Gestern waren wir wieder ein bisschen ungarische Kultur anschauen...wir waren zu Besuch im Schloss Esterházi in Fertöd!
Graf Joseph Esterházi begann den Bau des Schlosses 1720 nach den Plänen von Erhard Martinelli, der sich vertraglich verpflichtet hatte, dass er ein Jagdschloss mit 22 Zimmern in 3 Monaten erbaut. Dieses war der Ursprung des heutigen Gebäudes. Nikolaus, der 2. Sohn von Joseph, kam 1762 an die Führung des Majorats. Nachdem er aus dem Dienst bei den Habsburgern im Ausland zurückgekehrt war, begann er mit dem Bau des heutigen Schlosses. Nikolaus hat zwischen 1762-66 einen hufeisenförmigen Barock-Gebäudekomplex durch die Mitarbeit der österreichischen Meister Nikolas Jakoby, Melchior Hefele und Ferdinand Mödlhammer errichten lassen. Er wurde von seinen Zeitgenossen als Nikolaus der "Prachtliebende" bezeichnet, der bis zu seinem Tode 1790 ständig baute.
Er rief mit der Ansiedlung der zur Hofhaltung gehörenden Dienstboten bzw. den Handwerkern westlich vom Schloss den Ort Eszterháza ins Leben. Nikolaus liess das Musikhaus, Herrenhaus und das Haus für die Dienstboten im Hof erbauen, im Stall waren 110 Pferde. Für die 150 Leibwächter lies er Wachgebäude errichten. Der Gasthof wurde zu Endstation der Wiener Postkutschen.
Aber dieser Prunk ist am Ende des 18. Jahrhunderts zerfallen. Die Nachfolger haben ihren Sitz nach Eisenstadt verlegt, und in den folgenden ca. 100 Jahren begann alles zu zerfallen. Die Parks verwilderten, ein Teil der Gebäude ist abgebrannt und andere wurden für wirtschaftliche Zwecke genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Schloss nach einer Renovierung erneut bewohnt, aber in den letzten Wochen des II Weltkrieges hat man die Einrichtungsgegenstände geplündert und die beschädigten Gebäude dem Schicksal überlassen. Von den 126 Räumen wurde 1959 im mittleren Teil ein Museum mit zeitgemässen Möbeln eingerichtet.
Blick in den Schlosspark...
Der Prunksaal!
Das Deckenfresko in zauberhaften Farben (auf 100 qm) ist eine Arbeit von Josef Ignatz Milldorfer, stellt Apollo auf dem Sonnenwagen dar. Er ist maltechnisch interessant, dass die 4 Pferde dem Betrachter, egal aus welcher Richtung er schaut, immer entgegen kommen. In den Ecken stehen vergoldete Steinstatuen auf Marmorsockeln, welche die 4 Jahreszeiten symbolisieren. Das Fresko und die 4 Statuen im Saal zeigen einen abstrakten Zusammenhang: das könnte bedeuten, dass der Prunksaal gleichzeitig der palast des Sonnengottes sei.
Chinesisches Kabinett!
Die Wände sind mit 250 Jahre alten, in China gefertigten Paravents verkleidet. Ihre Darstellungen arbeiten in ihrer ursprünglichen Reihenfolge zwei zusammenhängende Themen auf: die Jagd und die Beschäftigungen der vornehmen Damen.
Das Schloss vom Schlosspark aus gesehen.
(Der Text wurde einem Schriftstück entnommen, welches das Schlosspersonal den Touristen zur Führung ausgehändigt hat)
Ich hätte noch so einige Bilder mehr veröffentlichen können, doch das hätte meinen Zeitrahmen überspannt. Ich hoffe ihr seid zufrieden und kommt bei eurem nächsten Ungarnbesuch mal im Schloss vorbei...