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Neocaridina Genetik Behauptungen und Fragen

Bones

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Hallo liebes Forum,
nachdem ich hier schon vieles interessantes gelesen habe, hier mal ein kleiner Beitrag von mir:

Erstens habe ich versucht eine "Stammbaum" für Neocaridina davidi anzulegen. Nicht alles ist verbrieft, das es so stimmt, vieles aber schon.
Neocaridina.jpg


Darüber hinaus habe ich ein paar Fragen:
1) Deckt sich der Stammbaum mit euren Erfahrungen ?
2) Wie in der Grafik dargestellt fiel mir auf, dass alle Zuchtformen aus der Schokosakura, samt ihr selbst ein stark verkümmertes Rostrum haben, das sich auch in meinem Mischerbecken bei Kreuzungen dominant vererbt. Ist das bei euch auch so ?
3) Zur Eifarbe:
Ich pflege Red Rilis, rote Sakura und Schokosakura in einem Becken. Die roten können Eier aller Farben tragen, die schon wenige Stunden nach der Befruchtung unterschiedliche Farbtöne annehmen.
Was ich aber nicht feststellen kann ist:
Liegt es an der Spalterbigkeit des Muttertieres oder an den Genen der Larven ??

Grüße

Yves
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Yves,
da hast Du aber eine Menge Zeit investiert. Obwohl das alles sehr schön aussieht, glaube ich allerdings nicht, dass man innerhalb der Art einen "Farbstammbaum" anlegen kann.
Das fängt schon mit dem Begriff "Nominatform" an. Das ist ein Begriff aus der zoologischen Nomenklatur, der erst einmal nichts darüber aussagt, wie ein bestimmtes Individuum aussieht. Was Du meinst, wäre eher mit dem Begriff "Wildform" zu beschreiben. Und da sind wir beim ersten Problem.
Von Neocaridina davidi gibt es nicht nur eine Wildform. Je nach Fundort und Befinden (Farbwechsel sind in gewissem Umfang möglich) können die Tiere dieser Art phänotypisch gleich oder völlig unterschiedlich aussehen. Schon die Ausgangsfarbe ist also nicht bestimmbar.
Wenn Du Dir dann anschaust, wie Farbe und Zeichnung streuen können, wird das alles noch komplizierter. Ich erinnere mich an einen Beitrag in der caridina, in dem es um eine asiatische Züchterei ging. Dabei wurde gezeigt, was alles an Farbformen im Kescher ist, wenn man ihn durch ein Becken mit Red Fire (oder Sakura) zieht. Die Streuung ist enorm und deckt bereits einiges von Deinem Schaubild ab.
Dass es bei eigentlich jeder Farbe einen Rückenstreifen geben kann und früher oder später auch Rili auftauchen, ist ein normaler Vorgang. Das gab es bereits bei den Red Cherry bzw. Red Fire, nur hat man die Rili damals als Fehlfarben behandelt und frühzeitig aussortiert. Wahrscheinlich auch die völlig körperfarblosen Rili, die, mit blauem Unterton, jetzt "Blue Jelly" genannt werden.
Nach meinen Erfahrungen lässt sich bei Neocaridina davidi also leider kein kompletter Farbstammbaum erstellen.

Zu Deinen anderen Fragen:
2. Tatsächlich kennen wir körperliche Deformationen bei vielen Zuchtstämmen (siehe auch die Diskussionen zu Taiwanern und ihren "Gebrechen" hier im Forum). Wenn diese Makel dann noch dominant vererbt werden, wäre das für mich ein Anlass, die Finger von solchen Zuchtlinien zu lassen. Ich bevorzuge optisch intakte Tiere ohne Deformationen/Rückbildungen an Carapax und Rostrum.
3. Eine in sich schlüssige Erklärung zur Eifarbe ist mir nicht bekannt. Ich hoffe, da können Dir die anderen weiter helfen.

Gruß,
Friedrich
 
hallo zusammen,

vielen dank für den schönen "stammbaum" yves :) und vielen dank für die wunderbar ausführliche erklärung von dir, friedrich! auch wenn sich kein richtiger farbstammbaum in dem sinne erstellen lässt, finde ich beide beiträge sehr lehrreich und wertvoll!

wieder was dazugelernt, danke euch beiden :)

OT: das meine ich wirklich so, bitte keinen ironischen ton heraus"hören"! genau solch einen beitrag zum farbstammbaum habe ich tatsächlich gesucht (und blöderweise bisher nicht gefunden), noch dazu mit so einer tollen erklärung dazu warum etwas wie sein kann - oder eben nicht.
 
Hallo Friedrich,
deine Einwände sind natürlich berechtigt und auch entsprechend begründet, mir ging es aber eigentlich um etwas anderes.
Ich will mit diesem Stammbaum natürlich nicht behaupten, dass die verschiedenen Zuchtformen in jedem Fall nur so entstehen können oder gar alle von ein und der selben Wildform abstammen. ( Das tun sie natürlich nicht)
Meine Motivation war:
Wann immer jemand fragt welche Farbformen man gut zusammen halten kann, heißt es: gar keine, die F1 wird komplett braun, du machst dir den ganzen Stamm kaputt, pflege bloß nur eine Farbe !
Das mag für kommerzielle Zuchtunternehmungen vollkommen stimmen.
Wer aber einfach nur Spaß am Zusehen und Lernen hat, der kauft sich dann z.B. völlig überteuerte "Blue Dream" und hat nach ein Paar Generationen doch alle Farben wieder drin und selektiert sich mit geringem Erfolg zu Tode.
Die Taiwaner züchten alles in riesigen Tanks und jedes Zufallsprodukt wird gleich als ach so erbfester neuer Edelstamm verkauft.

Mein Stammbaum ist dazu gut:
Die Taiwaner selbst haben oft Angaben gemacht woraus der Farbstamm gezüchtet wurde, befreundete Garnelenhalter und ich selbst haben ähnliche und ergänzende Erfahrungen gemacht.
Der Stammbaum ist als "Warscheinlichkeitsdiagramm" für die Haltung einer nicht erbfesten oder mehrer Farbformen gedacht.
In meinem Schoko, red Sakura und red Rili Becken fallen z.B nur die Ausgangsfarben oder "höherwertige", mit Sicherheit aber (bisher) nichts farbloses.
Von 2004-2008 hatte ich Red Fire Garnelen, die nach einiger Selektion schöne Sakuras geworden sind, auf Dauer war es mir zu langweilig...
Was buntes zusammen mischen finde ich wirklich interessanter, ist aber natürlich Geschmackssache, Aber deshalb habe ich aus Spaß an der Freude das Baumdiagramm gebastelt.

Grüße
Yves
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,

obwohl ich sie wunderschön finde und mir die wirklich beeindruckenden Bilder dieser "Lesebrillengarnelen" in der Caridina gern anschaue, habe ich mich schon gefragt, wer hat da noch den Überblick?
Das jede Schematisierung nicht in Bronze gegossene, unumstössliche Wahrheit enthält kann ich mir gut vorstellen. Aber den Versuch wenigstens Orientierungshilfen zu geben, finde ich gut.
Das es dabei Wiederspruch gibt finde ich ebenfalls sehr gut, um klar zu machen, dass es zum Teil halt sehr hypothetisch sein kann, so einen Stammbaum fest zu zurren.

Daher möchte ich mich Linda anschließen und mich für diese Beiträge bedanken. Es könnte gern noch mehr davon geben. LG Bernd

PS. Ich halte nur größere Garnelen die ich sofort sehen kann, falls ich meine Lesebrille nicht auf Anhieb finden kann. :D Interessieren tun mich die lütten Dinger trotzdem. :yes:
 
Schönes Diagramm, was sich auch mit meinen Recherchen deckt. Nominatform, Wildform... das spielt doch jetzt nicht so die Rolle. Die ersten Farbmutanten sind halt tatsächlich Rot und Gelb gewesen.
Die weiteren sind wohl auch mit "Rückkrezung" auf die oder eine Wildform entstanden. Danach Selektion. Dadurch ensteht eine - ich nenne es mal - strukturelle Genkompatibilität. Die Gene der Elterntiere passen wie Schlüßel ins Loch um entsprechend genauso gefärbten Nachwuchs hervorzubringen.
Ist zB beim Guppy genauso.2 Tiere des selben Standards und der selben Farbe aber aus 2 verschiedenen Zuchtlinien können variierten Nachwuchs hervorbringen, der dann auch wieder ausselektiert werden muß.
 
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