Get your Shrimp here

Gonzales on Tour 055 mit "Mortifera" im Saarland und auf Island

Hallo Gonzo,

das sieht in der Tat wenig sommerlich aus.
Du holst Dir noch eine Erkältung! Warum gehst Du ohne Mütze und Schal dort spazieren?

Ich hoffe, Mortifera hat Dir nach diesem Ausflug einen heißen Tee angeboten. Ein Grog wäre Dir vermutlich lieber... aber nunja.

Tolles Foto, echt :thumbsup:

LG
Tanja
 
Och, bei 14 Grad brauchte ich die Mütze nicht, die meiste Zeit reise ich im Rucksack, da ist es ohnehin recht warm. Trotzdem durfte ich vorhin an Mortiferas Tee nippen und einen Schluck vom Abendessen-Bier des Begleitmenschen habe ich auch bekommen. Das geht also!
Und Tiefkühlgarnele stand zum Glück nicht auf der Speisekarte. ;)
 
Hallo und guten Abend,

Heute melde ich mich zum letzten Mal aus Island, morgen fliegen wir zurück nach Hause. Mortifera mag nicht so recht, ich verstehe das gut, hier ist es wirklich sehr schön!
Andererseits: Erinnerst sich noch jemand an das Jahr 2010 und den Vulkanausbruch des "Unaussprechlichen"? Genau in Sichtweite dieses Vulkans, des Eyjafjallajökull, liegt das Haus, in dem wir die letzten drei Tage verbracht haben... Ist also vielleicht gar nicht so schlecht wegzufahren, wer weiß, wie lange er ruhig ist. Mortifera war aber ganz begeistert, denn heute war die permanente Wolkenkrone des Berge mal verschwunden, sodass man den Gletscher gut sehen konnte. Aus dem KüchenFenster kann man ihn sehen, bestimmt bekommt ihr davon später Fotos. Aus dem Wohnzimmerfenster sieht man übrigens Vestmannaeyar, die Westmännerinseln. Prominenter Standort für so ein Häuschen.
Ich war heute nochmal auf dem Hot Pot. Aber nur drauf, mir wurde verboten reinzugehen, da das Wasser permanent 38 Grad hat. Wer macht denn sowas, viel zu warm für Garnelen! Da warte ich lieber auf die Becken zu Hause!
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Da im Hintergrund sind die Westmännerinseln - leider etwas diesig heute, aber gut zu erkennen!

Drückt uns die Daumen und Scheren und Flossen, dass auf dem Rückweg alles klappt. Wir melden uns dann wieder!

Viele Grüße
Gonzales
 
Wir sind wieder im Saarland. Zwar mit zehn Stunden Verspätung, aber besser als gar nicht. ;)
Melde mich die Tage ausführlicher, mit Fotos, Infos, Hintergründen - die große arktische Garnelenreisereportage!
Aber erstmal Schlaf nachholen und Wasser wechseln, man kennt das ja.

Bis dann
Eure Reisegarnele
 
Hallo ihr Leserinnen und Leser,

Uiuiui, da habe ich gestern und heute aber ordentlich Schlaf nachgeholt. Unser Flug für den Rückweg musste gecancelt werden, da er aufgrund einer notwendigen Umleitung zu spät in Frankfurt gewesen wäre, um das Nachtflugverbot dort einzuhalten. Also sind wir erst so spät abgeflogen, dass wir um kurz nach 5 Uhr Ortszeit pünktlich zum Ende des gesperrten Zeitslots angekommen sind. Verbringt mal 7 Stunden am Flughafen mit der Aussicht, keine Nacht zu haben (Ablug um kurz vor Mitternacht, Ankunft um kurz nach fünf, jeweils Ortszeit), das ist gar nicht mal so unterhaltsam.
Hier dachten wir noch, wir würden gleich abfliegen. Das Flugzeug haben wir dann auch betreten, nur um 20 Minuten später wieder aussteigen zu müssen. Nun ja, passiert!
Die beiden unkenntlich gemachten Menschen waren Teilnehmer eines internationalen Pfadfindertreffens auf Island, das über mehrere Tage stattgefunden hat. Die waren immer gut an ihren Halstüchern zu erkennen.
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Aber wir haben uns nicht lange gegrämt (Da wussten wir auch noch nicht, dass unser Zug nach Hause am nächsten Morgen auch Verspätung haben würde, sodass wir den Anschluss verpassen, um dann nochmal eine Stunde später anzukommen, wo dann kein Taxi zur Verfügung war und wir auf einen Nachbarn warten mussten... Nein, die Rückreise hätte besser verlaufen können.), denn die Reise war toll und das lässt man sich nicht (lange) von solchen Problemen vermiesen. Jawoll!
Ich weiß gar nicht so genau, wo ich mit dem Erzählen anfangen soll. Am besten, ich mache das Ganze etwas chronologisch: Da ich zu Beginn der kommenden Woche schon zum nächsten Gastgeber reisen werde, muss Mortifera in meinen Erzählungen so den Durchblick behalten, dass sie anschließend auch ohne mich weitermachen kann. Da ist chronologisch schon mal nicht schlecht.

Am Anfang steht immer der Anfang, in diesem Fall die Ankunft in Reykjavik. Ein Foto vom Hotelbett habt ihr ja schon bekommen, das war sehr bequem und es gab morgens ein fantastisches Frühstück. Leider war es bei unserer Ankunft sehr kalt und feucht - vor allem im Kontrast: gestartet bei 34 Grad Celsius in Frankfurt, gelandet bei 11 Grad und Nieselregen in Keflavik - sodass wir nur nochmal für zwei Stunden unterwegs waren. Lag auch daran, dass unser Hinflug zwei Stunden Verspätung hatte. Hust. Vielleicht hätte ich mich nicht als Lufthansa-erfahren outen sollen an Bord eines Fliegers der Konkurrenz? Allerdings lag die Verspätung an der Flughafenorga in FFM, und die sind ja eigentlich Lufthansa-freundlich dort. Wer weiß also. Egal: Jedenfalls war die erste Anlaufstelle in Reykjavik die Hallgrimskirkja, die berühmte Kirche.
20170719_192356.jpg Das graue Quadrat links ist Mortiferas Begleitung, also, die Person hinter dem Quadrat. Da wollte jemand nicht in meinem Blog berühmt werden. :hehe:
Die Kirche ist noch gar nicht so alt, sondern stammt aus den Jahren 1945-1986 (die einzelnen Teile wurden nacheinander fertiggestellt, unter anderem, da die Bauherren auf Spenden angewiesen waren). Sie ist die größte Kirche Islands und evangelisch-lutherisch geweiht. Berühmt ist sie für ihre Orgel (aus Bayern!), weswegen es diesen Sommer auch ein Orgelmusikfestival dort gibt. Innen ist sie sehr schlicht gehalten und dadurch auf ihre eigene, ruhige Art sehr hübsch. Mortifera macht im Inneren von Kirchen meistens keine Fotos, um die anderen Gäste nicht zu stören, aber im Netz finden sich Fotos davon, z.B. hier: http://kirkjukort.net/kirkjur/hallgrimskirkja_0234.html
Interessant ist, dass hinter dem Altar große Fenster sind, aus denen man auf die Stadt schauen kann und die das Tageslicht, von dem es im Winter nur 3-4 Stunden gibt, optimal in den Kirchenraum hereinlassen. Geschickte Architektur!

Auch bekannt ist dieses Kunstwerk in der Stadt:
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Es symbolisiert ein Wikingerschiff, dass in Richtung Sonnenuntergang fährt. Deswegen heißt es auf Isländisch Sólfar, Sonnenreise. Ehrlich gesagt hätte ich es mir etwas größer vorgestellt, aber trotzdem hat es was.

Außerdem sind wir auf unserem Spaziergang noch am Amtssitz des Ministerpräsidenten vorbeigekommen und am Opernhaus:
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sowie am nationalen Punk-Museum. Hihi! Das könnte so auch in London stehen von der Optik her, tut es aber nicht.
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Später waren wir dann Essen in einem lustigen Diner. Jemand Lust auf einen Nachtisch? Den gab es dort wirklich! Auch wenn sich Mortifera nicht rangetraut hat. Offiziell, weil sie keine Donuts mag, aber vermutlich hatte sie einfach Angst vor einem Zuckerschock. ;)
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Restaurants auf Island sind generell lustig: Man muss zum Bezahlen an den Tresen gehen und Trinkgeld ist nicht üblich. In Touristengebieten steht mittlerweile ab und an ein Glas für "Tip" auf dem Tresen, aber wirklich erwartet wird es immer noch nicht. Vermutlich haben die es nur aufgestellt, damit sich die Touristen nicht schlecht fühlen, wenn sie kein Trinkgeld geben. :hehe:

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück erhaschten wir dann noch einen regenfreien Blick auf die Wohnhäuser der Umgebung:
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Ziegeldächer sind auf Island nicht üblich und eine ziemliche Seltenheit. An den meisten Orten lässt die Witterung im Jahresverlauf es nicht zu: Die Ziegel würden zu schnell kaputt gehen und bei den häufigen Stürmen zu oft verweht werden. Deswegen die für uns etwas ungewöhlichen Dach- und manchmal auch Fassadenverkleidungen. Das Haus rechts hat zudem noch keine doppelt verglasten Fenster, daher in manchen Wohnungen das Papier als zusätzliche Isolierung. Da Heizen auf Island sehr wenig kostet (Strom und Wärme werden in Erdwärme, Wasser- oder Thermalkraftwerken produziert), nimmt man es mit der Isolierung in älteren Häusern wohl nicht immer so genau.

Wir machten uns derweil fertig für den eigentlichen Start unserer Tour, die uns mit einem Mietwagen ca. 2.000km rund um und über die Insel führen würde.
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Wie es weitergeht, erfahrt ihr dann im nächsten Posting. Ich muss hier erstmal die Wäsche von 14 Tagen bewältigen. :censored: Aber da ich gratis mitfahren durfte, beklage ich mich nicht.

Bis dann!
Gonzales
 
Zuletzt bearbeitet:
Und weiter geht's!
Die erste Station sollte ein Ort auf der Halbinsel Snæfellsnes sein. Diese liegt im Westen Islands und ist geprägt von Bergmassiven, Küsten und viel Wasser und außerdem sehr variantenreich in der Landschaft.
Wir sind also losgefahren:
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Erstmal auf die Ringstraße, sozusagen die Hauptstraße der Insel. Sobald man aus Reykjavik herausfährt, ändert sich die Landschaft gleich: Es wird bergiger. Außerdem bleibt die Straße nicht lange mehrspurig, ca. 95% der Ringstraße sind einspurig in beide Richtungen - und auf manchen Brücken sogar komplett einspurig.

Da wir "nur" ca. 2,5 Stunden Fahrzeit vor uns hatten, konnten wir einige nette Zwischenstopps machen. Zum Beispiel kurz vor Borgarnes, dem letzten Zentrum bevor es auf die Halbinsel geht. Rückblickend betrachtet wäre es sinnvoll gewesen, dort einkaufen zu gehen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. ;)
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Kurt, unser Skoda, begeisterte zu diesem Zeitpunkt noch mit einem reinen Blütenweiß. Wer auch immer der Meinung ist, das Weiß eine super Farbe für Mietwagen auf Island sei, ist ein Sadist. Aber dazu später mehr, wenn es in die Ostfjorde geht. :D
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Hier sieht man mich auf einer Infotafel zu den Attraktionen am Borgafjörður, an dem Borgarnes liegt. Der Parkplatz, an dem wir standen, war nicht weit von dem hübschen Berg links oben entfernt. Allgemein stehen entlang der Ringstraße viele solcher Infotafeln, die einem eine gute Orientierung über die Umgebung geben. So kann man spontan entscheiden, ob man irgendwohin einen Abstecher machen möchte.
Wir wollten nicht, da es der erste Fahrtag war und wir erst einmal ein Gefühl für die Distanzen bekommen wollten. Also ging es weiter!

Als nächstes sind wir hinter Borgarnes auf die Straße Nr. 54 Richtung Snæfellsnes abgebogen. Als grobe Regel gilt: Die Straßen auf Island sind besser, je weniger Ziffern ihre Nummern haben. Also waren wir mit einer zweistelligen Straßennummer im grünen Bereich. ;)
So kamen wir zu unserem ersten Wasserfall von vielen, die noch kommen würden: dem sehr hübschen Bjarnáfoss.
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Der liegt auf einem Privatgelände, aber der Besitzer lässt Touristen auf einem Weg hinlaufen, was sehr nett ist. Ein eigener Wasserfall, das hat schon was... Dieser hier entspringt als Flüsschen Bjarná und läuft über Basaltformationen in die Tiefe, bevor sich das Wasser durchs Flachland in Richtung Meer schlängelt.
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Hat irgendwie etwas Alpenländisches! Bei angenehmen 17 Grad Außentemperatur hatte das Wasser jedoch höchstens 5 Grad Celsius, also nichts zum Baden.

Nur wenige Meter von unserem Ferienhäuschen entfernt liegt diese Attraktion:
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Ein Felsentor mitten im Meer! Das Lavagestein ist hier im Laufe der Zeit vom Wasser ausgewaschen worden. Rechts gibt es zusätzlich noch ein Felsenfenster. ;) Diese Formation liegt bei Arnarstapi, wo es eine sehr interessante Küste gibt und ca. 78 Fantastilliarden Seevögel, grob geschätzt. Vermutlich kam uns das aber nur so vor, weil Brutpflegesaison war und vor allem die Küstenseeschwalben bei der Verteidigung gegen Angreifer und arglos vorbeilaufende Spaziergänger keine Freunde kennen. Im Zweifelsfall immer einen Regenschirm dabeihaben: Küstenseeschwalben sind nicht besonders helle und greifen daher immer den höchsten Punkt ihres Ziels an...
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Hier sieht man den tollen schwarzen Sand, den es hier meistens gibt: Er stammt von Lavagestein und ist deswegen schwarz. Zusammen mit Sonnenlicht und blauem Himmel gibt das eine tolle Farbe des Meeres, ein fantastisches Blaugrün. Außerdem kann man wieder gut die Formationen des Basalts erkennen, der unten schon ganz glatt ausgewaschen ist. Weiterhin sieht man hier brütende Möwen. Zudem haben wir hier Lummen gesehen, Eiderenten und andere Entenarten, Singschwäne, Odinshühnchen, Schneehühner, Raben, Kormorane, Strandläufer, Regenpfeifer und Raubmöwen. Und die Nerze und den Polarfuchs, den ich weiter oben schon mal erwähnt hatte.

Was gab es noch auf Snæfellsness? Einen Gletscher, den Snæfellsjökull, sowie tolle Lavafelder (hraun) und Felsformationen:
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Das ist Londrangar in der Nähe von Malarrif, wo es einen Tag später etwas stürmisch war:
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Im Norden von Snæfellsness liegt außerdem der Kirkjufell, ein sehr häufig fotografierter Berg. Dort waren wir, als es Windstärke 7 hatte.
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Hier kann man auch gleich noch was lernen, nämlich warum der Berg aussieht, wie er aussieht: Er ist ein sogenannter Nunatak, also ein Berg, der zwischen zwei Gletscherströmen herausschaut oder herausgeschaut hat und von diesen in diese spezielle Form geschliffen wurde.
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Mir war das alles zu windig, weswegen wir bald wieder zurückgefahren sind. Einen Fotoversuch wollte ich dann aber doch machen, da "Garnele am Meer" doch immer ein hübsches Motiv darstellt. Aber ich musste mich sehr flach hinlegen, damit ich nicht weggeweht werde, sodass mir die ganze Sache nicht richtig geheuer war:
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Soviel von der Halbinsel Snæfellsnes, die manchmal auch als "little Iceland" bezeichnet wird, weil es dort sehr viele landschaftliche und tierische Besonderheiten geballt gibt, die man auch verstreut auf der ganzen Insel findet. Schwarze Strände, Klippen, Lavafelder, einen Gletscher, Wasserfälle, Vogelkolonien, vulkanische Höhlen, einen der wenigen weißen Strände Islands und eine Robbenkolonie. Und sich sehr schnell änderndes Wetter - zwischen zehn Grad mit Nieselregen und Windstärke 7 mit nächtlichen Böen bis Stärke 12 und Sonnenschein bei 17 Grad hatten wir innerhalb von drei Tagen alles. Das war auf jeden Fall ein gelungener Auftakt der Reise und eine tolle erste Station!

Die nächste Station führte uns gen Norden, aber dazu wann anders mehr. Ist ganz schon anstrengend, diese Tipperei, auch wenn ich als erfahrene Reisegarnele schon Übung habe.

Bis zum nächsten Mal!
Gonzales
 
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Da bin ich wieder!

Unsere nächste Station war Akureyri im Norden Islands. Diese Stadt hat ca. 18.000 EinwohnerInnen, einen Kreuzfahrthafen, eine Uni, einen Botanischen Garten und liegt direkt an einem sehr tiefen Fjord, der sich nach Norden hin öffnet. Warum das wichtig ist, erfahrt ihr später.

Zunächst mussten wir allerdings dort hinkommen: Etwas mehr als 420km und eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h, da kam also etwas an Fahrzeit auf uns zu. Aber zum einen hatte ich es sehr bequem:
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In dem Fach verbargen sich meistens auch Schokoriegel und Bonbons, das war also gar nicht so schlecht. Und zum anderen konnte man auf der Strecke hübsche Zwischenstops machen, wie z.B. hier:
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Ein Denkmal für einen bekannten isländischen Dichter, der seinerzeit nach Kanada und dann in die USA ausgewandert ist. Von dort hatte man eine tolle Aussicht:
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Mit den Tafelbergen und den saftigen grünen Wiesen sah es hier schon ganz anders aus als auf Snæfellsnes.
Aus dem Fenster beim Fahren konnte man auch so einige Schnappschüsse machen:
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Das Faszinierende an den Autofahrten war, dass sich eigentlich alle 10km die Aussicht bzw. die Landschaft sehr verändert hat, zum Teil wirklich komplett. Das hat es spannend und abwechslungsreich gemacht. Und im Zweifelsfall gibt es ja noch die einspurigen Brücken und die waghalsigen Überholmanöver der Einheimischen vor Kurven oder Anstiegen, die einen aufmerksam halten. :banghead:

Kurz vor Akureyri hatten wir an einem Seitenarm des Eyjafjörður ein Ferienhäuschen, wo wir vier Nächte geblieben sind. Hier sieht man mich beim Bewundern der Aussicht.
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Vorteil gegenüber dem Haus in Arnarstapi: keine aggressiven Küstenseeschwalben mehr. Nachteil: Man musste beim Ausparken aufpassen, keine Schneehuhnküken zu überfahren.

An einem der Tage dort sind wir mit einem Schiff auf den Fjord rausgefahren, zum Whale Watching. Das war ziemlich toll, weil es eine sehr kompetente Expertin an Bord gab, die über die Walarten dort informiert hat und außerdem sehr gut darin war, die Fontänen der Wale zu erblicken. Außerdem ist die gesamte Crew sehr vorsichtig an die Tiere herangefahren, um sie nicht zu stressen, und hat nie blödsinnige Manöver gemacht um die Tiere am Wegschwimmen zu hindern oder ähnlichen Murks, sondern sich sehr tiergerecht verhalten. Insbesondere interessant der Hinweis zum Abschluss der dreistündigen Tour: Ja, Island betreibt Walfang. Davon ist allerdings nur ein sehr geringer Teil für den Eigenbedarf der Isländer, die Walfleisch seit 1.000 Jahren als essbar kennen, es jedoch nicht gerade als Hauptnahrungsquelle sehen. Tatsächlich gibt es nur noch wenige, sehr traditionelle Isländer, die wenige Male im Jahr Walfleisch nachfragen. Diese gejagten Wale sind Minkwale. Allerdings steigt seit Jahren die Fangquote der Isländer, sodass das Land mittlerweile zu den drei Ländern gehört, die (wieder) kommerziellen Walfang betreiben. Warum, fragt man sich da, wenn doch die Nachfrage so gering ist? Es liegt an den Touristen: Viele Touristen fragen Walfleisch nach, weil sie es unbedingt mal als etwas "Exotisches" probieren wollen. Und so gibt es Restaurants (vor allem in Reykjavik und Akureyri), die davon profitieren wollen und die deswegen Walfleisch bestellen und anbieten, meistens Steaks vom Minkwal. Mal abgesehen davon, dass Walfleisch nicht gerade toll schmecken soll (so ein Wal ist halt recht tranig), ist es schon auch irgendwie dämlich, für ein bisschen Exotik-Gruselessen einen ganzen Wal töten zu lassen. Zumal man Wale, die man tötet, auch nicht mehr beobachten kann... Für Leute, die das ebenso sehen, bieten die Walbeobachtungsanbieter Listen mit Restaurants an, die kein Walfleisch verkaufen. Dann kann man diese unterstützen, wenn man Essen gehen möchte. [/Mortiferas Sea-Shepherd-Modus]
Lange Rede, hier nun der Beweis: Wir haben Buckelwale gesehen!
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Insgesamt acht verschiedene, die man an ihren Fluken unterscheiden kann: Jede Schwanzflosse hat ein individuelles Muster, wie ein Fingerabdruck. So können Listen geführt werden, welcher Wal wo aufgetaucht ist. Deswegen weiß man, dass einer der Wale, die wir gesehen haben, auf seinen Wanderungen schon bis Jamaika gekommen ist. Spannend!
Außerdem haben wir auch einen Schweinswal gesehen, der war aber zu schnell für ein Bild.
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Hier unser Schiff, und hier ein Blick vom Wasser auf die Stadt:
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24 Grad Celsius und strahlender Sonnenschein für vier Tage... Übrigens sind manche der Wale so neugierig, dass sie sogar ins Hafenbecken schwimmen oder die Schiffe begleiten, das haben auf unserer Tour zwei Exemplare gemacht.

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Die Wale kommen in diesen Fjord über das Nordpolarmeer. Im Sommer sammeln sich hier im tiefen Wasser Tonnen an Krill, Plankton und kleinen Fischen, weswegen die Wale herkommen um sich fettzufressen für ihre weiteren Reisen und für die Aufzucht der Jungtiere. Deswegen hat man eine sehr hohe Chance, auf Walbeobachtungstouren auch tatsächlich Wale zu sehen: Von Mai bis Ende August liegt die Quote bei insgesamt vier bis fünf Fahrten pro Tag bei jeweils 99%. Die meisten sind Buckelwale, es gibt aber auch Schweinswale und manchmal Orcas, und in der Mündung ins Meer tauchen manchmal Blauwale auf.

Hm, was haben wir noch? Ach ja, ein paar blumige Schnappschüsse aus dem Botanischen Garten. Dieser hat es sich zum Ziel gemacht, neben arktischen Pflanzen auch mitteleuropäische Pflanzen zu kultivieren, um unter anderem auch widerstandsfähigere Zuchtlinien zu gewinnen. Das Klima in Akureyri ist zwar durch die schützenden Berge relativ gemäßigt, nichtsdestotrotz aber subpolar, sodass nicht viele Pflanzen dort gut gedeihen. Im Botanischen Garten aber schon. ;)
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Falls ihr mal in der Nöähe sein solltet: Dieser Garten ist definitiv einen Besuch wert, wir waren sogar zwei Mal dort. Kostet auch nix. Aber man darf spenden. ;)

So, noch ein Schmankerl zum Abschied aus Akureyri:
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Ansonsten kommt man von Akureyri aus sehr gut an den östlich davon gelegenen See Myvatn, den Wasserfall Goðafoss sowie das Lavafeld Dimmuborgir (:D):
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Myvatn (zu Deutsch "Mückensee"...)
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Sehr malerisch!
Außerdem gab es noch nettes Hufgetier (Blick zu LauraG):
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Das war es dann aus Akureyri. Die nächste Episode führt uns über abenteuerliche Straßen gen Osten!

Man liest sich
Euer Gonzales
 

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Hey Gonzo,

das sieht ja alles Klasse aus. Also mir gefällt es sehr gut, eben auch, weil alles für mich neu ist.
Danke auch für die ausführlichen Informationen zu dem Ganzen, das ist echt toll. Einfach nur Bilder raus hauen ist zwar nett für den Betrachter, aber ich nehme mir gern die Zeit, auch den Text dazu zu lesen.

Neben der sagenhaften und einzigartigen Landschaft gefallen mir auch die Kirchen. Derartige Kirchen habe ich noch nie gesehen, finde es echt interessant, mal völlig neue Einblicke zu erhalten.

LG
Tanja (Wartet gespannt auf die Auflösung des Rätsels, warum ein weißer Mietwagen auf Island nicht die beste Idee ist).
 
Moin Tanja,

Nun, streng genommen besteht die Auflösung des Rätsels aus zwei Teilen: Da einer davon aus naheliegenden Gründen nicht mit Bildmaterial belegt ist, kann ich diesen schon auflösen:
Auf Island gibt es neben Moosen und Kräutern nicht allzu viele wildwachsende Pflanzen, von denen man etwas ernten und verspeisen könnte, was nicht zuletzt am eklatanten Mangel an Bäumen liegt. Und natürlich am Klima. Eine Ausnahme stellen die Blaubeeren dar, von denen es recht viele gibt. Diese wachsen an sehr niedrigen Sträuchern und die Früchte sind etwas kleiner als bei uns (auf jeden Fall kleiner als die Zuchtbeeren, die man bei uns im Supermarkt bekommt). Addiert man zu dieser Information die Tatsache, dass es viele bodenbrütende und samen-/beerenfressende Vogelarten auf Island gibt und denkt dann darüber nach, dass der durchschnittliche Regenpfeifer oder das durchschnittliche Schneehuhn sehr häufig Kot absetzt und dass Blaubeeren dafür bekannt sind, sehr stark zu färben... Also, wir haben bei Akureyri darauf verzichtet, unsere Handtücher zum Trocknen draußen aufzuhängen. ;) Und uns vor der Weiterfahrt mit Glasreiniger, einem Eimer Wasser und einem Besen bewaffnet, um das Auto wieder so weit weiß zu bekommen, dass man durch die Scheiben wieder etwas sehen und gefahrlos die Türgriffe und die Kofferraumklappe benutzen konnte.
Das war einer der beiden Gründe, warum weiße Autos echt nicht empfehlenswert sind. Der andere müsste im Bericht zum nächsten Reiseabschnitt aufgeklärt werden.

Das werde ich dann später herausfinden, denn Gonzales ist heute zu seinem nächsten Gastgeber aufgebrochen. Netterweise hat er mir jedoch vorher noch Reportagenteile vorgeschrieben, die ich dann später in den Thead einfügen soll.
Am Wochenende gab es schon eine kleine Abschiedsfeier, damit es am Montag nicht untergeht, da ich wieder arbeiten musste. Bis ich mit dem Reisebericht weitermache, kann ich ja schon mal von diesem Abend berichten.

Alles fing damit an, dass Gonzales beschlossen hatte, zum Abschluss beim Kochen zu helfen. Dafür sammelte er sich im Haushalt Zutaten zusammen und fing an zu schnibbeln:
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Dazu ein Gläschen Rotwein, schließlich sollte es Pasta geben (und wir wollten ihn ablenken, denn einer der Bestandteile der Pasta hätte ihn möglicherweise etwas verunsichert... :leaving: )
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Nun, er kam in gute Stimmung und wollte dann auch nicht mehr kochen oder essen (ein Glück), sondern lieber spielen:
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Damit wir uns nicht falsch verstehen: Er versucht hier, seine Pfeile herauszuziehen. Er war nicht Teil der Zielscheibe!

Da er aus unerfindlichen Gründen mit deutlichem Vorsprung gewann, wollte er anschließend noch etwas feiern.
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Ganz schön anstrengend, so eine Flasche zu öffnen!
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Dann lief es aber ganz gut. Gonzi hatte eine Menge Spaß an den Blubberbläschen und beschloss daher, selbst auch welche zu machen:
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Ja, da hatte er viel Spaß mit. Vielleicht etwas zu viel, wie die folgende Aufnahme belegt:
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Menschengläser sind eben doch etwas zu groß für Garnelen, was die Füllmenge betrifft...
Nun ja, heute Morgen war er immerhin schon so weit wieder fit, dass er sich ins Paket begeben hat und dort nun bis zu seiner Ankunft ein ausgedehntes Nickerchen halten möchte. Gute Reise!

Mit dem Island-Bericht geht es dann später weiter, aber diese aktuellen Bilder waren es wert, gezeigt zu werden. ;)

Grüße
Mortifera
 
Herrlich :smilielol5:

Der wunderbare Reisebericht (also ehrlich, ich bin ja fast ein bisschen neidisch auf Gonzales) und auch die genial dokumentierte Abschiedsfeier sind einfach großartig!
Vielen Dank dafür, ich lese das sehr gerne.
 
Vielen Dank für den tollen und sehr unterhaltsamen Reisebericht! Auch den Bericht über die walfleischessenden Touristen fand ich aufschlussreich. So was dämliches! :no:

Vielleicht sollte Gonzo nach seinen doch zeitweise sehr ausufernden alkoholischen Exzessen einen Zwischenstopp in einem Suchthilfezentrum einlegen...:leaving:
 
Vielen Dank für die tollen Bilder und Informationen! Und endlich auch mal ein Bild mit Islandpferden!
Dass die Touris so viel Walfleisch essen ist sooo erschreckend!
Krass - das mit dem Vogelkot. Haben die Isländer Speziallack auf den Autos?
Ihr scheint ja eine super Party gehabt zu haben, nur das letzte Bild ist gruselig!
Ich freue mich auf die weiteren Berichte, die Gonzi glücklicher Weise schon verfasst hat!
Gute Reise Gonzi!
 
Haben die Isländer Speziallack auf den Autos?
Nein. Die meisten Isländer haben jedoch einen geländegängigen 4x4 Wagen, vor allem außerhalb von Reykjavik. Die sind meistens dunkler lackiert und allgemein stört es da eher niemanden, wenn neben Schlammflecken auch ein bisschen Kack drauf ist. Sind eben Gebrauchsgegenstände und keine Statussymbole. Ab und an mal mit einem Gartenschlauch drüber, wenn der Dreck überhand nimmt, und gut ist.
Ach, Moment, für dich habe ich noch was ;) :
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Bis später!
Mortifera
 
:tt1::tt1::tt1: Ich nehm den vorne rechts und den hinten links im Indianer-Style!
 
:D Es gab dort gefühlt sowieso eine größere Farbvielfalt bei den Pferden als hier auf heimischen Weiden. Zumindest kam es mir so vor, aber zugegebenermaßen kenne ich mich da nicht allzu gut aus.
Nun denn, wie ich aus sicherer Quelle weiß, ist Gonzales gut an seinem nächsten vorläufigen Aufenthaltsort angekommen, also wird es Zeit, hier ein wenig weiterzumachen.

Hallo ihr Leserinnen und Leser, sie lesen eine konservierte Nachricht von Gonzales!

Unsere nächste Etappe führte uns von Akureyri an die Ostfjorde, genauer gesagt nach Djúpivogur. Die Strecke dorthin sah ungefähr so aus:
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Immer auf der 1 entlang gen Osten, das letzte Stück dann auf einer Regionalstraße etwas abkürzen. Passt!

Zuerst kamen wir hier vorbei:
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Hier kommt heißes Wasser direkt aus einer Thermalquelle aus dem Berg. Wir befinden uns etwas östlich vom Myvatn, den kennt ihr ja schon aus der letzten Folge. Also, das Wasser kommt an vielen Stellen auf Island heiß aus dem Boden - manchmal quasi kochend, manchmal mit nur 40°C, alles eine Frage des Untergrunds und der Entfernung zur nächsten Magmakammer. Da Island direkt auf der Bruchstelle zwischen zwei Kontinentalplatten entstand, ist geologisch immer etwas los und davon zeugen eben auch diese heißen Quellen. Wir haben aber nicht lange angehalten. Und dann ganz schnell die Lüftung ausgeschaltet und weitergefahren. Brrr. Der Geruch nach Schwefel liegt nicht jedem!
Mineralien sorgen hier auch für interessante Färbungen des Gesteins:
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Sieht aus wie eine riesige Düne, ist aber felsig. Und wenn man genau hinsieht, kann man sehen, wie heißer Dampf aufsteigt. Nichts für barfuß!

Auf dem anschließenden Pass wurde das Wetter etwas schlechter. Zusammen mit dem Hinweisschild, dass sich die nächste Tankstelle erst in 120km Entfernung befindet, wird einem da kurz mulmig. Aber was soll schon passieren, das ist schließlich die Hauptstraße!
Nun, man könnte zum Beispiel in Nebel geraten. Wobei, streng genommen war es kein Nebel, sondern durch den leichten Anstieg kamen wir in eine tiefhängende Wolke.
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Das sah dann so aus. Also, am Anfang, später wurde es etwas dichter. Wir haben einfach das Radio lauter gedreht, dann ging's. :D
So plötzlich, wie wir in die Wolke reinfuhren, kamen wir nach 15 Minuten auch wieder heraus. Dann sah es so aus:
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Ein Hochtal aus Lavasand, umschlossen von Bergen vulkanischen Ursprungs. Hätte der Pathfinder nicht schöner vorfinden können! Links übrigens der letzte Ausläufer von Hilde, der Wolke.

Kurz vor unserer Ankunft nahmen wir dann, ganz nach Plan, die Abzweigung auf eine zweistellige Passstraße, um unseren Weg etwas abzukürzen. Tja, willkommen auf dem Öxi-Pass. Wer möchte, kann sich gerne bei Wikipedia mal das dazugehörige Foto anschauen: https://de.wikipedia.org/wiki/Öxi . Da kommt ohne Offroad-Fahrzeug Freude auf - wobei, es war ja eine Road. ;) Sie bot Schlamm, unebene Fahrbahn, Rollsplitt, Gefälle und Steigungen von bis zu 17%, mehr Wolken, Nieselregen, Fahrspuren irgendwo zwischen ein- und eineinhalbspurig und viele lustige uneinsehbare Kurven. Allerdings auch wahnsinnig tolle Ausblicke! Jedoch, wir erinnern uns: Wir waren mit einem Skoda Octavia unterwegs, in Weiß. Das ist kein Geländewagen. Nun ja. Wir haben geschwitzt, geflucht, die Musik lauter gedreht und Mortifera hat hauptberuflich aus dem Fenster gesehen, um sich mit den Ausblicken vom Gefluche ihres Begleiters abzulenken. :D Am Ende ging alles sehr gut, wir sind halt straßentechnisch etwas verwöhnt. Und: Auch das bekommt man am Öxi:
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Der Folaldáfoss

Angekommen in Djúpivogur stellten wir fest, dass die Rückfahrsensoren nicht mehr sensorierten. Kunststück: Die Kameras waren verschlammt.
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Der zweite Grund, warum weiße Autos auf Island wirklich sinnbefreit sind. Eine zentimeterdicke Schlammpanade in Schlonzbraun kommt auf Weiß allerdings sehr gut zur Geltung!

In und um Djúpivogur war es deutlich einsamer als in den anderen Teilen Islands. Das war nicht unbedingt schlecht, wenn man nicht auf Restaurants angewiesen ist, denn man bekommt dort ein tolles Gefühl für die Natur. Fjorde, Wasser, Vögel, Berge und das hier:
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Schafe. Also, die gibt es ja überall auf Island. Und zwar deutlich mehr, als es menschliche Einwohner gibt. Meistens sieht man sie in kleinen Grüppchen von 3 bis 4 Tieren umherziehen. Sie sind das ganze Jahr über draußen und werden lediglich zweimal im Jahr eingesammelt, um geschoren zu werden und um das ein oder andere Jungtierchen für den Verzehr abzuzweigen. Also ziehen sie umher, liegen herum, grasen nach Lust und Laune und klettern wie die Weltmeister. Und gelegentlich stehen/liegen sie auf Straßen herum. Es gibt übrigens ein Gesetz, nachdem man für angefahrene Tiere Schadenersatz leisten muss.

Aber eigentlich wollte ich schreiben, dass man tolle Lichtspiele beobachten kann.
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Das mittlere und letzteres entstanden direkt von unserer Terrasse aus. Höhö.

Was gab es hier noch? Ach ja: den Sveinsstekksfoss im Fossádalur
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Tolles klares Wasser!
An einem anderen Wasserfall, dem Snædalsfoss, hatten wir sogar einen lokalen Führer:
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Der Wasserfall liegt nämlich auf dem Privatgelände eines Farmers. Der lässt Touristen gerne hin, aber manchmal kommt sein Hund mit. Wir hatten nichts dagegen!

Zum Abschluss noch was aus der Sammlung "Kurioses in Fischerdörfern": In Djúpivogur hat ein Künstler Eier aus Marmor aufgestellt. Jedes Ei repräsentiert eine Vogelart, die in der Gegend um den Ort brütet.
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Außerdem gibt es dort Leute, die interessante Dinge sammeln. Zum Beispiel Walskelette, Steine und Rentiergeweihe.
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Außerdem basteln sie dort Schiffe aus Steinen. Verrückt! Das ganze Gelände kann man besichtigen und wenn jemand zu Hause ist, kann man auch etwas kaufen. Den Wal aber vermutlich nicht. Nähme auch viel Platz im Wohnzimmer weg. Der Laden heißt übrigens "Bones, Sticks and Stones". Guess what. http://www.djupivogur.is/ferdavefur/?pageid=2202

Nun ja, das war's dann auch an Überblick zu diesem Teil der Reise. Als nächstes geht es mit einem kleinen Zwischenstopp auf halber Strecke in den Südwesten. Spoiler: Gletscher, lustige Vögel, Eisschollen und Traumstrände. Stay tuned!

Viele Grüße
Euer Gonzales (und Mortifera)
 
*schwärm*
So tolle Fotos!
Himmel, bei 80 auf kurviger Strecke und dann Schafe auf der Straße :eek:

Diese Reise ist ja echt genial!
LG Laura
 
Wow,

das sind ja wieder sagenhafte Aufnahmen. :yes:
Da hat sich das Warten doch gelohnt. Von unterwegs kann auch ein Reiseprofi wie Gonzales eben nicht immer berichten - auch er ist auf einen Rechner und Internetanschluss angewiesen.

Ob Nebel oder Wolke, beides raubt einem die Sicht beim Autofahren. Hoffentlich hats nicht an die Scheibe geklopft?
Stand auch niemand im gelben Friesennerz am Wegesrand?

Gottseidank. Dann wird der Bericht ja fortgeführt.

LG
Tanja
 
Himmel, bei 80 auf kurviger Strecke und dann Schafe auf der Straße :eek:
Jupp. Oder so nah im Graben, dass der Hintern schon auf der Fahrbahn lag. :D So habe ich meinen Kumpel þorbjörn Hrúturson kennengelernt. Ihr wisst schon, den flauschigen kleinen Kerl, mit dem ich mich für die erste Seite dieses Threads hatte ablichten lassen.

Hoffentlich hats nicht an die Scheibe geklopft?
Stand auch niemand im gelben Friesennerz am Wegesrand?
Hui, zum Glück nicht. Aber aus irgendwelchen Gründen summte Mortifera ab und an dieses hier vor sich hin:

Nun denn, Kameradinnen und Kameräder,
Auf geht's in die letzte Reiseberichtrunde.

Unsere letzte Reiseetappe führte uns vom Osten über Kirkjubærjarklaustur in die Nähe von Hvolsvöllur. Das bedeutete, dass wir uns den großen Gletschern näherten - und damit auch der aktiven Vulkanzone.
Die Gletscher sieht man ab Höfn direkt an der Straße, was ziemlich beeindruckend ist, wenn man Gletscher mag. Wenn man mag, kann man an einem von vielen kleinen Parkplätzen anhalten und sie sich näher betrachten:
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Am linken und unteren Bildrand sieht man, wie sich das Schmelzwasser der Gletscherzunge als einer von vielen "Jökulsá (Gletscherfluss)" den Weg Richtung Meer bahnt. Je nach Temperaturen führen diese Flüsse mehr oder weniger Wasser, besonders viel im späten Frühjahr, wenn der Schnee des Winters schmilzt, oder wenn darunter liegende Vulkanzonen sich erhitzen. Zum Beispiel, weil aufsteigende Wärme nach draußen abgeleitet wird oder weil der Vulkan demnächst ausbricht. Ende Juli waren ein, zwei kleinere Straßen ins Landesinnere (Landmannalaugar :rolleyes: ) sicherheitshalber gesperrt: Einer der Gletscherflüsse unter dem Massiv des Myrdalsjökull bei Múlakvisl führte plötzlich mehr Wasser und dieses roch zudem verdächtig schwefelig-chemisch. Man hatte Sorge, dass eine kleine Spalteneruption des Katla bevorstünde und/oder dass sich giftige Dämpfe aus einer Kammer aufgestaut und den Weg nach draußen gesucht hätten, da nämlich gleichzeitig an dieser Stelle des Gletschers die Erdspannung anstieg. Da dieser Fluss auch unter der Ringstraße durchfloss, hatte man dort aus Sicherheitsgründen bereits Barrieren aufgebaut, die im Zweifelsfall innerhalb weniger Minuten zur Sperrung hätten verwendet werden können. Wer will schon von einer Flutwelle aus entzündlichem Gletscherwasser fortgerissen werden? Eben. Zu einer Sperrung kam es jedoch nicht, da sich die Situation innerhalb von zwei Tagen wieder normalisierte. Der Berg hatte lediglich etwas überschüssigen entzündlichen Dampf-Druck abgelassen (ich würde das ja anders nennen, aber ich habe Manieren). Wer Interesse an Geologie hat, kann auf den Seiten des isländischen Wetterdienstes zum Beispiel verfolgen, wo es in den vergangenen 48 Stunden Erdbeben auf der Insel gegeben hat oder wo andere vulkanisch-geologische Phänomene stattfinden. Dazu wird über Streckensperrungen, Lawinengefahr, das Wetter und im Winter auch über die Polarlichtvorhersage berichtet: http://en.vedur.is/

Unser nächster Halt, von Mortifera lang ersehnt, war jedoch dieses hier - ihr kennt es bereits, es ist die Gletscherlagunge von Jökulsárlón:
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Das blaue Eis, der Himmel, der Gletscher... :tt1: Wir waren alle ganz hin und weg. Die Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull kalbt hier in einen bis zu 248m tiefen See aus Gletscherwasser, der einen direkten Abfluss ins Meer hat. Das führt zu zwei Phänomenen: Gelegentlich treiben Eisberge aus der Lagune bis an den (schwarzen) Strand in der Nähe, was mächtig beeindruckend aussieht. Und manchmal, bei stärkerem Tidenhub oder starkem Wind landeinwärts, wird Meerwasser in die Lagune gedrückt. Es ist also sozusagen ein halb-und-halb See, der aus diesem Grund auch Robben beherbergt, die dort nach Fischen tauschen. Was bei 4°C Wassertemperatur sehr, sehr sportlich ist. Wir haben welche gesehen, sie sind echt flink und gleiten ganz geschmeidig und lautlos durchs Wasser. Und sind dabei auch noch recht niedlich. Das Schwarze auf den Eisbergen ist übrigens Lavastaub.
Funfact: Auf diesem See wurden schon Bond-Filme gedreht!

Auch die Wasserfalltour war noch nicht beendet, als nächstes folgte der Stjórnarfoss:
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Beeindruckend grüne Hänge links und rechts und bei sonnigen 18 Grad ließ es sich dort durchaus aushalten.

Am nächsten Tag wartete Kap Dyrhólaey auf uns. Das liegt kurz westlich hinter Vík i Myrdal und hat zum Beispiel dieses hübsche Häuschen zu bieten:
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Noch interessanter waren jedoch zum einen der Strand, der als einer der schönsten der Welt gilt (aber nur teilweise für Menschen begehbar ist, da es an anderen Stellen aufgrund der Strömungsverhältnisse zu sogenannten Sneaker Waves kommen kann: Das sind Wellen, die ohne Vorwarnung und ohne entsprechende Anzeichen deutlich größer über die Brandung hinwegfegen und dabei mitreißen, was ihnen im Weg steht. Wenn man beim Aufprall am Strand nicht umgeworfen wird, dann spätestens, wenn der irrsinnig starke Sog einen ins saukalte Wasser mitreißt. Erst vor einigen Monaten sind durch eine solche Sneaker Wave an diesem Strand Touristen gestorben. Es gibt Absperrungen und Warnschilder, bebildert und mehrsprachig, dass und warum man nicht zu nah ans Wasser gehen sollte, aber hey, was interessiert das den Touristen im Selfie-Modus... Deswegen gilt auf Island als goldene Strandregel: Drehe dem Wasser niemals den Rücken zu und geh nicht zu nah an die Wasserlinie oder an den Rand von Klippen. Island ist alles andere als ein Disneyland, auch wenn leider manche Touristen das nicht verstehen möchten.):
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Es gibt übrigens auch Strandabschnitte, wo man gefahrlos hingehen kann. Zumeist erkennbar an den Parkplätzen. ;)
Weswegen wir aber eigentlich hergekommen waren, sind diese Gesellen:
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Puffins! Also, Papageientaucher bzw. auf Isländisch Lundi. Diese brüten von Juni bis August auf Island, an Steilküsten und überhängenden Klippen, bevor sie den Rest des Jahres auf dem offenen Meer verbringen. Kap Dyrhólaey ist mit der beste Ort um sie zu beobachten, da man recht nah herankommt und sie so auch ohne illegale und gefährliche Klettermanöver beobachten kann. Auch viele der vorgelagerten Inseln wie die Westmänner, Grimsey oder Papey eignen sich hervorragend zum Beobachten. Für Mortifera sehen die Puffins aus wie eine Mischung aus Papagei und Pinguin. Die kleinen schwarzen Stummelflügelchen sorgen für einen sehr witzig anzuschauenden Flugstil, vor allem beim Start - umso beeindruckender, dass sie 10 Monate des Jahres auf See verbringen. Das Jungtier links ist schon sehr groß und wird demnächst ohne seine Eltern losziehen. Nach diesem Vormittag hörte Mortifera jedenfalls endlich auf, permanent zu fragen, ob wir denn auch wirklich Papageientaucher sehen würden. Puh.

Back to the waterfalls: der Skógafoss
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In der Nähe von Hvolsvöllur liegt der Museumshof Keldur. Eigentlich sind wir nur hingefahren, weil wir gerade in der Nähe waren und nach Lopapeysa-Shopping in Hella (da entstand das zweite Pferdefoto) nicht so recht wussten, was wir mit dem späten Nachmittag noch anfangen sollten. Dann waren wir aber sehr positiv überrascht, wie schön die Landschaft dort ist und wie informativ der Hof.
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Keldur wird seit dem 17. Jahrhundert bewirtschaftet. Da es auf Island seit den Zeiten der Wikinger (Holzschiffe, Holzhäuser, Feuerholz) einen eklatanten Mangel an Bäumen gibt, mussten sich die Menschen beim Bau ihrer Häuser anderweitig behelfen. Einige Bauern hatten Konzessionen, um Treibholz von Stränden und Flussbetten einzusammeln und natürlich wurden alte Boote etc. direkt weiterverwendet. Geheizt wurde mit Dung und beleuchtet mit Seehundtran. Hier sieht man, dass die Mauern der Häuser so aus Stein angelegt wurden, dass gemeinsam mit einem Torfdach die Häuser im Prinzip eingewachsen waren. Die Fronten dieser Häuser hier (ein Vorratslager, eine Schmiede, eine Schlachterei und ein Werkzeugschuppen) wurden im 19. Jahrhundert mit Holz erneuert, denn damals entstand ein Handel mit Dänemark, der auch Holz nach Island brachte.
Das eigentliche Wohnhaus der Farm ist etwas größer, wurde später zweistöckig ausgebaut und wurde bis in die 1940er Jahre bewohnt - ziemlich beeindruckend, sich das auszumalen, wenn man dort drinsteht. Sehr dunkel, eng und um 1900 herum lebte dort der Farmer mit seiner Frau und seinen 24 Kindern (!). Immer zwei Menschen in einem Bett, sitzend. Nichts für Leute mit Angst vor engen Räumen. Hier gibt es Fotos von Innen: https://guidetoiceland.is/connect-with-locals/regina/keldur-turf-houses-in-south-iceland
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Hier sieht man zwei Steinhütten, die nach gleichem Prinzip in klein gebaut wurden: Sie dienen auch heute noch als Unterstand für Lämmer, damit diese besser durch fiese Wetterverhältnisse kommen.

Was bleibt zum Abschluss der Reise? Ein Bild des prominenten Eyjafjallajökull, der im Jahr 2010 zuletzt Schlagzeilen machte, als er den Flugverkehr über den Atlantik und in Europa lahmlegte:
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Und ein Abschiedsbild von eurer Reisegarnele vor heimeligem Interieur:
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Ich hoffe, euch hat mein Bericht gefallen. Wenn ihr noch was wissen mögt oder so, könnt ihr euch vertrauensvoll an Mortifera wenden. Ich bin ja schon weitergezogen. Und außerdem habe ich den Eindruck, dass Mortifera noch eine ganze Weile lang sehr, sehr gern über Island sprechen wird. ;)

Alles Gute und viele Grüße
Euer Gonzales
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Mortifera.

Ein wirklich toller Reisebericht mit schönen Bildern und sehr gut betextet.
Ich hab hier gerne reingeschaut.Danke :kiss:
 
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