Hallo,
ich persönlich finde, dass gerade die soziale Kompetenz der Halter eine wichtige Rolle bei diesem Thema spielt, die auch über die aquaristische Erfahrung hinausgeht.
- Es gibt viel zu wenig Halter (auch erfahrene) die mal sagen: Ok, bei dieser Art hat es nie geklappt, wahrscheinlich aus diesen Gründen usw.
- Hier werden angebliche/anfängliche Zuchterfolge so glorifiziert, dass bei einem Scheitern der Halter in der Versenkung verschwinden muss, da er sich die Tür für einen Rückzug selbst zugeschlagen hat.
- Abweichungen von Theorie und Praxis werden meist so zerpflückt, daß oft Halter sich nicht trauen, Ihre Erfahrungen mitzuteilen.
- Die Kunst seinen bisherigen Weg zu überdenken und sich Neuerungen nicht zu verschliessen. War das Fluggerät der Gebrüder Wright schlecht, nur weil es nicht aussah wie der heutige A380 ? Nein, es war der Einstieg......
Gerade Sven (Bambu) hat hier einige interessante Themen angefange, wie z.B. "An welchen Tieren seid ihr gescheitert", oder der Aufruf nach den "Haltern der Spinatas der Ersten Stunde", die mit Zuchterfogen damals nur so umsich warfen.......
Das ganze war doch sehr verhalten in den Antworten. Ein Misserfolg ist wie eine Reklamation, man hat die Chance es besser zu machen und daraus zu lernen. Sei es nun der Halter selbst, oder als Leser der Themen.
Nun möchte ich aber auf meine o.g. Punkte eingehen:
- Für mich stehen einzelne Erfolge hinten an, aussagekräftig wird es dann, wenn es bei 9 von 10 Haltern klappt oder eben auch nicht klappt.
Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass es Sulawesi Arten gibt, die sich nicht im AQ halten lassen. Ich habe einen interessanten Vortrag dazu von R. Numrich (Mimbon) gesehen und auch in persönlichen Gesprächen mit ihm diese Thematik vertieft. Es können wirklich partiell vorkommende Bestandteile im Wasser oder gar im Futter sein, die wir nicht (so einfach) messen können und die diese Tiere benötigen. Anders lässt es sich nicht erklären, warum einige Arten nicht länger als 4 Monate zu halten sind.
Dies hat aber nicht unbedingt was mit den Sulawesi Garnlen zu tun. Ähnliches berichete auch w. Klotz und Mura, dass sich dunkle Garnelen mit schöner Zeichnung, (ich glaube aus China) sich in Gefangenschaft quasi "entfärbt" haben. Da vermutet man einen Farbstoff der über das Futter aufgenommen wurde.
Wenn man hier aus versch. Quellen liest, dass z.B. die C. Tigri nicht zu halten ist, stellt sich die Frage ob man es trotzdem Versuchen muss, und diese Tiere die nur als WF auf den Markt kommen den Seen zu "entreissen" nur um sich Wochen später in die "Hall of Fame" der Gescheiterten einzureihen ?
-Auch wenn ich mich wiederhole, Zuchterfolge sind keine gekauften eiertragende Weibchen, sondern Tiere wie sie Frank oder Jürgen (Cuxi) in mehreren Generationen nachzüchten.
Als hier neulich die versch. Sulawesi Arten aufgeführt wurden, kam schon zum Vorschein, dass sich das ganze auf 4-5 Klassiker bezieht die gehalten werden/wurden und auch bekannt sind. An den Trivial-Namen liegt es nicht, auch wenn sich einige darüber aufregen. Die Harlekin heißt im engl. z.B. Celebes Beauty, die Poso Fels/Geröll - White Orchid.
Vor ca. 1,5 Jahren habe ich darauf hingewiesen, dass sich die Red Orchid und die Blue Dot Red Line gut halten und vermehren lassen. Leider waren da alle auf die Kardinäle fixiert.
Im Telefonat mit Dirk (Klabauter) haben wir erörtert wie aufwendig, ein aussagekräftiger "Reihenversuch" aussehen müsste. Trotzdem liese sich aus sachlichen Berichten, aussagekräftige Resultate ableiten.
Sinvoll wäre es wenn die Berichte etwas weniger euphorisch verfasst wären.
Hier spielt es sich meist wie folgt ab (etwas übertrieben): Hurra meine XX-Garnlen sind eingezogen. Reines Leitungswasser 50% Wasserwechsel, nach 3 Tagen alle topfit. Nach 5 Tagen: Wow, alle Weibchen tragen, das Becken platzt bestimmt aus allen Nähten, ich Bau schon mal den Keller aus.........
Meistens wird es danach ruhiger bis völlige Stille eintritt.
Ein weiter Nachteil ist, dass ein Halter dem nicht nach 1 Woche das Becken aus allen Nähten "platzt" sich gar nicht getraut, seine Erfolge z.B. nach 3 Wochen sind von 10 Garnlen noch 10 zu sehen mitzuteilen.
- Theorie und Praxis: Gerade beim Thema Korallenbruch im Becken gab es schon heiße Diskussionen. Stimmt, ein Kalkreaktor im Meerwasserbecken funktioniert anders, hier wird in einem Teil des Reaktors ein saures Medium erzeugt, und der Kalk wird gelöst (mal laienhaft ausgedrückt).
Das ist sicherlich etwas anders, als wenn man nur Korallenbruch ins Sulawesi Becken schüttet. Heute hat er eher noch die puffernde Wirkung und er ist aus den meisten Becken wieder verschwunden.
Vor über 2 Jahren war er noch weit verbeitet, brachte er doch den pH Wert etwas nach oben - auch wenn es theoretisch nach der Wasserchemie nicht funktioniert. Wir reden hier auch nicht von einer Einzelanwendung, sondern die meisten Becken liefen damals mit Korallenbruch. Sicherlich keine besonders sichere Methode, aber nach damaligen Wissensstand ok.
Je nach Ausgangswasser, konnte man die Garnelen gut halten, aber die Vermehrung hielt sich in Grenzen. Ich kenne einige Halter, die Ihre Tiere seit 2 Jahren haben. Es waren mal 20 Tiere und sind es auch heute noch. Zugang ung Abgang halten sich die Waage.
Man versuchte damals krampfhaft den PH wert auf 8 und höher zu bringen.
Dann hörte man von der Methode Regenwasser + Mineralsalz bzw. Osmosewasser + Mineralsalz. Die Tiere vermehrten sich sehr gut bei einem PH Wert von um die 7,7 ! Dieser Methode wurde dann von Karin & Martin mehrfach beschrieben und immer mehr Halter stiegen um.
Auch ich musste erkennen, dass dies der neue und sichere Weg sein wird, denn beim Korallenbruch lässt die Wirkung auch mal nach. Die Wasserwerte waren nicht so stabil. KH, GH und Leitwert waren hoch. Diese Werte hatten doch einen Einfluss auf Tiere, zumindest was die Vermehrung angeht. Ich fand es klasse, dass es eine Methode gibt, die die Sache vereinfacht hat auch wenn ich meine bisherigen Erfahrungen alle über Bord werden musste...... allerdings zum Wohl der Tiere......
Fazit: Nach wie vor finde es erstaunlich, wie trotz der vorliegenden Erfahrungen z:B. die Leitungswassermethode noch diskutiert und verteidigt wird. Trotz hoher GH & KH Werte.
Ich möchte auch noch mal auf die Einzelerfolge verweisen. Es ist nicht aussagekräftig wenn es EINEM gelingt die Tiere im Betonwasser zu vermehren, oder sie auch bei 25C. zu halten. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn mal bei EINEM die Tiere trotz Osmosewassermethode versterben.
Sollten Gründe -auch oft zu lesen- wie: Kosten des Osmosewassers, Heizkosten etc. solch eine wichtige Rolle spielen, der sollte sich folgenden Spruch zu Herzen nehmen:
Wer keinen Ozean hat, kann sich auch keinen Wal halten.
In diesem Sinne, viel Erfolg und Spaß mit den Sulawesi Garnelen.