Hallo,
es sieht ja so aus, dass sich immer mehr Garnelenhalter eigene Gedanken über Zusatzstoffe im Futter machen, die mehr bewirken (sollen) als gutes Wachstum. Nun habe ich von spezieller Ernährung der Zwerggarnelen nur unzureichendes Detailwissen, um hier die letzte Gewissheit zu erlangen. Was mir jedoch auffällt ist, dass es immer mehr Parallelen zur Fischernährung gibt. Dabei bleibt die Frage, ob man die Fischernährung für unsere Garnelen benutzen kann und wo die Unterschiede / Abweichungen liegen???
Amüsant ist, dass das Thema der Zusatzstoffe sowohl bei der Fisch als auch bei der Garnelenernährung häufig unter "Top Secret" behandelt wird. Dabei ist das (in Bezug auf die Fischernährung) gar keine Hexerei. Ich möchte gerne einige Beispiele nennen und vielleicht fühlt sich der eine oder andere (der Garnelenfutter herstellt) zu einer Diskussion berufen.
Grundwissen in der Fischernährung ist, dass Fische die vier Geschmacksrichtungen Süss, sauer, salzig und bitter unterscheiden können. Insofern kann beispielsweise Zucker oder Salz ein Geschmacks- und Lockstoff sein. Weiterhin gibt es einzelne Aminosäuren, die (bei einzelnen Fischen) als Lockstoff fungieren, da sie von bestimmten Rezeptoren wahrgenommen werden können.
Soviel zu den Grundlagen. Nun einige Beispiele, die ich auch nur oberflächlich anreissen möchte:
Lockstoffe (natürlich): starke Lockwirkung bei Fischen haben beispielsweise einige natürliche Extrakte. Dabei heben sich besonders Fisch- und Wurmextrakte hervor. Die stärkste Lockwirkung geht von Extrakten aus roten Mückenlarven und Squid (Tintenfisch) hervor. Der Stoff, der dabei wirkt ist Betain. Auch Extrakte aus Muscheln (Green Lipped Mussel) enthalten höhere Konzentrationen an Betain.
Positive Erfahrungen, im Hinblick auf appetittfördernde Wirkung, wurden auch mit einigen Gewürzen (Paprika, Pfeffer, Knoblauch usw.) z.T. auf Ölbasis gemacht. Dazu fehlen jedoch meines Wissens wissenschaftliche Abhandlungen. Bei pflanzlichen Extrakten wurden / werden z.T. auch gesundheitsfördernde Wirkungen vermutet. Beispielsweise wurde Knoblauch in den ersten Jahren der Lachs-Aquakultur gegen Bandwürmer und Lachsläuse eingesetzt. Soweit ich weiss gibts ja auch Diskusfutter mit Knoblauch. Ob nun für Geschmack und Appetittanregung oder Gesundheit entzieht sich meines Wissens. Ein Lockstoff, um den sich auch in der Aquakultur immer noch grosse Geheimnisse ranken ist Buttersäure. Ich finde es ja merkwürdig, dass mit geringen Konzetrationen dieses wirklich "bestialisch stinkenden Gebräus" scheinbar hochattraktive Futtersorten für Fische entstehen. Die Konzetration entscheidet hier sicher über die Wirkung, wobei hier weniger mehr ist.
Gesundheit: hier geht es im wesentlich um immunstimulierende Wirkung, was auf viele verschieden Weisen passieren kann. Ich denke, dass hier bei der Garnelenernährung gewaltig von der Fischernährung "abgekupfert" wird. Warum auch nicht? Die Fischernährung hat z.T. grosses (Schein)wissen durch Erfahrungen der Geflügelzucht erlangt. Wie angedeutet fischt man hier häufig im Trüben und positive praktische Erfahrungen mit einem Stoff sind nicht unbedingt reproduzierbar. Trotzdem eine kleine Auswahl der Top 3:
Beta-Glukane und Vitamin C sollen das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzen und sind wohl ein gutes "Training" für die körpereigene Abwehr um Pathogene unschädlich zu machen. Dabei wird insbesondere die Darmflora verbessert und damit auch die Resorption der Nährstoffe (Verdauung). Vitamin C (und E) wirken weiterhin antioxidativ.
Nukleotide: wirken sich ebenfalls positiv auf die Immunabwehr aus. Beim Lachs werden Nukleotide insbesondere beim Übergang vom Süss- ins Salzwasser eingesetzt um die veränderte Ionenregulierung zu erleichtern.
Histidin und Zink: wurde dem Fischfutter früher in ausreichendem Masse durch Blutmehl (Warmblüter) zugeführt. Durch BSE wurde dieses (in Norwegen) verboten. Die Folgen waren z.T. erhebliche Augenschädigungen (Katarakt) zu Zeiten starken Wachstums. Daher werden diese Stoffe z.T. zugesetzt.
Mir ist klar, dass sicher nicht alles, was in der Fischernährung Sinn macht für die Garnelen positiv ist. Genau um diese Diskussion geht es hier. Gibt es überhaupt Fachwissen in Bezug auf Ernährung von Zwerggarnelen? Kann man mit dem Wissen aus der Shrimp-Aquakultur etwas anfangen (abgesehen von Antibiotika natürlich)? Welche zusätzlichen Stoffe kann man / werden im Garnelenfutter verarbeitet? Ich denke da nicht nur an Ca, was die Häutung unterstützen soll. Vielleicht kann der ein oder andere Garnelenhalter mit "Futterambitionen" etwas mehr Licht ins Dunkel bringen. Kompliment an alle, die bis hier hin durchgehalten haben.
Mit besten Grüssen von Norwegens Westküste,
Micha
es sieht ja so aus, dass sich immer mehr Garnelenhalter eigene Gedanken über Zusatzstoffe im Futter machen, die mehr bewirken (sollen) als gutes Wachstum. Nun habe ich von spezieller Ernährung der Zwerggarnelen nur unzureichendes Detailwissen, um hier die letzte Gewissheit zu erlangen. Was mir jedoch auffällt ist, dass es immer mehr Parallelen zur Fischernährung gibt. Dabei bleibt die Frage, ob man die Fischernährung für unsere Garnelen benutzen kann und wo die Unterschiede / Abweichungen liegen???
Amüsant ist, dass das Thema der Zusatzstoffe sowohl bei der Fisch als auch bei der Garnelenernährung häufig unter "Top Secret" behandelt wird. Dabei ist das (in Bezug auf die Fischernährung) gar keine Hexerei. Ich möchte gerne einige Beispiele nennen und vielleicht fühlt sich der eine oder andere (der Garnelenfutter herstellt) zu einer Diskussion berufen.
Grundwissen in der Fischernährung ist, dass Fische die vier Geschmacksrichtungen Süss, sauer, salzig und bitter unterscheiden können. Insofern kann beispielsweise Zucker oder Salz ein Geschmacks- und Lockstoff sein. Weiterhin gibt es einzelne Aminosäuren, die (bei einzelnen Fischen) als Lockstoff fungieren, da sie von bestimmten Rezeptoren wahrgenommen werden können.
Soviel zu den Grundlagen. Nun einige Beispiele, die ich auch nur oberflächlich anreissen möchte:
Lockstoffe (natürlich): starke Lockwirkung bei Fischen haben beispielsweise einige natürliche Extrakte. Dabei heben sich besonders Fisch- und Wurmextrakte hervor. Die stärkste Lockwirkung geht von Extrakten aus roten Mückenlarven und Squid (Tintenfisch) hervor. Der Stoff, der dabei wirkt ist Betain. Auch Extrakte aus Muscheln (Green Lipped Mussel) enthalten höhere Konzentrationen an Betain.
Positive Erfahrungen, im Hinblick auf appetittfördernde Wirkung, wurden auch mit einigen Gewürzen (Paprika, Pfeffer, Knoblauch usw.) z.T. auf Ölbasis gemacht. Dazu fehlen jedoch meines Wissens wissenschaftliche Abhandlungen. Bei pflanzlichen Extrakten wurden / werden z.T. auch gesundheitsfördernde Wirkungen vermutet. Beispielsweise wurde Knoblauch in den ersten Jahren der Lachs-Aquakultur gegen Bandwürmer und Lachsläuse eingesetzt. Soweit ich weiss gibts ja auch Diskusfutter mit Knoblauch. Ob nun für Geschmack und Appetittanregung oder Gesundheit entzieht sich meines Wissens. Ein Lockstoff, um den sich auch in der Aquakultur immer noch grosse Geheimnisse ranken ist Buttersäure. Ich finde es ja merkwürdig, dass mit geringen Konzetrationen dieses wirklich "bestialisch stinkenden Gebräus" scheinbar hochattraktive Futtersorten für Fische entstehen. Die Konzetration entscheidet hier sicher über die Wirkung, wobei hier weniger mehr ist.
Gesundheit: hier geht es im wesentlich um immunstimulierende Wirkung, was auf viele verschieden Weisen passieren kann. Ich denke, dass hier bei der Garnelenernährung gewaltig von der Fischernährung "abgekupfert" wird. Warum auch nicht? Die Fischernährung hat z.T. grosses (Schein)wissen durch Erfahrungen der Geflügelzucht erlangt. Wie angedeutet fischt man hier häufig im Trüben und positive praktische Erfahrungen mit einem Stoff sind nicht unbedingt reproduzierbar. Trotzdem eine kleine Auswahl der Top 3:
Beta-Glukane und Vitamin C sollen das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzen und sind wohl ein gutes "Training" für die körpereigene Abwehr um Pathogene unschädlich zu machen. Dabei wird insbesondere die Darmflora verbessert und damit auch die Resorption der Nährstoffe (Verdauung). Vitamin C (und E) wirken weiterhin antioxidativ.
Nukleotide: wirken sich ebenfalls positiv auf die Immunabwehr aus. Beim Lachs werden Nukleotide insbesondere beim Übergang vom Süss- ins Salzwasser eingesetzt um die veränderte Ionenregulierung zu erleichtern.
Histidin und Zink: wurde dem Fischfutter früher in ausreichendem Masse durch Blutmehl (Warmblüter) zugeführt. Durch BSE wurde dieses (in Norwegen) verboten. Die Folgen waren z.T. erhebliche Augenschädigungen (Katarakt) zu Zeiten starken Wachstums. Daher werden diese Stoffe z.T. zugesetzt.
Mir ist klar, dass sicher nicht alles, was in der Fischernährung Sinn macht für die Garnelen positiv ist. Genau um diese Diskussion geht es hier. Gibt es überhaupt Fachwissen in Bezug auf Ernährung von Zwerggarnelen? Kann man mit dem Wissen aus der Shrimp-Aquakultur etwas anfangen (abgesehen von Antibiotika natürlich)? Welche zusätzlichen Stoffe kann man / werden im Garnelenfutter verarbeitet? Ich denke da nicht nur an Ca, was die Häutung unterstützen soll. Vielleicht kann der ein oder andere Garnelenhalter mit "Futterambitionen" etwas mehr Licht ins Dunkel bringen. Kompliment an alle, die bis hier hin durchgehalten haben.
Mit besten Grüssen von Norwegens Westküste,
Micha


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). Die Problematik ist aber die gleiche wie in unseren Aquarien (bloss um das x-fache extremer). Sehr grosse Teile des angebotenen Futters werden nicht gefressen und dadurch steigt die Bakteriendichte exponentiell. Anstelle der Antibiotika gibt es dort stellenweise auch gute Erfolge mit Beta-Glukanen, was in flüssiger Form dem Wasser oder in Pulverform dem Futter zugesetzt wird. Hier wird also auf eine sehr "unspezifische Breitbandwirkung" gesetzt. Der Riesenvorteil ist, dass Betaglukane nicht als Medikament gelten. Der Nachteil: das Zeug wirkt eben nicht spezifisch und auch die Nachhaltigkeit ist scheinbar stark begrenzt.
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