... Wieso viel? In der Natur liegen auch massenweise Laub und Zapfen in kleineren Gewaessern, denke da gibt es kein "zu viel" ...
Moin Arek,
die Frage ist (und wird bleiben): Wieviel ist zuviel? Und, was ist ein "kleineres Gewässer"? Betrachten wir hier ein kleineres Fließgewässer mit Quellursprung, einen größeren Fluß als Sammler, ein Stillgewässer mit geringem Austausch, richtiges "Schwarzwasser" oder was ... und was ist davon für uns von Belang?
Und was spielt innerhalb der Sammelbezeichnung der Gelösten Organischen Kohlenstoffe eine Rolle? Wenn ja, welche?
Fakt ist, dass Huminstoffe (Fulvosäuren, Huminsäuren und Humine) eine Reihe positiver Eigenschaften auf den Organismus haben (die Wasserchemie jetzt mal außen vor):
Bei Fischen nachgewiesen wurde häufig eine Aktivierung der Leukozyten und Granulozyten und anderer, intrazellulärer Abwehrmechanismen.
Ebenso unstrittig ist die adstringierende Wirkung bei Hautgewebe und Membranen (Härtung/"Gerbung") bzw. Neubildung durch Ausfällung von Proteinen. Damit einhergehend sind entzündungshemmende, blutstillende und entwässernde Effekte zu beobachten.
Das meiste davon ist halt überwiegend für Fische untersucht worden ...
Auch wenn es immer noch als "durch die Aquaristik geisternd" bezeichnet wird, so ist aber zumindest auch eine Reihe gegenteiliger Effekte vermerkt worden:
Da die ständige Aktivierung des Immunsystems auch einen gewissen physiologischen Stress bedeutet, kann das Überschreiten einer gewissen, artspezifischen Schwelle auch mit Stressabwehrreaktionen einhergehen. Bleibt diese Stressabwehr unter einer gewissen Schwelle (milder chemischer Stress), ist sie positiv und führt zu den oben aufgezählten Stärkungen der Kondition von Fischen. Werden Huminstoffe überdosiert, so nimmt die Belastung des Organismus schlicht überhand.
Fruchtschädigende (teratogene Effekte) können nicht ausgeschlossen werden.
Ebenso ist mit einem gewissen östrogenen Potential bei höheren Konzentrationen zu rechnen (Steinberg, 2010). Belegt ist dies zumindest für den Schwertträger
Xiphophorus hellerii (Steinberg/Menzel, 2009) - bzw. dosis-abhängige Verschiebung des Geschlechterverhältnisses (Höss et al., 2001) - sowie für xenoöstrogen
wirkende Effekte auf Larvalstadien des Krallenfroschs
Xenopus laevis (Lutz et al., 2005). Hierbei wirken Huminstoffe (im Labor z.B. HS 1500) als endokrine Disruptoren. In diesen Versuchen fand bei allen Huminstoffexpositionen eine Verminderung des Anteils an Männchen zugunsten von Weibchen, Hybriden oder geschlechtlich nicht differenzierten Individuen statt.
Für unseren Bereich sind m.W. nach mal wieder keine belastbaren Untersuchungen vorhanden, also heißt es für mich weiterhin (auch mangels probater Kontrollmöglichkeiten für den Laien):
So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Da ich für unsere Zwerggarnelenarten keine Notwendigkeit für ausgesprochenens "Schwarzwasser" erkenne, belasse ich es bei dem üblichen, milden Einsatz, der sich bewährt hat.
Dies bezieht sich jetzt keineswegs auf irgendeine Färbung Deines Wassers, sondern nur auf Deine o.A. Aussage.
HEIDRICH, S. (2005): Prophylaktischer und therapeutischer Einsatz von Braunkohle-Huminstoffen in der Nutz- und Zierfischzucht - Inaugural-Dissertation an der Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig.
LUTZ, I., ZHANG, J., OPITZ, R., KLOAS,W., XU, Y., MENZEL, R., STEINBERG, C.E.W. (2005): Environmental signals: Synthetic humic substances act as xeno-estrogen and affect the thyroid system of Xenopus laevis. Chemosphere 61.
MEEMS, N., STEINBERG, C.E.W., WIEGAND C. (2004): Direct and interacting toxicological effects on the waterflea (Daphnia magna) by natural organic matter, synthetic humic substances and cypermethrin. Science of Total Environment 319.
... Gerbstoffe faerben doch das Wasser braun? ...
Die Braunfärbung kann ebenso auch durch den Um- und Abbau von Ligninen enstehen ...