Hallo,
das ist ein wenig komplex, da bei Pilzinfektionen ja nicht nur aktive Pilze, sondern parallel dazu auch Sporen als Ausbreitungs- und Dauermedien vorliegen. Es besteht also immer ein Restrisiko irgendwo Sporen zurückzubehalten, die bei entsprechenden Umgebungsbedingungen wieder aktiv werden.
Das klingt auf der einen Seite jetzt dramatisch, auf der anderen Seite muss es dies aber auch wiederum nicht sein.
Nur die bloße Anwesenheit von Pilzsporen muss nicht unweigerlich zu einer Infektion bei den Tieren führen. Um eine Infektion auszulösen müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen:
1. Eine ausreichende Kontagiosität des Erregers
D.h. der Erreger muss die Fähigkeit besitzen seinen Zielorganismus über entsprechende Infektionswege zu erreichen und auf dem Weg auch noch am Leben zu bleiben.
Hier setzen so ziemlich alle Desinfektionsmaßnahmen an, denn es ist ihr Ziel dem Keim den Weg zum Zieloranismus zu vermiesen. Beim Aquarium ein bisschen schwierig, denn die wirklich potenten Desinfektionsmittel sind meistens aucn nicht so wirklich bekömmlich für die Bewohner.
Die Huminkur wird da also nur bedingt helfen, denn die Huminstoffe sind zu mild, um Pilzsporen zu knacken, um auf den Pilz selbst zu wirken müssten die Huminstoffe zufällig einen Ansatzpunkt im Stoffwechsel des Pilzes haben und diesen hemmen. Für eine chemische Zerstörung des Pilzes wird das wohl nicht reichen, weil dazu müsste die Huminstoffe deutlich aggressiver sein.
Allerdings stellt sich hier ernsthaft die Frage, ob wirklich nennenswerte Mengen des Pilzes frei im Aquarium sein können, da er sich aus gutem Grund einen Wirt aussucht und parasitär lebt.
Ich würde also eher nein vermuten.
Was vielleicht ins Becken gelangte Sporen angeht, so ist das wohl eher ein statistisches Problem:
a) waren die Tiere nur kurz im Becken
b) sollte sich die Anzahl möglicherweise vorhandener Sporen mit der Zeit einfach durch die Beckenhygiene und den Wasserwechsel verringern, so dass die Wahrscheinlichkeit auf den Erreger zu treffen mit der Zeit natürlich sinkt.
2. Eine ausreichend hohe Infektiosität des Erregers
Mit dem Begriff Infektiosität bezeichnet die Medizin die Fähigkeit eines Erregers den Wirt nach dem Aufeinandertreffen auch wirklich zu infizieren.
Dies ist keine wirklich feste Größe, denn hier spielt auch der Wirt eine entscheidende Rolle. Dies sieht man z.B. daran, dass manche Erkrankungen fast ausschließlich bei abwehrgeschwächten Individuen auftreten, bei kerngesunden aber nicht bzw. dass ein deutlich intensiverer Kontakt zum Erreger erforderlich ist, um eine Infektion gefolgt von einer Erkrankung auszulösen.
Hier besteht also eine Wechselbeziehung zwischen den Abwehrmaßnahmen des Wirts, der Menge des Erregers (Intensität des Erregerkontakts) und den sonstigen Umgebungsbedingungen.
Unterm Strich bleiben aus meiner Sicht also folgende Optionen:
1. Wenn man sowieso beabsichtigt das Becken neu aufzusetzen, sollte man die Nutzung von Desinfektionsmaßnahmen durchaus in die engere Wahl ziehen. Ohne die Anwesenheit sensibler Aquarienbewohner kann man hier ja ruhig etwas robuster zu Werke gehen. Hauptsache man bekommt die entsprechenden Desinfizienzien wieder vollständig aus dem Becken herausgespült.
Ich würde es z.B. mal mit Auswischen mit Easy Carbo versuchen, denn der Hauptsinhaltsstoff Glutaraldehyd zeigt bereits in 0,1% Lösung fungizide Wirkung. Ob EC diese Konzentration aufweist, ist eine gute Frage, denn da schweigt sich EasyLife ja drüber aus.
Da es allerdings auch nichts kaputtmachen kann, würde ich das einfach machen und das leere Becken mit EC auswischen.
2. Wenn man die wirtseigene Abwehr ins Kalkül zieht, so folgt daraus, dass man die Abwehr der Tiere vor dem Bezug des Beckens maximal stärken sollte.
Ich gehe bei neuen Tieren immer so vor, dass ich ihnen in Quarantäne jeden Tage eine kleine Dosis Beta Glucan verpasse, um ihr Immunsystem zu stimulieren. Das Eingewöhnen neuer Tiere mache ich grundsätzlich auch nicht mit Aquarienwasser, sondern salze mir Osmosewasser auf die Werte des Aquariums auf. Es geht dabei ja schließlich nur darum, dass die Werte nicht meilenweit auseinander liegen. Das Wenige, was der Unterschied zum Aquarium vielleicht noch ist, ist dann unerheblich. Außerdem kommen die Tiere so noch nicht mit der Bakterienfauna des Beckens in Kontak, sonder können sich in keimarmer Umgebung an die Wasserwerte gewöhnen und vom Reisetstress erholen, wenn sie auf dem Versandweg angereist sind.
Das hat außerdem den Nebeneffekt, dass ich den Altbestand der Tiere ebenfalls mit Beta Glucan vorbereiten kann. Das Angleichen der Keimflora zwischen dem Quarantänebecken und dem Haltungsbecken beginne ich dann erst nach 2-3 Tagen durch wechselseitigen Wassertausch.
Vor dem endgültigen Umsetzen mache ich dann das Haltungsbecken nochmal frisch, indem ich Mulm sauge und dabei einen sehr großen Wasserwechsel mache. Auf diesem Weg hatte ich noch nie Unverträglichkeitsprobleme.
Jetzt hat die Ursprungsfrage ja nichts direkt mit dem Umsetzen neuer Tiere zu tun, aber ich hoffe erläutert zu haben, wie man versuchen kann die Abwehr der Tiere maximal zu stärken (Erst Anpassung an die Wasserwerte, dann Erholung vom Reisetstress, pushen des Immunsystems und erst dann Konfrontation mit Fremdkeimen) und gleichzeitig durch eine entsprechende Hygienemaßnahmen die Gesamtkeimbelastung im Zielbecken zum Zeitpunkt des Umsetzens zu minimieren.
Das ist natürlich keine automatische Garantie, dass alles immer problemlos klappt, aber verschiebt die Wahrscheinlichkeit in Richtung zum Erfolg.
Was die Schnecken angeht, so halte ich es prinzipiell für möglich, dass auch sie einen Befall mit Lagenidium bekommen können, jedoch scheinen Garnelen da anfälliger zu sein, denn bisher konnte man darüber noch nichts lesen. Daher würde ich mich da jetzt nicht wirklich zu verrückt machen.
VG vom Himalaya
Yeti