Goldene Herbsteszeit ...
Hallo zusammen,
Claudia bzw. ich hatten es schon einmal hier geschrieben ... ich habe den Text jetzt etwas geschliffen ...
An dieser Stelle eine kurze, wissenschaftlich nicht vollständige, vereinfachte Darstellung zu Vorgängen im Herbstlaub, welche aber für unsere aquaristischen Belange sachlich ausreichend sein sollte:
In Pflanzen werden insgesamt fünf verschiedene Hormongruppen produziert: Auxin, Cytokinin, Gibberellin, Ethylen und Abscisinsäure. Die ersten drei sind, grob gesagt für alles verantwortlich, was das Wachstum betrifft, Ethylen hingegen beeinflußt Reife- und Welkeprozesse.
Die Abscisinsäure übernimmt die Rolle der "Steuerung". Sie "beendet" das Wachstum und steuert dieses, ebenso initiiert sie die Herbstfärbung.
Um dem "Trockenstress" im Winter zu entgehen (andere Thematik) werfen viele Bäume ihr Laub im Herbst ab. Viele wichtige Inhaltsstoffe werden dabei jedoch nicht "verschwendet" (also durch Laubfall dem Kreislauf wieder zugeführt), sondern aus den Blättern ausgelagert. Viele stickstoffhaltige Verbindungen, die noch verwertet werden können, ziehen die Bäume zuvor aus den Blättern ab und lagern sie als Reserve im Wurzelbereich ein.
Geregelt werden diese Prozesse durch die Abscisinsäure (ABA). "Merkt" die Pflanze (Frost, sinkende Nachttemperaturen, nachlassende Verdunstung), dass keine ausreichende Wasserregulierung mehr stattfindet, bildet sie vermehrt ABA, überwiegend im Laub. Je mehr dieser Säure sich in einem Blatt befindet, desto weiter schließen sich die Spaltöffnungen, die der Pflanze das Atmen ermöglichen, die Verdunstung wird gestoppt.
Im nächsten Schritt wird das für die Pflanze wertvolle Chlorophyll, ebenso wie andere Inhaltsstoffe, ausgelagert - die Herbstfärbung beginnt. Für die Färbung verantwortliche Stoffe befanden sich schon das ganze Jahr über im Laub, wurden aber vom farbintensiveren Chlorophyll überlagert.
Vakuolen (Zellorganellen) in den Zellen speichern überwiegend Wasser, aber auch andere wichtige Substanzen.
Botaniker unterscheiden drei Färbungen: Rot-, Gelb- und Braunfärbung.
Platzen nun die Vakuolen, z.B. durch Veränderungen des osmotischen Druckes, können sie durch ihren meist sauren pH-Wert durch Änderungen in den molekularen Strukturen eine rötliche Verfärbung des Laubes bewirken. Verantwortlich für diesen Farbton sind die Anthocyane. Rotfärbung kann auch durch einen im Zellsaft gelösten, zuckerhaltigen Farbstoff hervorgerufen werden.
Gelbe Blätter enstehen nach Auslagerung des Chlorophylls durch Karotinoide und Xanthophylle.
Braunfärbung kann durch die Phäophytine, die durch Abspaltung von Magnesium aus den Chlorophyllmolekülen entstehen, hervorgerufen werden. Meist jedoch geht die Braunfärbung auf das dem Zelltod folgende Auftreten oxidierter Gerbstoffe zurück, die aus dem Aminosäurestoffwechsel der Blattzellen zurückbleiben. Häufig ist dies bei Eichen und Buchen zu finden.
Nach dem Ende der Einlagerung steuert ABA die Bildung eines Trenngewebes zwischen Ast und Blattstiel, die Blattnarbe wird abgeriegelt und das Laub abgeworfen.
Was bedeutet das nun für uns Aquarianer?
Der "Nährwert" des natürlich gebildeten Herbstlaubes ist wesentlich geringer als der von frischem oder frisch getrocknetem, grünen Laub. Andererseits verrottet das Herbstlaub langsamer und kann auf Grund der "Nährstoffarmut" unser Wasser nicht so stark belasten.
Nicht zu verachten ist der hohe Anteil an Gerbstoffen, gerade unseres heimischen Buchen- und Eichenlaubes, zur Verbesserung der Wasserqualität (leicht säuernd und antibakteriell) unserer Aquarien. Gleichwohl dient es auch als "Magerkost" bzw. Siedlungsfläche für Mikroorganismen.
Fazit:
Trockenlaub zur Verbesserung der Wasserqualität sollte auf Grund der natürlichen Auslagerung definitiv im Herbst aufgesammelt und eingelagert werden.
Laub zur Fütterung sollte in der Wachstumsphase der Pflanze gesammelt werden, um eine hohe Konzentration von Nährstoffen zu gewährleisten, egal ob es direkt verfüttert, schockgefrostet, tiefgefroren, gefriergetrocknet oder einfach nur getrocknet wird.
Der richtige Zeitpunkt ist je nach Pflanze unterschiedlich, meist im späten Frühjahr oder im Frühsommer. Zu Bedenken ist jedoch, dass Blüten-, Frucht- oder Samenbildung die Nährstoffeinlagerung in den Blättern vermindern kann - für viele Kräuter finden sich entsprechende Angaben in weiterführender Literatur.
Nun, ich hoffe, diese verkürzte Darstellung war der Sache dienlich ...
Viel Erfolg.