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Düngerdosierung - Ein Buch mit sieben Siegeln

Thyra

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Hallo liebe Mitforianer,

nachdem ich mich jetzt gefühlt wochenlang durchs Forum (wie auch durch die diesbezüglichen FlowgrowForen/-themen) gelesen habe und mir von der Vielzahl der unterschiedlichsten Düngekonzepten und -empfehlungen inzwischen der Kopf schwirrt, wende ich mich mit meinem Problem einfach mal direkt an alle, die im Gegensatz zu mir wissen, wie man sich ein optimales Düngekonzept auf ein Becken zuschneidet - also wahrscheinlich an fast jeden hier. :)

_______________________________​

Zum Problem

trotz Düngerzugabe nach Herstellerangaben und der Flowgrow Nährstoffberechnung keine messbaren Werte von Phosphat und Nitrat und nur minimal erhöhte Eisenwerte, dafür aber deutliche Mangelerscheinungen an den Blättern der Bucephalandren (werden gelb, löchrig und lösen sich später regelrecht auf), Fadenalgen (lange Fäden und dichte Knäuel), keine sichtbare Assimilation der Pflanzen

An dieser Stelle sollte ich vlt erwähnen, dass dies das erste Becken ist, dass ich ohne den umstrittenen DeponitMix betreibe und ich bisher noch nie derartige Probleme mit den Nährstoffangleich bzw. den Wasserwerten in einem Becken erlebt habe, von Algenplagen und Mangelerscheinungen an den Pflanzen ganz zu schweigen.

Zum Becken

40x40x30cm (BxHxT) von GG, Floatglas mit Abdeckung, läuft seit Mai 2015
48l Bruttoinhalt

cimg4212.jpg

Aktuelles Foto vom 01.November 2015 nach WW und Entfernung aller sichtbaren Algen

- Heizung:

Dennerle ThermoTronic Bodenfluter 5Watt über Zeitschaltuhr in Intervallen geregelt, Temperaturen tagsüber 22-23°C, nachts 20°C

- Beleuchtung:

Daytime Eco 40.3 mit 17 Watt/2040Lumen - gesteuert über Zeitschaltuhr von 7.00 Uhr bis 11.00 Uhr und 16.00 Uhr bis 22.00 Uhr

- Filter:

JBL CristalProfi m Greenline Mattenfilter, inzwischen modifizert mit Aquael Düsenstrahlrohr / 45ppi Filtermatte und GT essentials - Mineral Balls mini hinter der Filtermatte
Seit ein paar Wochen läuft zudem zusätzlich ein Aquael Sterilisator Mini UV mit (dessen Wirkung sicher umstritten ist, allerdings ist seit dem Einsatz dieses Sterilisators nicht nur das Wasser kristallklar, auch die Garnelen in dem Becken sind deutlich agiler unterwegs)

- Sonstiges:

Söchting Oxydator Mini mit 2 Katalysatoren und 6%iger Oxydatorlösung

- Bodengrund:

Dennerle Quarzkies 1-2 mm von durchschnittlich 3-4 cm Schichthöhe

- Pflanzen, Wurzeln, Steine im Becken:

Moorkienwurzeln, Lavastein, Schiefer
Moose, Farne und Bucephalandren, Froschbiss, ein paar Stengel Ludwigia SuperRed

- Besatz:

Benibachi PBL - ca. 20-30 adulte Tiere und Jungtiere unterschiedlichsten Alters, Geweihschnecken, TDS, Blasen- und Posthornschnecken, die übliche Begleitfauna in Form von Teichschlangen, Hüpferlingen und Muschelkrebsen

- Futter:

Laubblätter, Seemandelbaumblätter, Erlenzapfen in den unterschiedlichsten Zersetzungsstadien
· morgens 4x/Woche eine kleine Menge GG BacterAE Micro Powder, 2x/Woche GG Betaglucan+Immunglobulin
· abends 4x/Wochel 1 Prise (Spitze eines Schaschlikstäbchens) Ebi Dama, Shrimp Dinner, SK Complete, alles gemahlen
· 1x/Woche ein grünes Walnussbaum-/Maulbeerbaumblatt getrocknet oder Brennnesselblätter
· gelegentlich Spirulinasteine für die Schnecken, SnwoFlakes oder Loops
· 2x/Woche gibt es kein zusätzliches Futter zum GG Produkt Bacter AE

Zur Düngung

CO2 über JBL ProFlora Bio80 Co2 mit UP Aqua Atomizer CO2-Diffusor, eigene Zucker/Tortenguss/Hefe-Mischung, HangOnDropChecker mit AR Dauertestlösung 20mg/l - im hellgrünen/grünen Bereich

AquaRebell Dünger

In den ersten Monaten mit NPK und EV n. Herstellerangaben und Nährstoffberechnung, inzwischen habe ich den NPK Dünger gegen Einzelkomponenten ausgetauscht, da der Kaliumwert in die Höhe geschossen ist, die Nitrat-, Eisen- und Phosphatwerte dagegen immer im untersten Messbereich lagen.

Düngung jetzt mit:
· Makro Basic Phosphat n. Herstellerangaben
· Makro Spezial Nitrat n. Herstellerangaben
· EisenVolldünger n. Herstellerangaben

Auf meiner nächsten Bestellliste stehen zudem noch:
· Makro Spezial Kalium
· Mikro Spezial Flowgrow
· Mikro Spezial Eisen

Zum Wasser

Vollentsalztes Leitungswasser, aufbereitet mit Bee-Shrimp Mineral GH+ auf Leitwert von 200ms, beim Wasserwechsel Zusatz von Shirakura White Mineral Powder und Salty Shrimp Black Water Powder, 4x/Woche Zugabe von GG Bacter AE Micro Powder

Wasserwechsel:

Wöchentlich ca. 50%, alle sechs Wochen ca. 90%

Wasserwerte:

mit JBL Reagenzien für Süßwasser getestet
PH: 6 - 6,5
GH: 6
KH: 1
NO2: 0
NO3: 0
Kalium: 7
PO4: 0
NH4: 0
Cu: 0
Fe: 0,01
Magnesium: liegt noch nicht vor, da die Testreagenzien gerade erst bestellt wurden
Leitfähigkeit: zwischen 250 und 300 ms

 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,


also wenn ich dass so lese assoziiere ich irgendwie einen Chemiebaukasten mit deinem Aquarium. Ehrlich gesagt verwendest du so viele Mittelchen parallel zueinander, dass man gar nicht wirklich sagen kann, was da mit wem vielleicht in Wechselwirkung tritt.

Zunächst ist deine Düngung in keinster Weise ausgewogen, das hat auch nichts mit den Einzelkomponenten zu tun. Als Erstes fällt z.B. auf dass du keine klare Zielvorgabe für die Nährstoffwerte ansetzt. Du kippst den Dünger einfach nur ins Becken, wie es auf der Flasche steht. Das hat aber mit dem wahren Nährstoffbedarf des Becken nicht wirklich was zu tun, oder eben nur wenn man Glück hat.

Sinnvolle Nährstoffwerte für den Anfang wären z.B.

10-12mg/L NO3
0,2-04 mg/L PO4
8-10 mg/L K

das alles bei 20-30mg/L CO2.

Jetzt beginnt allerdings der Spaß an der Sache:

AR NPK Basic hat folgendes Mischungsverhältnis
1mg NO3 zu 0,1mg PO4 zu 1,3mg K

Wie man leicht überschlagen kann, bekommt man obige Zielvorgabe mit diesem Dünger nie im Leben hin, weswegen es nicht wundert, dass deine Düngerwerte im Leben nicht hinkommen.
Jetzt könnte man zwar sagen, dass ja ordentlich kräftig beleuchtet ist und AR NPK ja 2mL/Tag bei starker Beleuchtung zugedüngt werden soll, aber das ist eigentlich unsinnig, da in deinem Becken keine wirkliche Masse an schnellwachsenden und damit nährstoffziehenden Pflanzen zu finden sind.

Die Moos und Bucephalandras wachsen unter 42,5 Lumen/Liter zwar bestimmt sehr gut, aber sie gehören immer noch zu den langsamer wachsenen Pflanzen, die auch mit weniger Nährstoffen auskommen.
Es ist also kein Wunder, dass sich Düngekomponenten anreichern, weils an hungrigen Abnehmern fehlt.

Aber wie dem auch sei: Das Liebig´sche Minimumgesetz lässt sich nicht aushebeln und alle Nährstoffe müssen im richtigen Verhältnis zueinander vorhanden sein, sonst funktioniert es eben nicht.

Da hilft es auch nichts, dass du noch andere Hochwerteinzeldünger kaufen willst. Die werden dein Problem nicht lösen.

Wenn man mit den vorhandenen Düngern etwas erreichen will, muss man sie sinnvoll kombinieren:

Dazu schätze ich die Nettowassermenge mal auf 40L.

Wenn ich die Makro-Grunddüngung mit dem AR Makro Basic NPK machen will, orientiere ich mich am Phosphat und dosiere den NPK zu, bis ich meinen Wunsch-PO4 Wert erreiche. Geht man von 0,2 mg/L PO4 aus, so benötigt man 3,2 mL.

Die Werte sehen jetzt so aus:
NO3: 2mg/L
PO4: 0,2mg/L
K: 2,6mg/L

Um auf 10mg/L NO3 zu kommen fehlen jetzt noch 8mg/L, die wir zudüngen müssen. Hier beginnt dann die nächste Herausforderung, denn der AR Makro-Spezial N generiert einen Teil seines Nitrats aus Harnstoff. Um das hinzubekommen müsste man etwa 6,4 mL Spezial N zugeben. Das würde aber bedeuten, dass man auch 0,8mg/L Harnstoff zugibt, was definitiv zuviel ist. Der Trick mit dem Harnstoff ist, dass dieser zu Ammonium und dann weiter über Nitrit zu Nitrat abgebaut wird. Absicht ist es hierbei den Pflanzen alle Abbaustufen gleichzeitig anzubieten, je nachdem, welche Abbaustufe eine Pflanze bevorzugt.
Und hier wirds dann sportlich, denn Algen können das natürlich auch und Ammonium geht da besonders gut. Deswegen treten Algen ja auch so gern während der Einfahrzeit auf, weil sie begünstigt werden, wenn die höheren Pflanzen noch nicht angewachsen sind und die Filterung das Ammonium oder Nitrit noch nicht schnell genug abbaut.
Neben einer normalen Grunddüngung stellt Harnstoff daher eher ein Zusatzfutter für Pflanzen als eine Hauptmahlzeit für die Pflanzen dar.
Also muss ein anderer Nitratliferant an den Start. Hierzu macht ein mineralischer Nitratdünger wir z.B. AR Makrobasic Nitrat. Der hat ein Verhältnis von 1mg NO3 zu 0,63 mg K.

Gibt man zu unseren 40 L 4,8mL Makrobasic Nitrat ändern sich die Werte auf:

NO3: 8mg/L
PO4: 0,2mg/L (unverändert)
K: 6,4mg/L

Die letzten 2mg Nitrat kann man jetzt mit dem AR Spezial N einstellen. Dieser Dünger hat ein Verhältnis von 1mg NO3 zu 0,2mg K.

Also noch 1,6mL vom Spezial N dazu und wir stehen hier:

NO3: 10mg/L
PO4: 0,2mg/L (unverändert)
K: 6,8mg/L

Darin sind 0,2mg/L Harnstoff enthalten. Das ist genug um Ammonium bevorzugenden Pflanzen zu fördern, aber wenig genug, dass der Filter Überschüsse schnelle zu Nitrat abbaut und Algen nicht zu sehr zugefüttert werden.

Fehlt nur noch ein wenig Eisen:
Zielvorgabe für den Eisenwert sind 0,1mg/L. Um das zu erreichen kommen nochmal 4mL AR Eisenvolldünger ins Becken. Der Dünger hat noch ein wenig Kalium im Schlepptau, weshalb die Werte ganz am Schluss so aussehen:

NO3: 10mg/L (unverändert)
PO4: 0,2 mg/L (unverändert)
K: 7,8mg/L
Fe: 0,1mg/L

Mit dieser Grunddüngung kann man schauen, was passiert. Eine Garantie ist das natürlich auch nicht. So bringt das Bienensalz auch nochmal ein paar Mineralstoffe mit und auch das Blackwater Powder. Was die komischen Mineralbällchen im Filter dafür unkontrolliert absorbieren weiss leider kein Mensch. Ich persönlich halte die Teile für nutzloses Zeug: Sie sind nicht porös genug um Besiedlungsfläche für Filterbakterien zu bieten, eine Mineralienabgabe an das Wasser bedeutet eine, wenn auch geringe, Aufhärtung (wobei noch nicht geklärt ist, ob Garnelen überhaupt Mineralien direkt aus dem Wasser aufnehmen können), und wenn sie Schadstoffe aus dem Wasser absorbieren können, dann können sie das mit Düngerkomponenten evtl. auch.
Von Soils z.B. ist ja bekannt, dass sie in der Anfangszeit massiv PO4 und K aus dem Wasser ziehen und so das Düngegleichgewicht ziemlich stören können.

Ich würde das Becken mit einem großen Wasserwechsel mal Nährstoff-mässig resetten und dann mit der vorgeschlagenen Grunddüngung neu starten. Hierbei würde ich dann auch jeden 2. Tag nachmessen, um einmal den Verbrauch im Laufe einer Woche zu sehen und fehlende Einzelkomponenten ggf. nachzudüngen.


So, jetzt hab ich keine Lust mehr zu schreiben und gehe mal an meinem Kopfkissen horchen.

VG vom Himalaya
Yeti
 
Hallo Yeti,

erst einmal danke dass du dir für die sehr ausführliche Antwort zu so später Stunde Zeit genommen hast. :thumbup: Ich hoffe, du konntest trotzdem gut schlafen. :)

Mit deiner Aussage hast du jedenfalls den Kern meines Problems mit wenigen Worten perfekt umschrieben, die unkontrollierte Zugabe von Dünger ohne Zielvorgabe. Ich habe mich wirklich einfach an den Angaben von Hersteller und dem FlowgrowNährstoffrechner orientiert, ohne zu wissen, wie ich dahin komme, wo ich eigentlich hin will - gut wachsende Pflanzen und Eindämmung der Algenplage. Dass mein Weg der falsche ist, beweisen zweifelsfrei die Probleme, die seit einiger Zeit aufgetreten sind und aus diesem Grund habe ich mich jetzt aus der Menge der anonymen Mitleser hervorgetraut, obwohl mir durchaus bewusst ist, dass hier meine 'Fehler' hinsichtlich der Düngung in einem öffentlichen Rahmen präsentiert werden. Aber da man auch aus Fehlern lernen kann und sollte, lasse ich mich gern belehren und bin dankbar für jeden Tipp, Ratschlag oder Hinweis. :)

Über Sinn und Unsinn der verschiedenen Mittelchen die ich nutze, lässt sich sicher vortrefflich kontrovers diskutieren, die einen schwören darauf, andere verdammen sie - ich probiere sie einfach aus, um mir ein eigenes Bild zu machen und bisher konnte ich noch keine negativen Auswirkungen beobachten. Im Gegenteil, anfängliche Häutungsprobleme, die ich beobachten konnte, sind seither nicht mehr aufgetreten. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema und weicht von der Grundthematik meines Anliegens ab.

Ich werde auf jeden Fall ausprobieren, ob es mit deinem vorgeschlagenen Weg besser funktioniert, werde mir zusätzlich zu den schon vorhandenen Düngern, noch den AR Basic Nitrat besorgen, führe einen 90% WW durch und starte noch einmal von vorn.
 
Hallo zusammen,

@TheYeti super Beitrag. Vielen Dank dafür.

Eine Frage hätte ich auch noch: Du düngst bei einem WW die Werte wie oben beschrieben. Aber düngst du dann auch noch täglich? Oder nur, wenn eine Messung ergibt, das von einem Nährstoff zu wenig im Wasser ist?

Danke und viele Grüße
Dominik
 
Hallo,

AR Basic Nitrat besorgen, führe einen 90% WW durch und starte noch einmal von vorn.

Dünge Nitrat optimlaerweise auf mindestens 10mg/l auf.
PO4 darfst du mal eine gewisse Zeit auf 1,0mg aufdüngen, da die Pflanzen erst einmal ihre Depots füllen müssen.
Später peilt man so 0,4-0,6mg/l an.
Deine Mangelerscheinungen und Algenprobleme sind eindeutig auf zu geringe Nitrat-Werte zurück zu führen.

Wie du täglich vorgehen kannst ohne ständig Werte zu messen steht auf meiner Homepage. Den Link schicke ich Dir nun mal per PN.
Für Rückfragen stehe ich Dir gerne auch per PN zur Verfügung :)
 
Hallo Philipp,
shrimpfarmffm meinte:
Deine Mangelerscheinungen und Algenprobleme sind eindeutig auf zu geringe Nitrat-Werte zurück zu führen.

Aber das wird Dank eurer Hilfe und Vorschläge hoffentlich bald der Vergangenheit angehören. :)

Ich muss gestehen, dass mir, nur als Beispiel, das mit dem Harnstoffabbau über die drei Stickstoffkomponenten Ammonium und Nitrit zu Nitrat, bislang überhaupt nicht bewusst gewesen ist. Chemie war noch nie ein Fach in dem ich besonders geglänzt habe, nicht wegen dem Verständnis, sondern einfach, weil es mich nie sonderlich interessiert hat - gerade beim Thema Düngung wäre mehr Wissen sicherlich hilfreich gewesen, :o aber so würde es jetzt wohl heißen 'Verständnis der chemischen Abläufe: sechs - setzen'. ;) Also wieder etwas dazugelernt zu dem, in meinen Augen zum Teil sehr komplexen, Thema Düngung. :thumbup:

Auf jeden Fall auch dir ein großes Danke.
 
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