Get your Shrimp here

Vietnamesische Zwerggarnelen

Also dann: Weiter ging es bachaufwärts, wo zunächst auffiel, dass manche Steilwände durch Betonmauern befestigt waren, was wohl dafür sorgen soll, dass bei hohen Wasserständen kein Erdreich weggeschwemmt wird.

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Die dichte Vegetation reichte bis an den Bach heran, was bedeutet, dass es keine Möglichkeit gab, tiefere Stellen zu umgehen. So musste manchmal der Fotorucksack mit einer Hand hochgehoben und ein paar Meter geschwommen werden.

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Kleinere Wasserfälle kann man hingegen kletternd überwinden. Wenn der felsige Untergrund feucht ist, muss man aber aufpassen, da wird es schnell rutschig.

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Der ganze Aufstieg dauerte so insgesamt ungefähr 2 1/2 Stunden, dann war der Bach so schmal, dass kaum noch Fische zu sehen waren, dafür aber kleine Garnelen. Ich denke, dass der Höhenunterschied zur Talsohle, wo unser Taxi wartete, etwa 250 bis 300 Meter betrug. Es ging aber in jedem Fall noch weiter aufwärts, was ich mir zeitlich nicht mehr leisten konnte.

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Trotz der Strapazen ist es aber immer ein besonderes Erlebnis, wenn man dann doch Zwerggarnelen findet. Die sind zwar nicht unbedingt so farbintensiv wie Hochzuchtgarnelen, dafür aber die eigene Entdeckung.

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Land und Leute

Vietnam ist heute in den Ballungsgebieten vom Straßennetz her relativ gut ausgebaut. Hier eine moderne Brücke in Da Nang.

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Das häufigste Verkehrsmittel dürfte das Moped sein. Besonders morgens und nachmittags sind damit jede Menge Leute unterwegs.

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Für weitere Strecken bieten sich auch Busse an, wobei wir Europäer da natürlich zunächst mal das Problem haben, auch den richtigen zu finden.

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Andreas Karge hat es aber erfolgreich vorgemacht - und mit solchen Überlandbussen kommt man relativ preiswert von einem Ort zum anderen.

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Preisvergleiche

Hier mal eine Szene an der Einfallstraße von Da Nang. Viele kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe. Wir haben uns mit unserem Taxifahrer auf ein Getränk in ein Straßencafé gesetzt: Für zwei Flaschen Cola und einen vietnamesischen Kaffee haben wir zusammen umgerechnet weniger als 1 Euro bezahlt. Zum Vergleich: Im Hotel kostete eine Cola 2,50 Euro.

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In Vietnam waren wir ja immer im gleichen Hotel und haben von dort aus sternförmig Tagesfahrten mit dem Taxi unternommen. Man zahlt da je nach Entfernung zwischen 35 und 50 Euro - für den ganzen Tag, was durchaus akzeptabel ist. Die Fahrzeuge sind in der Regel relativ neu und auch klimatisiert.

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Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Fahrweise: Sehr langsam geht es voran und oft sind die Fahrer schaltfaul. Gerade in den Bergen verspürt man den Drang einzugreifen. Da wird im vierten Gang dermaßen untertourig gefahren, dass man die Schmerzen von Motor und Getriebe fast schon spüren kann und jeden Moment meint, jetzt sei das Ding aber abgewürgt. Ob man so wirklich Benzin spart?
 
Ein Moped - wie praktisch

Was dem Europäer sein Kleinwagen, ist dem Vietnamesen das Moped: Man kann ihn/es benutzen zum Transport kleinerer Lasten ...

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... und wenn es mal etwas mehr wird, dann passt das auch irgendwie.

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Sogar die Ausführung "Mini Van" gibt es - drei Personen absolut normal, hier die vierköpfige Kleinfamilie auf dem Weg zur Schule, um ein weiteres Kind abzuholen.

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Aber ernsthaft, in Asien kann man da einiges sehen. Der Rekord auf unserer letzten Reise lag bei vier Erwachsenen beziehungsweise drei uniformierten Polizisten. Ob letztere im Einsatz waren, können wir allerdings nicht sagen, zumindest hatte keiner ein Blaulicht auf dem Kopf.
 
Nam O Bridge

So, langsam wollen wir uns wieder den Garnelen zuwenden. Hier zunächst nur ein Foto. Es zeigt die Nam O Brücke in Da Nang. Sie liegt im Norden der Stadt und man passiert sie, wenn man zum Hai Van Pass möchte.

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Unter den Zwerggarnelenfreunden ist der Hai Van Pass ein Begriff. Südlich der Passhöhe kommen in den Bergbächen mehrere noch unbekannte Garnelenarten vor, nördlich ist es besonders die Princess Bee, die auch vom Aussehen her durchaus zu gefallen weiß.
Damit ihr euch eine bessere Vorstellung vom Pass machen könnt, verlinke ich hier zunächst zu einem kleinen Filmchen, das ich bei youtube gefunden habe. Ein Tourist ist die südliche Strecke bis zum Hai Van Pass (Wolkenpass) auf dem Moped und ausgestattet mit einer Helmkamera hochgefahren. Mit Ton vielleicht etwas laut, aber er gibt auch interessante Hinweise zum Fahrverhalten und der Umgebung.
Achtet besonders auf die weißen Betonbefestigungen (am Straßenrand) auf der Hangseite, oft liegen sie in den Kehren. Dort unterqueren Bäche die Straße, die Heimatgewässer der gesuchten Zwerggarnelen. Zum Video:

http://www.youtube.com/watch?v=088sLhVKuBQ
 
Cu De River

Wenn man von der Nam O Brücke flussaufwärts schaut, ist zu erkennen, wie wichtig die Gewässer für die Menschen sind: Buchten werden abgesperrt, um sie für die Wassergeflügelzucht nutzen zu können,

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das fruchtbare Schwemmland wird landwirtschaftlich genutzt ...

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... und riesige Senken, die tagsüber oft zum Trocknen hochgezogen sind, werden in der Nacht ins Wasser gelassen. Dann wird oberhalb der Senke eine helle Lampe angeschaltet und so versucht, möglichst viele Fische anzulocken.

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Wir befinden uns hier am Unterlauf des Cu De Flusses und bei der kurzen Entfernung zum Meer darf wohl angenommen werden, dass auch Brack- und Salzwasserfische sowie Dekapoden zur erhofften Ausbeute gehören.
 
Doch machen wir uns auf, dem Mopedfahrer hinterher in Richtung Norden, zum Wolkenpass.

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Direkt hinter Da Nang sieht man große Öltanks, die vermutlich noch aus Zeiten des Vietnamkriegs stammen. Sie sind bis heute in Funktion und von hier aus wird neben der Stadt auch der Norden mit Benzin versorgt. Die Tanklaster müssen wie andere Gefahrguttransporter den Hai Van Pass benutzen. Die weiter im Landesinneren liegende neue Autobahn mit dem langen Tunnel ist für sie gesperrt.
Im Hintergrund übrigens die Bucht von Da Nang, Vietnams viertgrößter Stadt mit knapp 500.000 Einwohnern.

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Noch ein kleiner Blick aufs Meer, hier ankern sonst Tanker.

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Eine kurze Strecke weiter sieht das Meer dann etwas klarer aus und wir können Fischer beobachten, die wohl ihre Netze gesetzt haben.

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Die Straße hinauf zum Wolkenpass ist in einem relativ guten Zustand. Sie bietet immer wieder auch tolle Ausblicke auf das Südchinesische Meer. Ursprünglich hatten wir vor, in Richtung dieser Halbinsel zu fahren, um dort nach Bächen zu suchen, doch unser Fahrer meinte, dass dort ein Sperrgebiet sei. Deshalb blieb es bei der schönen Aussicht von oben.

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Ein weiteres Foto von der Strecke südlich des Hai Van Passes. Große Bäume gibt es da nicht, eher dichtes Buschwerk. Wie erwähnt, führen mehrere Bäche Richtung Meer. Sie waren unser nächstes Ziel.

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Super Doku.... Nächste mal darfst mich gern mitnehmen :) Call me :D
 
Lebensräume

Jetzt wollen wir uns den Biotopen zuwenden. Hier mal die Gesamtansicht der Umgebung ...

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...und dann ein Detailausschnitt des gleichen Fotos. Rechts von der Straße erkennt man noch eben die betonierte Bachunterführung.

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An solchen Stellen kann man meist zu den Bächen hinabsteigen.

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Wenn man bergauf schaut, sieht alles sehr unübersichtlich aus.

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Auch hier ein Ausschnitt des letzten Fotos in der Vergrößerung. Die Natur, oder was nach dem Krieg davon übrig geblieben ist, hat immer noch etwas Gewaltiges aber auch Faszinierendes.

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Die Aufnahme oben zeigt einen Bach im letzten Frühjahr, direkt unterhalb der Straße. Er war zu dieser Zeit nicht mehr überall durchgehend, was sich aber nach einem kräftigen Regenguss sicherlich innerhalb weniger Stunden ändern mag. Auffällig auf jeden Fall das kiesige bis felsige Bachbett ohne jegliche höhere Unterwasservegetation.

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Und hier ein Größenvergleich zu den "Kieselsteinen" bergaufwärts. Auf den ersten Blick sieht das ganz anders aus als in den Idealvorstellungen eines Aquascapes. Auch einen Lebensraum von Zwerggarnelen dürften sich die meisten anders vorstellen.

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Aber - unterhalb der großen Felsen gab es Wasser - und im Schatten die ersehnten Garnelen. Für die Wissbegierigen die Wasserwerte: Temperatur 17-21 °C, pH 5,8-6,2 und Gesamthärte < 1°. Leitwert < 100 µS.
 
Mehrere Arten

In diesen Gewässern sind zwei bis drei Garnelenarten und auch Krabben unterwegs. Kommerziell verfügbar ist zum Beispiel eine farblich sehr variable Zwerggarnelenart. Sie kann je nach Stimmung bläulich wie hier ...

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... eher farblos ...

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... oder rötlich oder grünlich sein - und ihre Grundfarbe mehrfach am Tag verändern. Außerdem bieten asiatische Exporteure aus dieser Gegend eine "yellow shrimp" (gelbe Garnele) an, die bei mir aber eigentlich nur gelblich wird, wenn sie fast ausgewachsen ist.

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Meist sieht sie eher aus wie das Tier in der Mitte, also fast durchsichtig im Körper.

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Die beiden Arten noch einmal im direkten Vergleich, im Vordergrund die vielfarbige Zwerggarnele, im Hintergrund die deutlich größer werdende "gelbe" Garnele.

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Hi!
Wo hier so nicht-gängige Zwerggarnelen gezeigt werden, fällt mir ein Bild ein,
welches ich in einem intern. Forum mal gesehen habe aber leider nicht mehr wiederfinde...
es waren Tiere mit knall-rotem Carapax und ansonsten durchsichtigen Abdominalsegmenten...
die Eier waren knall-gelb...
kennt die jemand oder hält die vielleicht jemand?
 
Der nördliche Teil

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema, den vietnamesischen Zwerggarnelen. Zur Einstimmung auf die Gewässer nördlich des Passes habe ich leider nur dieses Easy-Rider-Movie bei youtube gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=xBxxO8xW85s&feature=related

Es zeigt ungefähr in der Mitte ein paar seitliche Einstiege zu den Gewässern, in denen Princess Bees vorkommen. Die Bildqualität ist nicht unbedingt gut, aber man erhält einen kleinen Einblick von der Landschaft und der Auffahrt zum Wolkenpass vom Norden her (Hué).
Kleiner Tipp: Den Lautstärkeregler vorher auf Null stellen.
 
Sehr spannende und interessante Doku,danke dafür und unbedingt fortsetzen.
 
Off-Topic:
Danke Fiedrich!
Scheinen ja "Red Fire" bzw eine spezielle Zuchtform von Neoc. heteropoda red zu sein...
Konnte die Buchstaben auf dem Bild nicht richtig lesen, war so unscharf ;)

Bemerke gerade, dass auf meinem Tet** Poster nur Caridina het. Red steht, Schreibfehler???
Oder doch noch nicht geklärt die binäre Nomenklatur für die Biester :)
LG
 
Hallo bane,

die Garnelen aus der Werbung gehören schon zur Gattung Neocaridina. Dass bei den Bildunterschriften auf Postern häufiger etwas schief läuft, ist mir auch schon aufgefallen. Ist aber für die meisten nicht weiter tragisch, da ja eigentlich das Foto im Mittelpunkt steht.

Gruß
Friedrich
 
Wenden wir uns also den Gewässern nördlich des Wolkenpasses zu. Die Straße verläuft an den Hängen entlang, so dass man auch hier einen guten Blick auf das Meer hat. Links unten ist übrigens noch ein kleiner Teil der Bahnlinie zu erkennen, die die Metropolen im Norden und Süden des Landes verbindet.

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Etwas näher herangezoomt: Die Küstenlinie ist hier felsig und stark zerklüftet.

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Ein Foto von einem Gewässerrand unterhalb der Straße aus. Direkt an der Böschung fehlen größere Bäume.

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Und hier ein erster Bach. An solchen Stellen fehlen allerdings sehr oft die gesuchten Garnelen: Vielleicht zuviel Strömung, eventuell räuberische Fische? Jedenfalls macht es Sinn, auch in strömungsarmen Bereichen einmal nachzuschauen.

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Manchmal macht es auch Sinn, kleinste Rinnsale zu verfolgen, die auf den ersten Blick so gar nicht aussehen, wie wir uns einen Lebensraum für Garnelen vorstellen.

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In diesem Fall hatte sich der Zulauf durch die Straßenführung zu einer größeren Pfütze aufgestaut, die bis ins Gras reichte.

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Ich habe auch vom letzten Foto wieder einen Ausschnitt vergrößert. Wer genau hin schaut entdeckt mehrere Taumelkäfer auf der Wasseroberfläche und, dort wo sich am Bodengrund Mulm angesammelt hat, die ersten Princess Bees:

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Wer sie noch nicht kennt, hier eine Aufnahme aus einem Hälterungsaquarium. Darin sehen sie zwar nicht so kontrastreich aus wie in der Natur, dafür gibt es aber tragende Weibchen, was darauf hindeutet, dass die Wasserwerte schon richtig gewählt wurden.

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