Hi,
bei einem Wert von 0,8 mg/l Chlor sollte eigentlich nicht mehr viel im AQ leben, ich nehme an, es sind 0,08 mg/l gemeint? Wobei auch das zu viel Chlor wäre und sich entsprechend bei den Tieren bemerkbar machen. Daher bleibt dieses Auftreten besonders mysteriös. Wie du schon sagst, Chlor sollte ja ausgasen, nicht mehr werden.
Die Reagenzien bei den Wassertests sind normal mit einem MHD versehen, sie bleiben nicht ewig stabil und ein fragliches oder zumindest unerklärliches Ergebnis lässt mich daher u.a. an einen möglicherweise überlagerten, zu alten Test denken. Aber dem gegenüber steht ja das ebenfalls erhöht Ergebnis bei JBL.
Ich habe selbst nie Chlor gemessen und bin da einerseits der Nase nach gegangen, bzw habe andererseits Wasser auch mal zum Entgasen abstehen lassen. Daher habe ich mich bisher auch nicht mit den Reagenzien befasst, die bei den Herstellern zum Nachweis von Chlor verwendet werden. Dementsprechend kann ich aktuell nur mehr ins Blaue raten, was wohl wenig hilfreich ist.
Wenn sich keine Anzeichen einer Vergiftung zeigen, man das Chlor nicht riechen kann, würde ich davon ausgehen, dass es nicht da ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die Testflüssigkeit auch mit anderen Stoffen reagieren kann und darum ein falsch-positives Ergebnis liefert. Um diese Möglichkeit zu ent- oder bekräften, müsste man sich schlau machen, welche Reaktion für den Chlornachweiß verwendet wird, und ob mit den Reagenzien/Indikator auch andere Stoffe reagieren könnte.
Das müssten dann wiederum aber welche sein, die normal nicht im Aquarium zu erwarten wären, denn sonst würde es ja ständig falsch-positive Ergebnisse hageln... Vielleicht ist ja noch ein Chemiker aktiv im Forum? Schule und Uni sind bei mir schon eine ganze Ecke her. Wäre wohl effektiver, wenn jemand 'vom Fach' etwas dazu sagen könnte, als selbst zu recherchieren.
Das wiederum würde ich jedenfalls zum Anlass nehmen, trotzdem wie bei einer Vergiftung vorzugehen und mit höherer Frequenz Wasser zu wechseln und ggf. Filterung mit Aktivkohle. Zuviel Wasseraufbereiter würde ich nicht verwenden, denn auch diese meist auf Komplexbildnern wie EDTA beruhenden Mittelchen sind zu einem gewissen Grad selbst nicht ganz unschädlich. Und offenbar tritt das Problem ja trotz Einsatz auf.
Auch ohne genaue Erklärung, ob Chlor, ein anderer Stoff oder sonst etwas für die Messergebnisse verantwortlich ist, kann man versuchen, die Ursache ausfindig zu machen. Das Becken steht allerdings leider erst seit 3 Monaten in seinem aktuellen Setting, das macht es schwieriger. Normal hätte ich mir jetzt angeschaut, was denn kürzlich neu ins Becken gekommen sein könnte, Steine, Wurzeln, Technik, etc, aber es ist ja das meiste neu.
Mit ADA-Produkten hab ich keine Erfahrung und mich auch nie näher damit befasst, wenn, dann hab ich nur in Videos bei Scapern und Contests gesehen, dass da die unterschiedlichsten Produkte für den Boden zum Einsatz kamen. Das war aber nicht Inhalt meines Interesses bei den Videos, entsprechend wenig habe ich das beachtet. Aber wenn ich das nicht ganz falsch mitbekommen habe, kommen da sowohl mineralische, als auch organische Komponenten zum Einsatz. Auch wenn die Produkte weltweit genutzt werden, würde ich in Ermangelung anderer Indizien hier mit der Nachforschung anfangen. ADA gibt ja sicher an, was sich in den jeweiligen Komponenten befindet, da könntest du mal einen näheren Blick drauf werfen. Falls das Problem mit dem Boden zu tun hat, könntest du auch mal schauen, ob bei leichtem Rumstochern möglicher Weise Gase, oder auffällige Gerüche aufsteigen, sowie danach eine Probe aus Bodennähe entnehmen, auf Chlor testen und mit einer direkt vor der Aktion entnommenen Probe vergleichen. Wäre der zweite Wert höher als der erste, könntest du das Problem zumindest auf den Boden eingrenzen. Falls es keinen Unterschied macht, wäre dieser aber wahrscheinlich als Ursache erst mal aus dem Rennen.
Für den nicht soo wahrscheinlichen Fall, dass das Problem im Boden liegt, sollte dieser aber nicht zu stark aufgewirbelt werden. Wenn es sich um Chlor handelt, wissen wir um die Giftigkeit, wenn es sich um eine andere Substanz handelt, können wir diese aber nicht einschätzen, bei unerkannten Reaktionen im Bodengrund würde ich aber von einer potenziellen Schadwirkung ausgehen und in dem Fall will man ja nicht unbedingt viel in die Wassersäule bekommen.
Adsorptive Filtermedien wären ein weiterer Angriffspunkt. Die Möglichkeit, andere Stoffe zu adsorbieren, ist ja endlich. Bspw. bei den unterschiedlichen Zeolithen gibt es aber gewisse 'Präferenzen', welche Kationen da jeweils eingelagert werden, auch etwaige Überschüsse an anderen Kationen in der Lösung können dazu führen, dass ein Austausch statt findet. In einem meiner alten Bücher sind dazu auch zu den verschiedenen Zeolithen Ionenreihen angegeben. Wie das wiederum bei Aktivekohle ist, kann ich nicht sagen, da ich mich damit nicht näher beschäftigt hatte. Jedenfalls bleibt beim dauerhaften Einsatz adsorptiver Filtermedien immer das RIsiko, dass aufgenomme (Schad)Stoffe auch wieder abgegeben werden. Sind solche im Medien im Einsatz, kann es, wenn man eh ansonsten ratlos ist, einen Versuch wert sein, diese zu entfernen und mit Messungen im Auge zu behalten, ob die ominösen Chlorwerte weiter oben obleiben, oder gegebenenfalls sinken.
Viel mehr helfen kann ich aktuell leider ansonsten auch nicht.