Hi Enrico,
Deine Beiträge über Jod fand ich sinnvoll und die habe ich mit Interesse gelesen. Deine Gedanken dazu konnte ich nachvollziehen zumindest theoretisch. In meiner aquaristischen Praxis hat sich Jod dann weniger bewährt. Das reicht allerdings nicht aus, um Deine gute Pionierarbeit zum Thema "Jod bei Zwerggarnelen" zu schmälern. Ich schätze Dich, weil Du neue Wege ausprobierst, die nicht dem Standard entsprechen.
Allerdings kann ich Deine Temperaturversuchen bei den C. dennerli auch nicht ganz verstehen. Mir erscheint das alles etwas drastisch und auf mich wirkt es so, als wenn Du Dich auf die Sache oder die 26 Grad zu sehr versteifst. Obwohl ich sagen muss, dass das Thema durch Deine und Haralds Sturheit erst so richtig interessant wird ;-)
Folgende Kommentare und Anmerkungen von meiner Seite:
1. Welche Gendrift soll bei einer Population von 30 Individuen, wenigen Generationen und einer geringen Reproduktionsrate wirken? Wenn Du nur die Anzahl auf 10000 oder 100000 hochschrauben könntest, würde ich den Gedanken nachvollziehen können. Eine "genetische Anpassung" an niedrige Temperaturen wirst Du ansonsten eher nicht erreichen.
2. Warum passt Du Deine garnelen nicht langsam (evt. über mehrere Monate oder Jahre) an höhere oder tiefere Temperaturen an? Ich denke, dass dieser Weg eher zum Erfolg führt als eine "Hauruck-Methode" mit entweder 26 oder 30 Grad. Evt.findest Du dadurch auch die kritische untere Grenze heraus.
3. Eine Begrenzung der Anzahl an Individuen durch den Faktor Temperatur, halte ich für ein Konstrukt. Gibt es dafür Beispiele aus der Natur? Da wird sich doch bei entsprechenden Arten in Abhängigkeit der Temperatur entweder vermehrt oder es herrscht Lethargie. Eine Population reguliert sich doch eher durch die eigene Dichte oder die Beute (Nahrung), oder? Bei meinen C. dennerli liegt die kritische Anzahl in einem 60l Becken bei geschätzten 300 Individuen. Faktor ist hier wohl die Nahrung. Da brauche ich auch keine Tiere abgeben, weil es zu dicht wird.
4. Woher weisst Du, dass sich die Garnelen bei 26 Grad nicht genauso vermehrt hätten? Hast Du eine Kontrolle mitlaufen lassen? Sind Wiederholungen vorhanden? Ich möchte mit diesen Fragen nicht provozieren, bin jedoch auch Haralds Meinung, dass Dein Versuch nichts mit Wissenschaft zu tun hat. Ich bin mir unsicher, ob Du diesen Anspruch überhaupt verfolgst. Das ist evt. im Verlauf des Themas falsch rübergekommen. Meine Meinung dazu ist, dass man sich hier mehr oder weniger engagiert oder emotionell über ein Hobby oder eine Leidenschaft austauschen kann. Diejenigen, die Wissenschaft betreiben nutzen in erster Linie andere Diskussionsplattformen.
MfG
Micha