Get your Shrimp here

Ethoxyquin - Problematik eines Antioxidationsmittels

NebelGeîst

Wiki Autor
Wiki Autor
Mitglied seit
02. Apr 2010
Beiträge
2.159
Bewertungen
540
Punkte
10
Garneleneier
17.906
Hallöchen,

ich finde es bedauerlich, dass es immer noch recht wenig Informationen im deutschsprachigen Netz zu der Substanz Ethoxyquin gibt. Wollte es daher mal ansprechen und vielleicht eine gute Informations-, Quellen- und Linksammlung zustande bekommen.

Kurze Einleitung:
Ethoxyquin ist sehr starkes synthetisches Antioxidans, das von der amerikanischen Firma Monsanto entwickelt wurde und hergestellt wird. Weiterhin findet es Anwendung als Pestizid.
Die Substanz ist lipophil (fettlöslich) und soll verhindern, dass Öl- und Fettbestandteile ranzig werden, aber auch, dass Carotinoide und lipophile Vitamine (A, D, E und K) nicht oxidiert werden.

An sich liest sich das bis auf die Verwendung als Pestizid ja ganz gut. Beim Stichwort Antioxidans geht man ja, der Werbung sei dank, grundsätzlich von etwas sehr Gesundem aus.
Fälschlicher weise. Denn Ethoxyquin ist bei uns nicht als Zusatzstoff für Lebensmittel, die für menschlichen Verzehr bestimmt sind, zugelassen. Innerhalb der EU wurde selbst die Zulassung für den Einsatz in Pflanzenschutzmitteln wieder entzogen!
Warum sollte man so etwas tun? Die Vermutung liegt nahe, dass die Substanz doch nicht so gesund ist, oder?

Im Tierversuch und aufgrund der mittlerweile Jahrzehnte langen Erfahrung hat sich gezeigt, dass Ethoxyquin zu Organschäden, Missbildungen, Allergien, Hautveränderungen, sinkender Fertilität und Krebs führen kann. Freilich nicht in geringen Dosen und nach kurzer Zeit.
Als fettlösliche Chemikalie kann Ethoxyquin allerdings im Fettgewebe und Organen wie der Leber angereichert werden. Das macht auch den Einsatz in Kleinstmengen sehr problematisch.
Der Zusammenhang von degenerativen, atypischen Krankheitsbildern bei Hunden, Katzen und anderen Haustieren mit dem vermehrten Einsatz des Antioxidationsmittel fiel schon in den 80ern auf. Doch noch immer wird in manchen Kreisen heiß diskutiert, allerdings ohne, dass die Öffentlichkeit hier scheinbar viel davon mitbekommt.
Auch gilt es als leicht fischtoxisch.

Warum ich das hier thematisiere?
Zwar besteht hier zu Lande keine Zulassung mehr für Lebens- und Pflanzenschutzmittel mehr, wohl aber nach wie vor für den Einsatz in Tiernahrung, was ich echt mal den Oberhammer finde.
Ich habe zwei Höchstgrenzen gefunden, bin mir nicht sicher, ob letztere stimmt, da ich die Quelle nicht mehr finde (hatte ich vergangenes Jahr recherchiert), und zwar gilt wohl generell als Maximum 150mg/kg, in Fischfutter anscheinend 120mg/kg.
Der Hersteller Monsanto belegt zwar die Unbedenklichkeit seines Produktes bei geringen Dosen mit Studien, vernachlässigt dabei aber die Anreicherung im Körper bei ständiger Fütterung.
Eine amerikanische Veterinärin hat in offenen Briefen an einen Hundefutterhersteller auf die Ungeheuerlichkeit hingewiesen, dass in Lebensmitteln Nachweisgrenzen (außer Gewürzen) von damalig 0,5 bis 5 mg bestünden, bei Tiernahrung dagegen 150 mg per Kilo.

Dr Gloria Dodd hat geschrieben:
[...]the following residue allowances in human consumed animal products are as follows: 5 ppm in or on the uncooked fat of meat from animals except poultry; 3 ppm in or on the uncooked liver and fat of poultry, 0.5 ppm in or on the uncooked muscle meat of animals, 0.5 ppm in poultry eggs, and zero in milk.
[...]
The above information brings up the question why the FDA allows such a small amount of “E” residue (5 to .5 ppm) in human consumed foods yet allows such high amounts (150 ppm) to be used in pet food and livestock feeds?​

Ethoxyquin wird sehr weitläufig eingesetzt, auch in Fischfutter, selbst bei wirklich hochpreisigen Produkten, denn die antioxidative Wirkung ist sehr stark und vor allem ist es viel günstiger als weniger bedenkliche fettlösliche Alternativen.
Ich versuche daher auf Futtersorten auszuweichen, die kein oder nur geringe Mengen Ethoxyquin enthalten, selbst bei verhältnismäßig kurzlebigen Tieren wie Zierfischen. Was nicht einfach ist, denn Ethoxyquin muss nicht in der Deklaration aufgeführt werden, man erhält Auskunft darüber oft erst, wenn man die Hersteller kontaktiert.
So bekam ich heute eine Antwort vom Hersteller Tropical, dass die Substanz in keinem Futter von ihnen Verwendung findet.
Bei meinem damaligen Nachfragen wurde mir mitgeteilt, das Genzel in den von mir verwendeten Granulaten Blackfood und Aquafood Spezial 80mg/kg verwende. Das von Kampffischhaltern gerne verwendete Atison Betta enthält laut Deklaration 120mg/kg.
Bei den andern Futtern, bei denen ich aktuell nachgehakt habe, hab ich noch keine Antwort erhalten.

Nun sind viele Wirbellose eher kurzlebig. Dennoch ist es vielleicht sinnvoll, sich über die Problematik von Ethoxyquin zu informieren und gegebenenfalls zu schauen, dass man darauf verzichten kann bei der Fütterung.

Auf einer der Seiten habe ich gelesen "was für mein Kind schlecht ist, kann für meinen Hund nicht gut sein", dem stimme ich soweit zu. Wenn man sich überlegt, dass der Zusatzstoff in Lebensmitteln nicht verwendet werden darf und auch in Pflanzenschutzmitteln nicht mehr, wird das wohl begründet sein.

Nachstehend noch ein Link zur Meldung bezüglich Pflanzenschutzmittel
http://www.q-s.de/zulassung_fuer_das_fungizid_ethoxyquin_entzogen.html
 
Hi Friedrich,

da das Mittel noch zum Einsatz kommt, nehme ich an, dass es auch hier zu Lande verkäuflich ist, vermutlich aber als Gefahrensubstanz und nicht jedermann zugänglich. Das ist jetzt aber Spekulation, hab da keine Quelle für. Wie gesagt, finde im deutschsprachigen Raum leider nur wenig Informationen online. Da ich mich aber immer mal wieder damit auseinandersetze, kann ich vielleicht mal bei einem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt nachfragen. Die müssten mir sicher in vielerlei Hinsicht Informationen geben können.
 
Hi, dann google mal nach BHT, BHA und frage mal danach bei deinen Herstellern.

Muss nicht deklariert werden, es darf auf der Packung folgender Satz stehen: Ohne Konservierungsmittel.


VG
 
Hi,
ja, da sie als Antioxidatien und nicht als Konservierungsmittel angesehen werden.
Anscheinend ist auch bei Fischfutter die Obergrenze 150mg EQ/kg Futter. Bei Hundefutter 100mg/kg
 
N'Abend,
ich hab gerade mal ein wenig quergelesen was Googel zu dem Zeug ausspuckt und es scheint wirklich nicht so Dolle zu sein. Für uns sollte, neben den grundsätzlichen Überlegungen hierzu, auch relevant sein, dass bei Garnelen, die regelmäßig ihre toten Artgenossen fressen, eine noch wesentlich stärkere Anreicherung als bei anderen Tieren zu erwarten ist.
Interessant ist auch, dass ich innerhalb von fünf Minuten ohne es explizit zu suchen schon auf diverse, hauptsächlich asiatische, Händler gestoßen bin, bei denen ich Ethoxyquin Kilo- bis Tonnenweise kaufen könnte. (Teilweise wird damit geworben, dass Lebensmittel hierdurch länger frisch bleiben.)

Vielen Dank schon einmal für diesen Thread.
Vielleicht könnte man im Lexikon eine wertungsfreie (!) Liste vorhalten, ob, und wenn und in welchen Konzentrationen, bei welchen Futtermitteln Ethoxyquin enthalten ist. Hierzu sollten aber m.E. vorher die Mods / Forenleitung klären ob das im Rahmen dieses Forums evtl zu Problemen führen könnte.

Beste Grüße,
Martin
 
Hallo,

man könnte schon hinterfragen, dass ein Produkt als frei von Konservierungsmitteln beworben werden darf, obwohl es ein Antioxidationsmittel enthält. Die antioxidative Wirkung ist in dem Fall nämlich nichts anderes als eine konservierende.

Was die entzogene Zulassung als Pflanzeschutzmittel angeht, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es an der genannten Einlagerund im Fettgewebe liegt. Bei DDT war es ähnlich:
Sehr starke Toxizität gegenüber Insekten und nur sehr gering gegenüber Menschen und Säugetieren und anderen. Der Entwickler erhielt sogar einen Nobelpreis, da es als bahnbrechend galt.
Was man nicht bedacht hat, sind die lipophilen Eigensschaften, wodurch es sich im Fettgewebe anreichert und dadurch mit der Zeit Konzentrationen annehmen kann, die dann auch für einen Menschen toxisch werden. DDT wäre auch bei mir noch nachweisbar, dabei bin ich mehr als zehn Jahre nach dem Verbot geboren und das wäre dann das zweite Problem, nämlich seine Persistenz.

Das bedeutet, das Mittel ist nicht akut toxisch, aber kann sich über die Nahrungskette anreichern. Da aber weder Zierfische, noch Hund und Katz in unseren Speiseplan gehören, ist es in diesem Bereich vermutlich noch nicht verboten worden.
Außerdem wäre hier viel mehr interessant wie lange es als Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurde und in welche Masse und natürlich die Persistenz.

Zum ADI konnte ich einen Wert von max. 0,06 mg/kg Körpergewicht finden. Also die maximale tägliche Aufnahmemenge pro kg Körpergewicht (bei 60 kg also mit 60 multipliziert) die bis zum Ende des Lebens aufgenommen werden kann, ohne dass eine Schädigung entsteht. Bei DDT liegt sie z. B. bei 0,01 mg/kg.

Ich persönlich finde auch, dass mit vielen "solchen" Stoffen viel zu freizügig umgegangen wird bzw. deren Einsatz häufig nur bequem und günstig ist, aber nicht notwendig. Gerade die Kombi persistent und lipophil ist - ich sage mal - ungünstig.

Aber wenn der Stoff schon mal teilweise verboten worden ist, dann ist man sich ja dem Problem schon mal bewusst und ob es im Zierfischfutter jetzt wirklich Schaden anrichtet weiß ich nicht. Da wären die Mengen interessant und wo genau es eigentlich noch zugelassen ist. Weißt du was darüber?

Grüße
Katie
 
Huhu,

manche Fische werden gezüchtet, um als Nahrungsmittel zu dienen. ;)
Soweit ich weiß (keine Garantie hierfür), ist auch die Fütterung an Nutztiere erlaubt, womit die Substanz auch in den Menschen gelangt, obwohl die direkte Verwendung zur Herstellung von Lebensmitteln verboten ist.
Kannst du mal fix die Quelle für den ADI-Wert nennen? Gabs dort noch weitere Informationen?

Wie schon gesagt, ich finde es bedauerlich, dass im deutschen WWW wenig brauchbares zu finden ist. Oft sind es Seiten über Tiernahrung, die einfach davor warnen, aber wenig bis keine brauchbaren Quellen angeben. Daher find ich die Recherche sehr mühsam.
Hab hier noch einen Link (englisch), der vielleicht spannend ist, da laut diesem die Toxizität für Wirbellose nochmals höher ist als für Fische. Allerdings wird leider nicht näher darauf eingegangen (z.B. Toxizitätsgrenze einiger Spezies).
http://www.petfood-connection.com/profiles/blogs/ethoxyquin-toxic-to-fish-amp
 
Hi,

ja klar. Ich habe es nur kurz bei google eingegeben. Da kam das:

http://www.inchem.org/documents/jmpr/jmpmono/v098pr09.htm
... aber da sucht man recht lange, musst du die Suchfunktion benutzen.

aber ich habe jetzt noch das hier gefunden:

http://www.codexalimentarius.net/pestres/data/pesticides/details.html?id=35

Hier ist der Wert deutlich darunter, nämlich bei 0,005 mg/kg ... das ist wirklich seeeehr wenig. Ich weiß jetzt nicht welcher Wert stimmt :confused: ... den Wert 0.06 habe ich bei google jedenfalls häufiger gesehen.

Und wenn es für Lebensmittel verboten ist, dann auch für Fische, die der Lebensmittelgewinnung dienen. Aber bei Zierfischen sieht das dann anders aus.
Wenn es aber für Nutztiere erlaubt ist, dann ist es u. U. kein generelles Lebensmittelverbot. Müsste man genauer recherchieren, Schafe zur Wollgewinnung sind auch Nutztiere, das Fleisch gelangt aber nur in Tierfutter. Was dann auch wieder erklärt, warum es (evtl. zwangsläufig) auch im Hundefutter erlaubt ist ;)

Wie gesagt, persönlich halte ich solche Stoffe für sehr kritisch, aber nur wegen der Persistenz, denn den ADI auszuschöpfen ist sehr sehr schwer. Und der beruht auf dem NOAEL welcher noch zusätzlich einen Puffer von 100% (ich meine es waren min. 100%) enthält. Aus der Datenlage könnte man den ADI von jedem Stoff also eigentlich noch verdoppeln.

Grüße
Katie
 
huhu

führt einer denn schon ne liste mit "kontaminiertem" futter sorten mit einer genauen angabe von zusätzen? und mag diese mit mir teilen?
 
Also, wie schon geschrieben hab ich bisher nur die Infoss wie oben genannt. Bei Koifutter ist es oft deklariert, meist mit 100mg/kg, dabei oft in Kombination mit BTH. Wenn die Antioxidatien nicht angegeben werden, kann das verdächtig sein, muss es aber nicht, da der Hersteller auch einfach versuchen könnte Betriebsgeheimnisse zu bewahren.
Ein Grund mehr, die synthetischen Antioxidationsmittel in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, denn anscheinend haben in Amerika aufgrund der gestiegenen nachfrage nach EQ-freier Tiernahrung Konzerne darauf reagiert, deklarieren in dem Fall auch ihre Antioxidatien um dem Kunden das kund zu tun.
 
Hi!

Auch mich interessiert das Thema sehr. Ich habe aktuell einfach einmal bei S*o*e*l*l nachgefragt und warte auf eine Antwort. Was kann man denn davon halten, wenn (wie z.B. bei E*l*o*s) gar nichts dabei steht außer "Nebenprodukte"? Ist man verpflichtet, Antioxidatien als solche zu deklarieren?

Edit: Auf der Internetseite habe ich gesehen, dass das Futter von Söll exklusiv von "O*m*ega S*ea" hergestellt wird. Und auf der dortigen Internetseite ist der Stoff in bei jedem einzelnen Futter aufgelistet. Ergo ist zu vermuten, dass diese oben genannte Marke mit auf die "Liste" zu setzten wäre...

Desweiteren steht auf dem Futter von E*l*o*s bei der englischen Inhaltsbeschreibung BHT in der Ingredients-Liste. Noch ein Kandidat ;)

Wie steht es denn mit der Liste der "in der EG zugelassenen Zusatzstoffen", in der Ethoxiquin nicht aufgelistet ist, jedoch BHT und BHA. Worin liegt denn hier der Unterschied? (Wenn möglich für Dummies, da ich mich das erste Mal damit befasse :confused:)
 
Huhu,

eigentlich müsste Ethoxiquin als für Tiernahrung zugelassener Zusatzstoff/zugelassenes Antioxidans gelistet sein. Also kann hinter der Bezeichnung EQ, BHT, BHA usw verborgen sein. Wo hast du die Liste denn eingesehen?
Von Söll steht bei mir noch immer die Antwort aus.. Sollte keine kommen, ruf ich einfach mal dreist dort an.
Elos ist ja nun wirklich nicht günstig.. Hatte von denen schon mehrmals ne Dose in der Hand hab aber immer wieder zurück gestellt. In welcher Höhe EQ verwendet wird, stand da nicht, oder?
 
BHT hab ich tatsächlich auf der Verpackung entdeckt, in der deutschen Übersetzung steht jedoch nur "Nebenprodukte" und das sogar zwei Mal... Dei genaue Konzentration steht natürlich nicht dabei, genauso wenig wie bei Soell. Eine Mengenangabe konnte ich bislang noch nirgends entdecken :(
 
Hi,

also Söll hat nach wie vor nicht geantwortet.
Die Axolotlpellets vom Axolotlforum enthielten mindestens in den letzten drei Chargen kein Ethoxiquin, wenn mal welches mit dem Fischöl zugesetzt werden sollte, dann aber nur 25 bis 50mg/kg, laut auskunft des Shopbetreibers.
 
Söll hat geantwortet:

Sehr geehrte Frau H***,

Ethoxiquin wird nicht verwendet.

Mit den besten Grüßen aus Hof
Björn B***
 
Hi

ich hab noch immer keine Antwort.. Sehr komisch..
Wo doch die Antwort so knapp ausfiel, dass sie wirklich nicht viel Zeit beanspruchte ^^
Na, immerhin etwas. Da ich von Söll Organix gerne Futter für meine Kampffische nehme, beruhigt mich das etwas. Allerdings kekst mich, dass es so lange dauert, bis eine Antwort kommt, bzw. nur bei einem Teil der Leute geantwortet wird, wie es scheint. Werd also doch nochmal meine Anfrage stellen.
 
Hoi!

Im Anhang hab ich gesehen, dass die Mail 3 Mal weitergeleitet wurde, bis dann der "Leiter Trade Marketing" genantwortet hat. Vielleicht sind deine Mails noch auf seiner To-Do-Liste :)
 
Zurück
Oben