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"ROTE MANGROVENKRABBE" - Pseudosesarma sp., Perise

Ygra

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Wissenschaftlicher Name: Sesarminae (Pseudosesarma moeshi, P. crassimanum, P. bocourti, Perisesarma bidens)

Deutscher Name: "Rote Mangrovenkrabbe", "Rote Thaikrabbe" (engl. "Red Clawed Crab"); P. bocourti: Große blaue Thailandkrabbe (engl. "Big Blue", "Big blue Thailand crab")

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Vier Mangrovenkrabben

Systematik: Domäne Eucaryota (Eukaryoten), Reich: Animalia (Tiere), Unterreich Metazoa (Vielzeller), Abteilung Eumetazoa (Gewebetiere), Unterabteilung Bilateria, Stammgruppe Protostomia (Urmünder), Überstamm Ecdysozoa (Häutungstiere), Stamm Arthropoda (Gliederfüßer), Unterstamm Crustacea (Krebstiere), Klasse Malacostraca (Höhere Krebse), Überordnung Eucarida, Ordnung Decapoda (Zehnfußkrebse), Unterordnung Pleocyemata, Infraordnung Reptantia, Teilordnung Brachyura (Echte Krabben), Überfamilie Grapsoidea, Familie Sesarmidae (Mangrovenkrabben), Unterfamilie Sesarminae ("Rote Mangrovenkrabben"), Arten Pseudosesarma/Perisesarma sp.

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P. crassimanum-Männchen (nicht so rundliche, sondern spitzere, dreiecksförmige Scheren als P. moeshi)

Herkunft/Verbreitung: Südostasien

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Neun "Rote Mangrovenkrabben", Sesarminae.

Weitere Fotos: http://www.panzerwelten.de/v/Pseudosesarma/

Aussehen:[/url] Panzer variabel in einem Farbspektrum von braun bis hin zu rot , braune, rötliche bis hin zu blaue Beine (je nach Art), Scheren braun oder rot mit teilweise anders gefärbten Spitzen (weiß, leuchtend rot, gelb). Fast immer haben die Scheren eine kräftigere Färbung als Panzer und Beine, ebenso sind unter Paarungsbereitschaft oft die Kiemenregionen kräftig gefärbt.

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P. moeshi frisch gehäutet

Geschlechtsunterschiede: krabbentypisch, Männchen haben eine schmale, spitz auslaufende Bauchtasche und wuchtige Scheren, Weibchen breite, rundliche Bauchtasche, die fast den kompletten Bauchraum bedeckt, und schmalere Scheren.

Größe: bis ca 4 cm Carapax-Breite

Alterserwartung: ca. zwei bis vier Jahre

Wassertemperatur: tropisch (etwa 20 bis 28 Grad, aktiver ab 24 Grad)

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Herabgefallenes Laub ist in der Natur die Hauptnahrung der Mangrovenkrabben.

Beckengröße/Besatz: Pärchen im Aquaterrarium ab 72L (60x30x40cm) jedoch ist eine Haltung in Kleingruppen von mindestens drei Tieren vorzuziehen, wobei der Geschlechterschlüssel bei 1M/2W gelagert sein sollte.
Generell sollten immer mehr Weibchen als Männchen die Gruppe bilden und es sollte dringend beachtet werden, dass auch bei größeren Gruppen nur dann mehrere Männchen eingesetzt werden können, sofern alle ausreichend Platz zur Revierbildung zur Verfügung haben.

Beckeneinrichtung: Aquaterrarium (Aquarium mit Landteil) und Wurzeln, Steinen, stabilen Pflanzen; gut strukturiert mit Versteckmöglichkeiten (Wurzeln, Steine), Laubblättern (als Versteck und Nahrung). Im Wasser Sand oder Kies, an Land sind Sand, Erde, ein Gemisch oder ? nach unseren Erfahrungen wegen der kaum vorhandenen Schimmelbildung am besten geeignet ? Terrarienhumus zu verwenden. Auch Brackwasser ist möglich.

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Kurz vor der Häutung bildet sich zwischen Carapax (Rückenpanzer) und Pleon (Bauchklappe) ein weißer Riss.

Futter: krabbentypische Allesfresser
? Laubblätter (in der Natur bei vielen Krabben die Hauptnahrung; es werden vor allem Eichen- und Buchenlaub gereicht, möglich sind aber alle europäischen Laubbaumarten; Seemandelbaumblätter), Mulm, Wasserpflanzen, Schnecken
? Pflanzliches: fast alles an Gemüse und Obst, was es gibt (Erbsen, Salat, Gurke, Apfel, Zucchini, Birne, Banane, Weintraube, Tomate, Rosenkohl, Paprika) außer Petersilie und Bohnen oder anderem, was zuviel Blausäure oder was Kupfer enthält; Möhre (gekocht); Kartoffel und Reis (gekocht) oder Nudel (roh ? aber nicht lange, trübt das Wasser und bringt es über länger dann zum Kippen); keine Zitrusfrüchte wegen des Säuregehalts
? Trockenfutter: Welstabletten, Fischfutter, Futtersticks, Spirulina-Tabs, Krebs-Tabs, getrocknete Gammarus, Kaninchen-, Meerschweinchen und Chinchillapellets (ohne Kupfer!)
? Frostfutter: Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Muschelfleisch
? Lebendfutter: Regenwürmer, zerteilt
? Fleischliches (seltener): Hühnerknochen mit Fleischresten (etwas abgespült, damit möglichst kein Fett ins Becken kommt)
? Fisch: tiefgefrorene Stinte u.ä., Thunfisch, Sardine, Hering etc. frisch oder aus der Dose {im eigenen Saft, nicht in Öl}
? Kalkhaltiges: Sepiaschale, zerdrückte Eierschalen oder Calcium-Pulver in eigenen Futtersticks verwenden

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P. moeshi knackt Turmdeckelschnecke.

Verhalten: Obwohl diese Krabbe durchaus revierbildend orientiert lebt, benötigt sie im Rahmen einer artgerechten Haltung doch eine (zumindest) kleine Gruppe um sich. Die Krabben verfügen über ein deutlich beobachtbares Sozialverhalten.
Mehrere Männchen dulden sich in einem Aquaterrarium gegenseitig, sofern ausreichend Platz und Versteckmöglichkeiten vorhanden sind.
Generell sollten sowohl auf den Landteilen, als auch im Wasser immer mehr Verstecke als Tiere im Becken vorhanden sein. Diese Verstecke müssen nicht nur eine räumliche, sondern ebenso eine visuelle Abgrenzung ermöglichen.
Die Krabben halten sich gerne in direkter Nähe zu potentiellen Verstecken auf, so dass sie bei vermeintlicher Gefahr eine schnelle Rückzugsmöglichkeit nutzen können, jedoch kann man auch ausgedehnte Spaziergänge der Tiere beobachten, während derer sie mit ihren Scheren recht kontinuierlich den jeweiligen Boden nach Futter durchsuchen (picken, tasten)
Revier- und Rangkämpfe unter männlichen Tieren lassen sich immer wieder mal beobachten, jedoch kommt es nur selten zu Extremitätenverlusten. Diese Kämpfe haben oftmals den Charakter von Schaukämpfen, bei denen jeder mal die Druckkraft und Größe seiner Scheren vorführt, jedoch nicht gezielt zu verletzen versucht.
Auch unter den weiblichen Tieren lassen sich ab und an Revierstreitigkeiten beobachten, jedoch wesentlich seltener als bei den männlichen. Diese Art der Revierkonflikte haben ein gänzlich anderen Charakter als die Auseinandersetzungen der Männchen untereinander, da die Weibchen sich damit zufrieden geben, dass sie einen Störenfried erfolgreich verjagen ohne es auf ein direktes Kräftemessen ankommen zu lassen.
Die Krabben halten sich wesentlich häufiger im Wasser als an Land auf, jedoch bevorzugen es viele, sich für ihre Häutungsvorbereitungen an Land zurück zu ziehen. Eine Wurzel o.ä., die nur über das Wasser ragt, reicht auf Dauer keinesfalls (dies ist übergangweise bzw. in Notfällen ausreichend), da die Tiere sich auch Gänge graben.

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Krabben können fantastisch klettern (an sichere Abdeckung des Beckens denken!) und hängen auch gerne kopfüber oder seitwärts.

Vermehrung: Die Vermehrung erfolgt als unspezialisierter Fortpflanzungstyp; die Weibchen tragen drei bis vier Wochen lang ein Eipaket, bestehend aus tausenden Eiern in ihrer Bauchtasche und entlassen dann ihre Larven ins Brack-/Meerwasser. Dort durchlaufen die Larven mehrere Zoea- und Megalopa-Stadien, bevor sie als Jungkrabben das Meer verlassen und an Land gehen. Vermehrung im Aquarium bisher in seltenen Fällen gelungen, ein ausführlicher Bericht über unsere Nachzucht ist hier zu finden:
http://www.beastiependent.de/krabben/Aufzucht1/Krabbenzucht.pdf

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Frisch gehäutet verlässt diese Krabbe ihre deutlich blassere Exuvie (leere Hülle).

Vergesellschaftungsmöglichkeit: Garnelen, Schnecken (kleinere können ab und zu verspeist werden), Guppys, keine bodenlebenden Fische, Krebse oder andere Krabben

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Dieses Weibchen, dem eine Schere abgekniffen wurde, hilft sich mit einem Bein als zweitem Werkzeug. Bei der nächsten Häutung bekam sie ihre Schere wieder.

Bemerkungen:
? Die Bezeichnung "Rote Mangrovenkrabben stellt vorrangig eine Zusammenfassung mehrerer verschiedener Arten (in der Aquaristik vornehmlich Pseudosesarma und Perisesarma) dar. Zu der Familie der Sesarmidae gehören neben den Sesarminae selber etwa auch Chiromantes und Geosesarma. Manche Sesarminae erreichen nur Körpergrößen von 5 mm, andere 5 cm. Die im AQ-Handel angebotenen Arten haben meist eine erreichbare Größe von 2 bis 4 cm.

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Drei Weibchen, drei Farben ? bei der rechten könnte es sich um eine noch unbestimmte Art oder eine Farbvariante handeln.

? "Rote Mangrovenkrabben sind eine sehr spezialisierte und hochentwickelte Gruppe der Brachyura (Echte Krabben). Ihre hohe Toleranz gegenüber unterschiedlichem Salzgehalt spiegelt die Vielfalt ihrer Habitate wider: Sie leben an Flussdeltas bis hinein in die Mangroven bis zu 30 Kilometer vom Meer entfernt.
Für ihre semi-terrestrische Lebensweise sind sie gut angepasst, in den Kiemen neben den Mundwerkzeugen können sie einen Wasservorrat zum Atmen mit an Land nehmen, das in einem Kreislauf über den Körper strömt und dabei wieder mit Sauerstoff angereichert wird. Für längere Landgänge (etwa bei Ebbe) haben sie zudem lungenähnlich Kiemen.
Sesarminae sind außerdem geschickte Kletterer und Gängebauer. Ihre bis zu 1,5 m tiefen Gänge, die bis ans Grundwasser gehen können, dienen nicht nur als Versteck, sondern bieten auch Temperaturregulierung und Wasservorrat.
In ihren Lebensräumen sind sie wichtiger Bestandteil der Verwertungskette, da sie einerseits zu Millionen Vögeln und anderen Raubtieren als Nahrung dienen, andererseits selber bis zu 80 Prozent der herabgefallenen Blätter fressen und so verwerten. Sie fressen auch kleinere Tiere, die ihnen in die Scheren kommen, Aas und Früchte.
Sie bilden zwar keine Kolonien wie Winkerkrabben, leben aber doch in Gruppen mit kleinen Einzelrevieren. Mit Scherengesten, Trommeln mit den Schreitbeinen auf dem Boden und dem Anbringen von Kotkügelchen haben sie vielfältige innerartliche Möglichkeiten der Verständigung. Meist kommen sie nach der Balz nur zur Paarung kurz zusammen, in der Aquarienhaltung wurden aber auch längere "Beziehungen" und das gemeinsame Einrichten und Bewohnen eines Baus beobachtet.
Die meisten Arten kommen in Südostasien vor, die Diversität in Amerika, Afrika und Australien ist deutlich geringer, in Europa gibt es keine Arten.

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P. moeshi: Revierkampf zwischen zwei Männchen

? Wir halten derzeit in einem 120cm-Becken mit mehreren Landteilen in zweiter Ebene 13 adulte Krabben (wobei ein Paar Geosesarma sein soll und noch nicht bestimmt ist) und ein Dutzend Jungkrabben aus unserer Nachzucht dieser Gattung (5,8,12) Langfristig würde dies natürlich einen deutlichen Überbesatz mit sich bringen, aber momentan warten wir erstmal ab, wieviele der Jungkrabben das Aufwachsen in diesem Becken schadlos überstehen und werden die Besatzstärke dann optimieren, wenn es sich als nötig erweisen sollte.

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Selten: ein Kampf unter Weibchen. P. bocourti (r.) ist aktiver als manch andere Art und verteidigt darum hier ihr Revier gegen die trächtige P. moeshi.

? Die meisten Pflanzen im Wasser und teilweise auch an Land werden zerrupft und gefressen!

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Korkröhren werden gerne als Bau angenommen.

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Dieser Krabbe ist es tatsächlich gelungen, den Deckel einer großen Apfelschnecke zu knacken.

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Um rote Mückenlarven entsprang dieser (folgenlose) Streit zweier Männchen.

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Nur selten wird mit Artgenossen oder einer Rennschnecke geteilt. :D

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Die P. bocourti unterscheiden sich durch ihren hohen Schwarz-Anteil mit den knallroten Scherenspitzen sowie lila-blau-Anteilen deutlich von den sonst üblichen "Roten Mangrovenkrabben", tatsächlich werden sie auch "Blaue Mangrovenkrabbe" oder "Big Blue" genannt.

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Nur wenige Pflanzen sind vor Mangrovenkrabben sicher, hier ein P. bocourti-Weibchen.


Beispiele für geeignete Aquaterrarien:

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60x30x40 cm (BTH)

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120x40x50 cm (BTH)
________________________

Gruß
Ygra
 
Super !!!!!

Hallo Ygra

Eure Krabbenbeschreibungen sind einfach mega Hammer toll !!!
Ich weiss das in sowas ne menge Arbeit steckt.
Desshalb auch ein Dank an euch das Ihr die Arbeit macht und uns das
in einer so ansprechenden Form darreicht !!!

gruß

Alex
 
auch von mir ein Dank für euer Mühen. :)
von mir einige kleine Ergänzungen


bei mir rupfen die kaum Pflanzen, doch sind da ja auch mehr als genug vorhanden, :D so das es bei mir kaum auffällt. Hornkraut, Brasilianischer Wassernabel und Nixkraut können die Krabben leider auch nicht in Schach halten.
Wobei ich die aber bis auf den JavaFarn schon alles futtern hab sehen, was bei mir im Becken ist.
Deswegen sehe ich es nicht als Problem an, das sie die pflanzliche Dekoration "anknabbern" es muss halt nur reichlich davon vorhanden sein, bzw schnell genug nachwachsen.

Als Ergänzung zur Ernährung fällt mir noch ein, das auf jeden Falle ein Wurzel/Holz im Becken sein sollte, so wie die mein Holz "abweiden". Das sehe ich die eigentlich jeden Tag dran knabbern.

Auch der Terrarienhumus wird solange er feucht/nass genug ist gerne durchgekaut. Das sollte bei der Beckenplanung bedacht werden, so das wenn die Möglichkeit besteht, ein feuchterer Bereich geplant werden sollte.
Bei mir ist es der Bereicht für die Cryptocorynen, der ein kleines Loch zum Becken hatt, aber doch deutlich über dem Becken liegt.


Bei mir sind die Verstecke, mit Möglichkeit eines Überblickes über Teile des Beckens am beliebtesten.
Die beiden Teile die am höchsten über dem Wasser sind, sind am unbeliebtesten.
 
Hallo murks,
Wurzeln sind oben erwähnt ;) und Humus ist insofern eigentlich immer feucht genug, als dass man in einem Aquaterrarium sowieso regelmäßig sprühen muß, sofern man eine haltbare Landbepflanzung anstrebt.
Auch wird durch eine gute Landbepflanzung sowieso eine erhöhte Luftfeuchtigkeit erreicht ( erwünscht), aber natürlich kann man auch gezielteFeuchtzonen zusätzlich einplanen, wenn einem das optisch mehr zuspricht. Da entscheidet der individuelle Geschmack

Der Aspekt "Pflanzenschwund" hängt sicherlich auch mit von der verfügbaren Menge ab, andersrum ebenso vom Charakter der einzelnen Krabben und nicht zuletzt auch von der Besatzstärke.
Drei bis vier Krabben im Becken richten da sicherlich wesenlich weniger Schäden an als dreizehn Tiere und bei allen vorzügen einer sehr dichten, und somit robusteren Bepflanzung muß man doch auch beachten, dass ein gewisser Freiraum zum Laufen nicht fehlen darf.
Man muß halt den berühmten "Goldenen Mttelweg" finden.

@Alex
danke :)

Gruß
Ygra
 
Joode Morjen ;)

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Wie man hier deutlich sehen kann, sind die Krabben wirklich gute Kletterer. ;)
 
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