelten, Tropica gibt zumindest Verhältnisse an und würde von mir dafür ein "Mangelhaft" erhalten.
Und solange andere Firmen (sollte ich jetzt einen nennenswerten Hersteller vergessen haben, bitte ich um Verzeihung) es unterlassen, dem nachzukommen, werde ich persönlich es unterlassen, diese Produkte zu empfehlen - der Spruch "Weil es bei mir funktioniert" hat in diesem Falle für mich keinerlei Bedeutung.
Ich spreche mich gegen eine Düngung ohne Sinn und Verstand aus. Auch ein Einsteiger kann sich in entspr. Düngekonzepte einlesen, wenn sie ihm notwendig erscheinen.