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Vietnamesische Zwerggarnelen

cambarus

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Garneleneier
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Hallo zusammen,
nachdem ich am letzen Samstag beim Stammtisch in Kaarst einen Vortrag über eine Reise nach Vietnam gehalten habe, will ich auch an dieser Stelle ein paar Eindrücke von Land und Leuten für alle anderen verfügbar machen.

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Selbstverständlich geht es auch um die Lebensräume unserer Zwerggarnelen, die oft so gar nicht mit den künstlichen Biotopen übereinstimmen, die wir ihnen bieten.

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Bitte habt Verständnis, wenn das Einpflegen neuer Fotos und Informationen etwas länger dauert (zumindest auf drei bis vier Abende verteilt). Es gibt auch noch Berufs- und Privatleben, die nicht hinten anstehen dürfen und sollen.

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Gruß
Friedrich
 
Vietnam - dieses asiatische Land steht seit dem Ende des Vietnamkrieges eigentlich nicht mehr im Fokus der Weltöffentlichkeit. Wer sich also etwas einlesen möchte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnam

Wir müssen uns bei Andreas Karge bedanken, der ja bereits in der caridina und in Vorträgen viel von seinen Reiseeindrücken verraten hat. Daher sind wir es, wie es sich für alte Herrschaften gehört, auch etwas anders angegangen und haben uns eine einfache Herberge in Hoi An, das ist eine Stadt in Zentralvietnam, ausgesucht.

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Die Ausstattung entsprach den niedrigen Erwartungen, ein kleiner einfacher Pool ...

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... und ein Stückchen Sandstrand für das Handtuch, da freut sich der Tourist.

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Anscheinend waren wir nicht die einzigen, die sich für Wassergetier interessierten. Allerdings ist das hier 1. das Meer ...

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... und 2. mit körperlicher Arbeit verbunden.

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Da schaut man doch lieber, was sich am Strand sonst noch so Aufregendes tut.

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Wir hatten uns also auf Tagesausflüge spezialisiert - und der erste führte uns zum Bach-Ma-Nationalpark. http://de.wikipedia.org/wiki/Bach-Ma-Nationalpark

Mittlerweile ist die Gegend leider ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen aus aller Welt, die am Eingang Verkaufskioske, Restauration und Ruhemöglichkeiten findet.

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Standesgemäß geht es dann mit der Seilbahn hinauf zum in rund 1.500 m Höhe gelegenen Gipfel.

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Wenn man die anderen nach oben abschweben lässt und sich abseits des Trubels in die Büsche schlägt, ist man in kürzester Zeit fast völlig allein - wenn auch unter Beobachtung.

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Dies ist der Wasserfall, der sich unterhalb der Seilbahn befindet, zur regenarmen Jahreszeit.

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An einen Aufstieg ist da eher nicht zu denken. Interessanter ist da schon das Gewässer am Fuße des Berges.

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An strömunsarmen Stellen kann man bis auf den Grund schauen. Garnelen waren da nicht zu sehen, wohl aber viele Fische. Die dunklen Punkte auf dem hellen Stein in der Bildmitte sind zum Beispiel Flossensauger, die in den Gewässern Zentralvietnams nicht gerade selten sind.

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Hallo zusammen,
da habe ich mal einen Bericht über Garnelen in Vietnam angefangen und dann wegen anderer Aufgaben das Ganze eine Weile ruhen lassen. Nun, vielleicht ist es an der Zeit, weitere Fotos und Informationen hochzuladen.

Rechts vom Wasserfall gibt es einen weiteren Zulauf, der sich zwischen Felswänden und dicken Felsen hindurch zwängt und dabei streckenweise auch ganz schön Strömung aufweist.

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Dieser Bach ist manchmal so tief, dass man nur schwimmend vorwärts kommt, da auch das Umgehen solcher Abschnitte wegen der hohen Felswände unmöglich wird.

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Flache Zonen mit garnelentauglichem Umfeld konnte ich im Gewässer nicht finden. dafür war hinter einem Felsbrocken dann aber eine nasse Wand zu sehen, die darauf schließen ließ, dass dort Wasser zufließen musste.

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Tatsächlich hatte ich Glück: Ungefähr einen Meter oberhalb der Wasserlinie, direkt unter der Felswand, gab es eine natürlich Wanne, die durch die nasse Wand über einen ständigen Zulauf verfügte und am Boden Falllaub aufwies. Hier konnte ich dann erwachsene Zwerggarnelen einer mir unbekannten Form entdecken.

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Die hier lebenden Zwerggarnelen sind nur dezente Schönheiten ohne auffälliges Zeichnungsmuster.

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Im Normalfall besteht die Körperfarbe aus kleinen dunklen Farbzellen, die durch ein transparentes Umfeld voneinander getrennt sind. Nur bei manchen tragenden Weibchen dehnen sich die Farbzellen aus, so dass die Tiere dann sehr dunkel (bis grün) wirken.

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Interessant ist es, dass die Eier der Weibchen eine grüne Farbe besitzen, und zwar bereits von dem Augenblick an, wenn sie gebildet werden.

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Die hier lebenden Zwerggarnelen sind nur dezente Schönheiten ohne auffälliges Zeichnungsmuster.

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Im Normalfall besteht die Körperfarbe aus kleinen dunklen Farbzellen, die durch ein transparentes Umfeld voneinander getrennt sind. Nur bei manchen tragenden Weibchen dehnen sich die Farbzellen aus, so dass die Tiere dann sehr dunkel (bis grün) wirken.

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Interessant ist es, dass die Eier der Weibchen eine grüne Farbe besitzen, und zwar bereits von dem Augenblick an, wenn sie gebildet werden.

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Die Eierfarbe gefällt mir echt gut, zu welcher Art gehören die Garnelen?
Sieht zumindestens schonmal nicht wie eine Neocaridina aus. Ist es eine Caridina?
 
Vermutlich handelt es sich um Caridina vietriensis, ist aber spekulativ ohne nähere Untersuchung. Aus Zentral- und Südvietnam sind noch nicht sehr viele Arten beschrieben.
bis dann
Andreas
 
Neuer Tag, neuer Versuch

Von Andreas wusste ich, dass er auch bei My Son gesammelt hatte. My Son ist Weltkulturerbe und besteht aus den Ruinen (Tonziegel) einer weitläufigen Tempelstadt http://de.wikipedia.org/wiki/My_Son
Nun, hier im Emsland ist so ziemlich jedes Haus verklinkert, deswegen war das für mich nicht so aufregend und ich habe mich auf die Fließgewässer der Umgebung konzentriert.

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Dabei traf ich einen Japaner, der sich schlicht und einfach zwischen den Ruinen verlaufen hatte. Wir teilten mein Mineralwasser, kamen ins Gespräch und konnten Garnelen als gemeinsames Hobby ausmachen. Selbst in einigen Geschäften, die ich bereits in Tokio besucht habe, war er Kunde.

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So war er sehr begierig zu helfen. Zunächst schaute er aber ins Gewässer, wo ich ihn auf die hübsch kontrastreich gezeichneten Flossensauger aufmerksam gemacht hatte.

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Es hat sich auch für unseren japanischen Freund herausgestellt, dass Wasser keine Balken hat. Gleichgewichtssicher ist er zunächst von Stein zu stein gehüpft, um Garnelen aufzuspüren,

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irgendwann lag er dann aber doch im Wasser. Tatsächlich findet man hier im freien Wasser keine Garnelen, dazu ist der Feinddruck durch Fische zu groß. Ich habe mich dann auf Randbereiche mit Vegetation konzentriert und wurde dort fündig. Zwei Fotos, die ich hinterher im Hotel in einem kleinen Aquarium zur Dokumentation aufgenommen habe.

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Bitte von mir keine Bestimmungswunder erwarten, da sind Andreas und Werner die Fachleute. Bei den großen, dunklen, tragenden Weibchen würde ich ja vom Gefühl her auf eine Neocaridina tippen ...
 
Boar die schwarze sieht aber genial aus.Da würde ich aber auch mal gerne wissen ob es sich um eine Neocaridina handelt.
Sieht ja schon stark nach der Wildform aus.
 
Boar die schwarze sieht aber genial aus.Da würde ich aber auch mal gerne wissen ob es sich um eine Neocaridina handelt.
Sieht ja schon stark nach der Wildform aus.

Hat in der Tat ein wenig Ähnlichkeit mit der Wildform. Die Tiere kommen mir aber viel bulliger vor, als die Tierchen, die bei mir rumschwimmen.
 
An einem anderen Tag fuhren wir mit dem Taxi in Richtung Ca Dy. Wenn man im Inland unterwegs ist, sieht man erst, wie weit die Landschaft bereits verändert ist.

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Oft wurden Plantagen bis weit die Hügel hinauf angelegt, was für die ehemaligen Ökosysteme dehr nachteilig ist. Interessante Entdeckung: Das Mobilfunknetz ist auch weiter entfernt von der dichter bevölkerten Küste recht gut ausgebaut.

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Etwas abseits von den Durchgangsstraßen stößt man aber auch auf ursprüngliche Häuser. Sicherlich ist die Landbevölkerung, wie in vielen anderen Teilen Asiens, finanziell nicht besonders gut gestellt. Das hat auch mit den Weltmarktpreisen von getreide und Milchprodukten zu tun, soll uns hier aber nicht weiter interessieren.

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Im Inland sind die Straßenverläufe oft so angelegt, dass man zwar in der Ferne begrünte Höhenzüge sieht, man aber oft nicht nahe genug heran kommt. So ist es sinnvoll, immer Ausschau nach Fließgewässern zu halten. Hier mal ein Beispiel, etwas Wasser fließt in die Kanalisation.

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Hinter einem Felsbrocken gab es dann auch offenes Wasser, eher wohl eine Lache, selbstverständlich in der prallen Sonne sehr warm.

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In diesem Gewässer lebten auch zahlreiche Turmdeckelschnecken, wie leicht an den Spuren im Mulm zu erkennen war.

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Garnelen suchte man hier vergebens. Ich bin dann noch 10-20 Meter in den Bambuswald vorgedrungen, und dort im beschatteten Bereich dieses Minibachs konnte ich dann eine echte Zwerggarnele finden.

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Hierbei handelt es sich um geschlechtsreife Tiere. Vergleiche ihre Größe im Verhältnis zu den Tonröhrchen (gebräuchliches Filtermaterial). Die Weibchen tragen gewöhnlich wenige, dafür aber verhältnismäßig große Eier.

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Wie man Garnelen auch findet?
Man sucht sich einen Bach aus, der von der Umgebung her vielversprechend ist, und folgt ihm zu seinem Ursprung.

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In diesem Fall war der Bach sehr malerisch: Gewachsener Fels, grüne Pflanzen rund herum.

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Eiinfach ein idealer Platz für viele Tierarten, so zum Beispiel Libellen.

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Es gab hier gleich mehrere Arten, die kräftig roten ...

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... oder auch solche leuchtend blaue Fluginsekten.

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Was ich im Unterlauf vermisste, das waren mal wieder die gesuchten Garnelen. Also ging es weiter bachaufwärts.
 
Wow echt hübsch die Gegend dort!
Die Bachläufe sind echt malerisch und wenn ich mir vorstelle,dass man dort z.T. wilde Garnelen findet...WOW. Hoffentlich schaffe ich es auch mal in dieses schöne Land.
 
Und es geht weiter ...

Der Bach war wirklich sehr schön. Leider gab es im Unterlauf aber keine Garnelen. Also ging es weiter bachaufwärts, bis dieser Zeitgenosse den Weg versperrte.

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Erst sah ich ihn, dann sah er mich ...

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Das sollte ja eigentlich keine Probleme geben, aber so ganz trauten wir wohl beide einander nicht über den Weg.

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Nun gut, wir haben uns unterhalten, ich habe ihm erklärt, warum ich dort war, und er gab mir Tipps ...

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... wo es weiter ging. Also habe ich mich unter skeptischen Blicken an ihm vorbei geschlichen ...

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... und den Weg weiter bergauf eingeschlagen.

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Kleine Beobachtung am Rande: Häufig sieht man an kleineren Gefällstufen zahlreiche Wasserschnecken, die dort den Aufwuchs auf dem Gestein abweiden.

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Hier war es eine mir unbekannte Art ...

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... in China sind es oft Formen der Gattung Brotia, wie ich mich auch wieder im März vor Ort überzeugen konnte. Vielleicht liegt hier auch ein Geheimnis, wie es mit der Zucht dieser Schnecken besser klappen kann: Ausreichend Weideflächen mit natürlichem Aufwuchs und ein Aquaterrarium mit Wasserumlauf als Biotopnachahmung. So sieht´s an unserem Bach aus:

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Man Du machst aber richtig spannend. Hoffentlich kommt bald mehr...
Gruß Losi
 
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