Hi,
fein, Borneo, das du die Anregung aufgegriffen hast
Es ist wirklich ein interessantes Thema, an dem sich die Geister scheiden und das angeblich schon Kriege entstehen hat lassen.
Ich les immer wieder, dass Newcomer zwar Begriffe wie Nitritpeak kennen, aber wenig wissen über die Biologie des Eiweißabbaus.
So warten viele brav, bis der NO2-Wert zurück gegangen ist, und wundern sich kurz darauf, dass die tierischen Aquarienbewohner trotzdem sterben oder zumindest unter Vergiftungserscheinungen leiden.
Hier im Garnelenforum gibt's Gott sei Dank ohnehin schon einige Poster, die nicht mehr strikt nach Kochrezept vorgehen, sondern versuchen, die Zusammenhänge zu vermitteln. Sehr detaillierte und doch verständliche Erklärungen über die Biologie der Nitrifikationsbakterien gibt's auf einschlägigen Seiten genug, etwa bei Olaf Deters.
Konkretes Wissen darüber hab ich mir erst in den letzten Jahren angelesen, aber in 35 Jahren hatte ich trotz Verzicht auf eine regelrechte Einfahrzeit noch nie Ausfälle nach der Neueinrichtung eines Beckens. Auch kann ich mich nicht erinnern, dass meine Schulfreunde, die das genauso handhabten, welche hatten.
Im Gegensatz zu heute haben wir aber immer mit einem äußerst sparsamen Besatz begonnen, anfangs besonders wenig gefüttert (vor allem kein Trockenfutter) und - auch weil die Technik nicht so ausgefeilt war - von vornherein auf ein möglichst stabiles Gleichgewicht geachtet. Den Pflanzen wurde dabei genauso viel Beachtung geschenkt wie den Tieren.
Heute weiß ich, dass das Erfolgsrezept die langsame aber kontinuierliche Herstellung des Gleichgewichts war. Vermutlich hat auch die Verwendung von gebrauchtem Bodengrund und Dekomaterial dazu beigetragen.
Die Nitrifikationsbakterien besiedeln ja nicht nur das Filtersubstrat, sondern als Biofilm sämtliche Oberflächen, also auch Steine, Wurzeln und Pflanzen. Dass Mulm nicht einfach Dreck ist sondern zu einem Gutteil aus verrottetem organischen Material besteht und dem entsprechend stark mit nützlichen Bakterien durchsetzt ist, hat sich in Aquarianerkreisen glücklicherweise schon herumgesprochen. Weniger bekannt scheint zu sein, dass im freien Wasser vergleichsweise wenig Nitrifikationsbakterien sind.
Ich find's deshalb gut, wenn man Neulingen ans Herz legt, den Nitritwert zu beachten, ihnen aber gleichzeitig sagt, worauf es wirklich ankommt. Einfach eine mehrwöchige Einfahrzeit vorzuschreiben erscheint mir zuwenig.
Liebe Grüße
Linda