Hallo,
also an den pH-Wert als Übeltäter glaube ich auch nicht wirklich. Er, ist, wenn man mal die GH/KH-Werte außer acht lässt, der einzig auffällige Wert, weswegen die Versuchung groß ist, ihn der Einfachheit halber zur Ursache zu erklären.
Ich glaube hier viel eher an ein multifaktorelles Problem, wobei ich die möglichen! Ursachen in zwei Kategorien teilen würde:
a) absolute Faktoren
1. In meinen Augen liegt das Hauptproblem in der "unzureichenden" Ernährung der Tiere. Krebstiere sind eng mit dem verwandt, was wir landläufig als Insekten bezeichnen, weshalb man die Bedürfnisse von Insekten in gewisser Weise auch auf unsere Garnelen übertragen kann. Das ist ganz praktisch, da man den Stoffwechsel von Insekten im Hinblick auf Möglichkeiten zur Schädlingsbekämpfung recht gut untersucht hat.
Nun weiss man, dass es für Insekten zehn essentielle Aminosäuren gibt, die sie nicht selbst sythetisieren können. Ok, ob es bei den Garnelen auch zehn oder nur sieben sind? Keine Ahnung, aber was ich damit sagen will ist, dass die hier betrachteten Garnelen mit Veggie-Diät wohl darum kämpfen genug Proteine für ihren Stoffwechsel zu bekommen.
Mir ist auch ehrlich gesagt kein handelsübliches Garnelenfutter bekannt, welches wesentlich weniger als 40% Proteinanteil enthält. Jetzt kann man natürlich sagen, dass die Garnelen doch dann bitteschön den Aufwuchs, also die enthaltenen Bakterien, fressen mögen, schließlich sind die doch auch tierische Lebewesen. Stimmt, aber es sind eben Prokaryoten und eine Eukaryoten wie die Zellen höhere Lebewesen, weshalb da schon ein gewisser Unterschied besteht. Auch benötigen die Tiere Fette, um z.B Cholesterol als Ausgangsstoff für die Steroidhormonsynthese verwenden zu können. Das Häutungshormon Edycson ist auch ein Cholesterol-Abkömmling, was die Wichtigkeit von Cholesterol für die Tiere unterstreicht. Dummerweise findet man Cholesterol kaum in Bakterien und nicht in Pflanzen, allerdings ist eine Synthese aus Sterinen möglich. So etwas ist aber auch Stoffwechselarbeit, die Energie benötigt, welche nur aus der Nahrung stammen kann.(frei nach verschiedenen Veröffentlichungen von H. und A. Levinson)
Das ist nicht so effizient, wie das fertige Cholesterol aufzunehmen, aber rein vegetarisch lebende Spezies kommen so über die Runden.
Daher würde ich mal vermuten, dass die Tiere hier zwar ihren Grundbedarf zum Leben decken können, aber für die Bildung eines Laichansatzes ist eben nicht genug Überschuss vorhanden. Vor der Tatsache, dass ein Garnelenei alles Bau- und Nährstoffe für Reifung einer komplett lebensfähigen Minigarnele enthalten muss, und das auch 4 Wochen dauert, ist es leicht vorstellbar, wie viel Energie und Nährstoffe eine Garnele über ihren Grundbedarf hinaus aufnehmen muss, um sich noch fortzupflanzen zu können.
Sich Fortzupflanzen macht für die Garnelen ja auch nur dann Sinn, wenn der Lebensraum dem Nachwuchs gute Überlebenschancen bietet.
Deswegen: Mehr Protein füttern. Dann aber Wirbellosen-Protein und kein Protein von Wirbeltieren. 2x die Woche Frostartemia geht da z.B. ganz super.
b) relative Faktoren
Ein relativer Faktor sind sicherlich die nicht ganz optimalen Wasserwerte, die es den Garnelen vielleicht etwas erschweren sich fortzupflanzen, aber im Ursprungshabitat legt auch niemand den kompletten Fluss mit Soil aus, um die Werte ja festgenagelt stabil zu halten, und Witterungseinflüsse können ganz schön an den Wasserparametern drehen, ohne das die Tiere alle daran eingehen. Deshalb sage ich es ist ein relatives Problem, eine Kleinigkeit und sicher nicht die alleinige Ursache für die mangelnde Vermehrung. Ein weiterer Punkt sind evtl. auch fehlende Huminstoffe im Wasser, denn es gibt Berichte über die Ursprungshabitate der Bienengarnele, wo von so viel Laub im Wasser berichtet wird, dass sich ganze Bäche braun färben, und die Garnelen da quietschfidel drin herumpaddeln. Wenn so eine hohe Konzentration im Wasser dauerhaft vorliegt und toleriert wird, kann das fehlen dieser Stoffe sicherlich auch zu einem Mangel führen. Daher ist ein Versuch mit einem Humin/Fulvo-Präparat sicherlich nicht verkehrt, um die Heimat der Tiere noch etwas realistischer nachzuahmen.
Ein weiterer Punkt ist wahrscheinlich auch das geteilte Becken, in welchem sich noch andere Garnelenarten befinden. Sie sind zwar räumlich getrennt, aber ihr Wasser steht ja in einem permanenten Austausch untereinander. Es ist in der Natur kein ungewöhnliches Prinzip, dass die Pheromone und Sexualhormone einer Art die Fortpflanzung einer anderen Art, welche um die selbe ökologische Nische konkurriert, hemmt, um sich damit einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Wenn dann hier zu lesen ist, dass die Vermehrung in den Nachbarabteilen nur so brummt,dann ist es vielleicht auch ein wenig so, dass die vermehrungsträgen Mischer noch etwas mehr die Lust zur Paarung verlieren, und alle Effekte zusammengenommen zur Nicht-Vermehrung führen, obwohl keiner der relativen Faktoren für sich genommen einen Vermehrungsstopp verursachen würde.
Diese theoretische Gerüst ist jetzt in einem Post natürlich nicht einwandfrei zu untermauern, also bitte nicht als der Weisheit letzter Schluss oder die unumstößliche Wahrheit verstehen, aber ich glaube es ist ein guter Ausgangspunkt für eigene Überlegungen bzw. trägt zur Ausbildung eine Bauchgefühls, was falsch laufen könnte bei.
VG vom Himalaya
Yeti