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Das starten eines Aquariums.

RoMaRe

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Das starten eines Aquariums.

In der Startphase sind nur wenig Bakterien vorhanden. Diese müssen sich alle noch entwickeln und Kolonien bilden.
Zu Beginn haben die Bakterien noch keinen günstigen Platz gefunden um sich anzusiedeln und so entsteht in der Anfangsphase schon mal eine Kahmhaut oder das Wasser wird trüb.
Das verschwindet meist wieder von selbst.




Was für Bakterien kommen nun zu erst?
Nun folglich des Schemas hier oben ist Ammonium/Ammoniak zuerst im Becken.
Als erste formen sich dann vor allem Bakterien (Nitrosomonas marina) die Ammonium/Ammoniak umsetzen nach Nitrit.
Klingt logisch ja?
Nun das klingt logisch, und in der Tat im Nitrifikations Prozess formen die Nitrosomonas sich als erste.
Aber die nitrifizierenden Bakterien wachsen arg langsam.
Sie verdoppeln sich alle 7-24 Std. Andere Bakterien verdoppeln sich alle 20 Minuten!
Die superschnell wachsenden Bakterien sind vor allem die demineralisierenden Bakterien.
Und diese werden dann auch als erste Kahmhaut und Kolonien formen.
Nun wollen Bakterien ziemlich schnell wachsen.
Aber dann müssen sie auch was zu essen haben.
So kann man z.B. ein Fläschchen mit Starterbakterien ins Becken werfen um den Prozess zu beschleunigen, dann sollten sie Futter haben!
Besonders zu Beginn sind die meisten Becken noch klinisch rein.
In der Startphase müssen wir somit auch schon für ausreichend Futter sorgen.
Es muß von Beginn an gefüttert werden, auch wenn noch keine Fische im Becken sind.
Dies alles um den Bakterienwuchs gut in Gang zu kriegen.
Natürlich nicht sofort voll füttern, sondern langsam aufbauen.




Wir sehen es in der Grafik hier oben.
Als erstes formen sich die demineralisierenden Bakterien.
Ein paar Fische (Molly's z.B.) in der Startphase sind anzuraten um etwas Ammoniak zu liefern.
Auch die demineralisierenden Bakterien werden (bei genügend organischem Material) bereits nach ein paar Tagen einen Beitrag zur Ammoniakproduktion liefern (sie wachsen ja erschreckend schnell!).
So bald Ammoniak da ist wird auch langsam der Nitrifikations Prozess in Gang kommen und es wird
Ammoniak/Ammonium umgesetzt werden nach Nitrit.
Dies machen wieder andere Bakterien, vor allem die Nitrospira und Nitrobacter Bakterien.
Wir sehen dann im Aquarium langsam den Nitritwert ansteigen.
Nun müssen die Bakterien beginnen sich zu formen, die Nitrit umsetzen nach Nitrat.
Auch die Bakterien die Nitrit nach Nitrat umsetzen sind bestimmt keine schnell wachsenden.
Aber sie vermehren sich wohl etwas schneller als die Nitritformer. Aber es dauert wohl doch 10-140 Std.! Eher träge für Bakterien!
Der Nitritwert kann so in der Startphase auf gefährlich hohe Werte steigen!
Um hohe Ammoniak/Ammonium und Nitrit Peak zu verhindern darf in der Startphase nicht zu viel Fisch und verrottendes organisches Material im Becken sein.
Darum nicht direkt viele Fische ins Becken und nicht direkt damit beginnen vollends zu füttern.
Durch den trägen Wuchs von nitrifizierende Bakterien dauert es ca. einen Monat bis die Bakterien Kolonien in einem Becken auf ihrem Niveau sind.
In einem Aquarium mit einer niedrigen Wassertemperatur kann die Startphase noch länger dauern weil die biologischen Prozesse dann viel langsamer verlaufen.
Bei solchen Aquarien kann man erwägen für die Startphase zeitweise eine höhere Temperatur zu zu lassen (natürlich nur wenn noch keine Fische im Becken sind).



In der Grafik hier oben ist ein Vorbild gegeben wie die Startphase innerhalb von 60 Tagen aussehen kann.
Schon nach ein paar Tagen beginnt langsam die Konzentration Ammoniak/Ammonium zu steigen, dann stetig schneller und in 14 Tagen nach dem Start erreicht das Ammoniak/Ammonium sein höchstes Niveau um dann wieder zu sinken.
Die Nitrosomonas Bakterien sind dann in der Lage die Produktion von Ammoniak bei zuhalten und umzusetzen nach Nitrat.
Der Peak braucht nicht genau nach 14 Tagen zu fallen, er kann auch später oder früher fallen.
Um so günstiger die Umstände für die Bakterien um so eher und um so niedriger der Peak.
Schon bevor der Ammoniak/Ammonium Peak auf seinem Höhepunkt ist, beginnt sich auch schon Nitrit im Becken anzuhäufen (gelbe Linie).
Die Konzentration Nitrit steigt stetig schneller an, um nach ca. 3 Wochen nach dem Neustart einen Höchststand zu erreichen und dann auch wieder zu sinken.
Dann sind die Nitrospira in der Lage die Nitrit Produktion bei zuhalten und umzusetzen nach Nitrat.
Abhängig von den Umständen kann dieser Nitritpeak so 2 bis 4 Wochen nach dem Neustart auftreten.
Das Becken im Beispiel hat wohl ein Problem, mit solch hohem Nitritpeak!
Den Nitratgehalt sehen wir schon von Beginn an auf 2,5 mg/ltr stehen.
Dies kommt dadurch, das in dem Becken Leitungswasser ist, worin schon Nitrat vorhanden ist.
Ab ca. 14 Tagen sehen wir den Nitratgehalt langsam steigen.
Durch Wasserwechsel sinkt der Nitratgehalt ca. am Tag 42 gerade um danach wieder anzusteigen zu einem Gleichgewicht.
Das Gleichgewicht, worauf der Nitratgehalt sich letztendlich einstellt ist abhängig von:
Nitrat Produktion:
Abhängig von der Menge Futter die zugefügt und umgesetzt wird nach Nitrat.
Anwesendem Nitratgehalt im Wechselwasser.
Eventuelle Zugaben von Pflanzennährstoffen.
Nitrat Abnahme:
Nitrat Aufnahme durch die Pflanzen.
Umsatz Nitrat nach N2/N2O und Ähnliches durch Denitrifikation.
Häufigkeit und Menge Wasserwechsel.




Hier oben ein anderes Beispiel einer Startphase. Wir sehen das die Peaks von Ammoniak/Ammonium und Nitrit viel niedriger liegen.
Dies durch eine geringere Belastung des Beckens in der Startphase. Auch sehen wir, das die Peaks eher erscheinen.
Dies kommt durch die Kombination von wenig Belastung und einem höheren pH als im vorigen Startzyklus.
Bei einem alkalischen Becken wachsen die Bakterien ja schneller als in einem sauren Becken.
Der Nitrat Verlauf sieht auch seltsam aus.
Das Anfangs Niveau von 2,5 mg/ltr(Nitrat) ist das Gleiche geblieben.
Aber dann sinkt der Nitrat Gehalt.
Dies kommt dadurch, das die Pflanzen bereits beginnen zu wachsen.
Sie haben lieber Ammonium zum wachsen, aber das ist noch nicht vorhanden, somit nehmen sie das Nitrat. Hierdurch fällt der Nitratgehalt. Später wo die Nitratproduktion voll läuft sehen wir den Nitratgehalt wieder steigen, die Steigung ist allerdings etwas langsamer als im vorigen Beispiel, da die Pflanzen ja weiterhin Nitrat aufnehmen.
Nehmen die Pflanzen arg viel Nitrat auf, dann kann aus der steigenden Linie auch eine fallende Linie werden. Mangel an Nitrat und Ammoniak kommt in der Startphase auch schon mal vor. Folge? Blaualgen.
In der Grafik sehen wir ferner bei Tag 43 einen Anstieg des Nitrats.
Dies kommt durch einen großen Wasserwechsel.
Wir wechseln ja mit Wasser das bereits 2,5 mg/ltr Nitrat enthält und im Becken ist im Moment Wasser mit weniger Nitrat.
Eine andere Frage ist dann, wenn die nitrifizierende Bakterien am schnellsten wachsen bei einem höheren pH (7,5-8) können wir dann
die Startphase nicht beschleunigen, indem wir etwas höhere pH's anstreben?
Die Antwort darauf ist ja. Aber das sagten wir ja bereits im letzten Beispiel.
Aber wie "Cruijffiaans" schon sagte. "Jeder Nachteil hat seinen Vorteil".
Durch höhere pH's wachsen die Bakterien schneller, aber schau mal im Beitrag über Stickstoff.
Bei höheren pH's ist die Chance einer Ammoniakvergiftung größer! -und da wir in der Startphase einen Ammoniak Peak erwarten können, ist es sicherlich vernünftiger die ersten 14 Tage den pH nicht zu erhöhen.
Können wir danach den pH erhöhen?, ja sicher!!
Nach dem Ammoniak/Ammonium Peak kommt ja der Nitrit Peak und je höher der pH, umso weniger schädlich sind die Effekte vom Nitrit Peak.
In Notfällen wissen wir durch messen was wir tun müssen, wenn beim Neustart die Konzentrationen Ammoniak/Ammonium oder Nitrit zu hoch werden:
Ammoniak Peak
pH absenken! wenn CO2 fürs Becken zur Verfügung steht, verwende es um den pH etwas zu drücken (normal nicht machen,dies ist ein Notfall)
Nitrit Peak
pH erhöhen,wenn CO2 fürs Becken zur Verfügung steht, abschalten.
Eventuell das Becken belüften
Etwas Küchensalz zufügen, Chlorionen (Cl-) haben die negativen Effekte von Nitrit teilweise auf.
Eventuell GH etwas erhöhen, auch Kalzium-ionen begrenzen die schädlichen Effekte.
Gebrauch jedoch nicht zu viel Küchensalz oder Kalk!!
Denn dann bekommen die Fische Probleme durch die plötzliche Schwankung in den Wasserwerten (osmotische Schwankungen).
Dann ist das Mittel schlimmer als das Übel.

Auch in einem eingelaufenen Aquarium heißt es noch aufpassen.
Die Anzahl Bakterien stellt sich nämlich auf die Belastung vom Aquarium ein.
Viel füttern, viel Fisch, dann wahrscheinlich auch viel mehr Bakterien im Becken, als wenn man wenig Fisch hat und/oder wenig füttert.
Wenn man dann ein schon länger laufendes Aquarium mit einer niedrigen Belastung plötzlich viel Fisch und viel Futter zufügt, dann sollte es etwas dauern, bevor die Bakterien sich genügend ausgebreitet haben, das Extra Ammoniak/Ammonium und Nitrit aufzufangen.
Das kann dann zur Folge haben, das in der Zwischenzeit ein Peak vom Ammoniak und Nitrit entsteht.
Das Resultat? Tote Fische.
Licht und Startphase
Unsere nitrifizierenden Bakterien halten nichts von Licht.
Erreicht die Lichtstärke >4Lux, dann halten sie den Nitrifikationsprozess schön flach(sie sterben übrigens nicht durch Licht).
Normal sind in einem Aquarium genug dunkle Plätzchen zu finden.
Schließlich bietet der Filter und der Boden schöne dunkle Plätzchen.
Das herabsetzen des Beleuchtungsniveaus während der Startphase hat dann auch keinen Sinn.
 
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