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pro und contra zu Wildfängen

Enrico Rudolph

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Hi@ll

mal ein extra Thema aus den Thema machen ;)

"Der Kauf von Wildfängen ist das beste Instrument des Artenschutzes , über das wir als Fischliebhaber zurzeit verfügen." Frank Schäfer

das Antwortete ein User in einer FB Gruppe zum Thema:
"In den Entwicklungsländern ist die Biotoperhaltung nur möglich, wenn die Menschen ein unmittelbares (finanzielles) Interesse daran haben. Wenn irgendeine Form der Ernte möglich ist, sehen die Menschen einen Grund, um Biotope, wie Flüsse, Korallenriffe und Wälder in ihrem natürlichen Zustand zu erhalten; sie verstehen, dass nur intakte Ökosysteme in der Lage sind, ihnen langfristig Fisch und andere Produkte zu liefern. [...] Der Fang von Aquarienfischen ist die einzige Einkommensquelle von Zehntausenden Familien in den Entwicklungsländern. Auf den Philippinen z. B. verstehen die Menschen, dass es in ihrem eigenen Interesse liegt, die Korallenriffe zu erhalten, also akzeptieren sie die Notwendigkeit einer kontrollierten und umweltfreundlichen Entnahme. Wird diese Einkommensquelle zerstört, haben die Menschen keinen Grund mehr, die Korallenriffe zu schützen, und sie werden zu viel zerstörerischen Nutzungsmöglichkeiten zurückkehren, wie dem Fischen mit Dynamit, das das gesamte Riff einfach vernichtet, oder dem Abtragen der Korallenriffe als Schotter für den Straßenbau."


ich halte mehre Wildfänge zB alle meine Flösselhechte
 
Moin,

hu...ganz schön komplexes Thema...der Pauschalaussage traue ich nicht ganz über den Weg, könnte mir z.B. eher vorstellen, daß die meisten Korallenriffe erhalten werden, um Touris die Möglichkeit zu bieten dort zu tauchen. Das dürfte eine wesentlich höhere Einnahmequelle sein als die Fische die für Aquarien dort rausgefangen werden. Ohne mir ein Bild vor Ort machen zu können würde ich so einer Aussage also nur bedingt trauen. Ich denke aber, daß die Kernaussage stimmt und man gewisse Dinge in diesen Biotopen einfach in Kauf nehmen muß, damit sie erhalten bleiben können.
Was nun die Wildfänge an sich angeht, mMn gehören sie nur in erfahrerene Hände, wenn dann Nachzuchten da sind und genug gesammelte und vor allem weitergegebene Erfahrung, dann steht der Weg für andere offen.
Meine Meinung, ohne Wertung, denn bei diesem Thema müssen so viele Für und Wider bedacht werden, daß man sich schon sehr gut auskennen muß, um das zu beurteilen.
 
Das Thema ist sehr komplex.

--Bereits die Wildfänge im Handel spalten sich auf in solche, wo Wildfange einfach billiger sind als NZ (Neuguinea-Cheraxe) und solche wo es keine NZ gibt.

--Dann gibt es Arten wie den Roten Neon wo jährlich in der Trockenzeit Millionen vertrocknen und es keine Rolle spielt ob man da vorher noch die Hälfte wegfängt oder nicht.

--Es gibt Arten wie den Zebrawels aus dem Rio Xingu, der mit Exportverbot belegt ist und dann Vorort durch ein Staudammprojekt vom Aussterben bedroht ist.

--bei den Goodeiden sind einige Arten in der Natur so stark gefährdet, das es bereits mehrere Arche-Projekte für diese Arten gibt.

--bei den fast ausgestorbenen, endemischen Barschen aus dem Victoriasee gibt es ein Archeprojekt

Interessanterweise gibt es keine einzige Art, die durch den Fang für die Privathaltung ausgerottet worden wäre.

könnte mir z.B. eher vorstellen, daß die meisten Korallenriffe erhalten werden, um Touris die Möglichkeit zu bieten dort zu tauchen.

Es kann schon sein das ein paar Vorzeige-Riffe für Edeltaucher erhalten werden, da wo die Masse einfällt bleibt leider kein Stein auf dem anderen. Schau Dir mal das Rote Meer heute an und vor 15 Jahren.
 
Wie schon gesagt, "ich könnte mir vorstellen", das heißt ja nicht, daß es so ist ;) Ich weiß nur, daß meine Eltern schon an mehreren Ecken der Welt tauchen/schnorcheln waren, abgesehen davon, daß das natürlich einen Haufen Geld kostet, war das immer organisiert, will heißen mit Führer, zumindest da konnte man nicht los wie man wollte, würde es aber dennoch nicht als Edel-Tauchen bezeichnen. In der Vergangenheit sah das sicher anders aus und in vielen Teilen der Welt mag das auch noch so sein, aber da kenne ich mich definitiv zu wenig aus.
Was die Wildfänge betrifft, würde ich mir wünschen, daß die Einheimischen, die die "Fangarbeit" erledigen einfach besser bezahlt würden (Fair trade-ähnlich), was auch dazu führen würde, daß die Fische hier im Handel deutlich teurer würden und somit einige "Fischsuppen-Halter" davon abgehalten würden sie "einfach mal eben so" in ihre Gesellschaftsbecken zu "schmeißen". Das gilt sicher nicht für alle, aber doch sicher für so einige...daß Wildfänge nämlich teils billiger sind als NZ finde ich ein Unding, wenn man dazu noch bedenkt welchen Weg die teilweise hinter sich haben.
 
Hi,

Interessanterweise gibt es keine einzige Art, die durch den Fang für die Privathaltung ausgerottet worden wäre.

Diese Aussage wird wohl leider keiner mit seinem eigenen Blut unterschreiben können.
Mag sein das keine Fälle bekannt sind.
Es wird hier leider nur über das gefangene Tier und nicht auf die Auswirkung auf das "Environment" eingegangen.
Beispiel: Die Veränderung der Population von Tier X kann zur Beeinträchtigungen von Tier Y führen.
*Spiess umdreh*
Gibt es auch Beispiele für Arten die ohne die Privathaltung in der Natur ausgestorben wären?


Wenn hier die Riffschutz durch die Aquaristik angesprochen wird, kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, das man Lebendgestein ohne negative Seiteneffekte gewinnen kann.
Es handelt es sich ja um abgestorbene, kalkhaltige Korallen. Und die wachsen nicht wie Javamoos einfach mal so nach.

Ich besitze selber Lebendgestein, das hier sollen keine Vorwürfe sein!
Nur sehe ich mein Hobby eben auch nicht als Natur/Tier/Arten/Pflanzen -Schutz in irgendeiner Form an.

Wenn ihr Artenschutz betreiben wollt, dann dürft ihr keine exotischen Tiere kaufen. Artenschutz kann nur vor Ort durchgeführt werden!

 
man sollte da vieleicht auch unterscheiden zwischen meerwasser und süßwasser.. zwischen garnelen und fischen.. zwischen asien, südamerika, etc...
was ich sagen will: es gibt keine pauschale antwort, da die umstände in jeder situation verschieden sind..

in fall a mag es helfen.. in fall b ist es vieleicht genau das gegenteil..


das gemeinsame stichwort ist wohl "nachhaltigkeit".. und diese ist eben von situation zu situation anders zu bewerkstelligen..
 
Der Vorschlag generell zwischen Süß-und Meerwasser zu unterscheiden finde ich ok.

Gibt es auch Beispiele für Arten die ohne die Privathaltung in der Natur ausgestorben wären?

Der Alpensteinbock, die letzten Exemplare waren im Besitz eines italienischen Fürsten. Der Wisent, die letzten Exemplare lebten ebenfalls auf dem Privatgelände eines polnischen Fürsten. :cool:

Wenn ihr Artenschutz betreiben wollt, dann dürft ihr keine exotischen Tiere kaufen. Artenschutz kann nur vor Ort durchgeführt werden!

Genau darum geht es eigentlich. Es ist die alte Frage ob der Fang von Wildtieren für die private Haltung den Bestand in der Natur gefährdet. Meine Antwort darauf ist ein klares "Nein". Die unkontrollierte Ausbreitung und Landnahme unserer eigenen Spezies rottet Arten aus, der Fang für private Haltung nicht. Genau genommen spielt auch dieser Unterschied keine Rolle, weil es immer darauf hinausläuft das die Menschen die Vielfalt der Arten in der Natur dezimieren.

Hätte man im 16. Jahrhundert schon die private Tierhaltung "zum eigenen Ergötzen an der Kreatur" gekannt, gäbe es heute vielleicht noch Dodos. :D
 
Hi,

Der Alpensteinbock, die letzten Exemplare waren im Besitz eines italienischen Fürsten. Der Wisent, die letzten Exemplare lebten ebenfalls auf dem Privatgelände eines polnischen Fürsten. :cool:

Hehe, netter Versuch...
Wenn er jetzt auch noch der Alpensteinbock frei in den Alpen leben würde... dann wäre es auch Artenschutz.
 
Hallo Leute,

Ich denke, in der Diskussion ist auch eine ganze Menge Heuchelei und Selbstbetrug versteckt.
Das werfe ich niemandem vor, denn so ist das Wesen Mensch nun mal. Man möchte sich einfach gut fühlen. Zu oft wird dann verallgemeinert, denn im Gesamtkontext kann (nach allgemeinem Verständnis) die Entnahme von Tieren aus ihrer natürlichen Umgebung nur schlecht sein.

Als Heuchelei bezeichne ich z.B. das Arterhaltungsargument in den meisten Fällen, wo es angebracht wird. Wie können sich Leute eine Arterhaltung auf die Fahnen schreiben, an der sie nicht aktiv mitwirken? Wer an einem Arche-Projekt mitwirkt, darf selbstverständlich von sich sagen, dass er Arterhaltung im Aquarium betreibt.
In den meisten Fällen ist das Argument einfach ein Scheinargument pro Wildfang. Arten rettet man nicht, indem man sie fängt und in Aquarien von Otto Normalo verkauft. Zum Arterhalt gehört etwas mehr. Oftmals sind gefährdete Tiere sehr speziell in den Ansprüchen und nicht leicht züchtbar.

Anderes Argument: Ich habe einen Bericht über den Fang von Otocinclus im Amazonasgebiet gesehen, da wurden in der Trockenzeit die Tiere zu tausenden aus relativ kleinen Tümpeln gefangen, die laut Aussage im Bericht regelmäßig austrocknen. Todgeweihte Tiere wurden dann in alle Welt exportiert und erfreuen Aquarianer mit hoffentlich langem Leben bei guter Gesundheit. Ist das schlimm? Auf die einzelne Tierart bezogen sicher nicht. Sie wird nicht aussterben, nur weil ohnehin sterbende Tiere jetzt in Aquarien weiterleben. Andererseits ist mir der Einfluss der Entnahme auf die restliche Fauna und Flora in diesem Gebiet nicht bekannt. Im Kreislauf des Lebens werden sicher andere Organismen von den gestorbenen Otos "ernähren". Greife ich schädlich in dieses Biotop ein, wenn ich massenhaft Tiere aus diesem Kreislauf entnehme? Ich habe schlicht und ergreifend keine Ahnung.

Aufgrund der Argumente, die ja immer wiederkehrend getauscht werden, habe ich mit eine Meinung und Haltung gebildet, die nur für mich Gültigkeit hat. Andere kommen zu anderen Meinungen und ich werde sie nicht verteufeln. Meinungen entwickeln sich aufgrund von "Wissen", "Erfahrung" und auch "Sozialisierung". (Extreme an beiden Rändern mal raus genommen, da es dabei meist um Status und Profilierung geht.)

Für mich persönlich ist der (momentane) Stand: Ich werde mir weder Renn- noch Geweihschnecken (als Algenvernichter) kaufen, da es Wildfänge sind, deren Fang ich nicht abschätzen kann und die Tiere für mich persönlich aquaristisch nicht reizvoll sind. Bei anderen Tieren gewichte ich meinen Egoismus höher und sage mir einfach, dass ich z.B. Otocinclus weiter (auch als Wildfang) kaufen und halten werde, da ich sie einfach sehr reizvoll finde und es keine (kaum) gezielte Nachzuchten gibt. Zufallszuchten von O. gibt es wohl auch in Aquarien, aber sehr selten.
Ziel ist irgendwann, dass ich mich auch mal an der Zucht versuche. Ja, auch ich beruhige mein Gewissen, indem ich solche Aussagen tätige und ggf. auch umsetze. Ich gestehe mir zu, ein Mensch zu sein mit allen Schwächen und Unvollkommenheiten.

Lange rede, kurzer Sinn: Keiner von uns besitzt die allumfassende Weisheit und/oder Wahrheit. Jeder sollte für sich abwägen, wo ihm im Einzelfall ein Wildfang wichtig/unwichtig ist. Und Diskussionen sollten immer auf Augenhöhe und unter gegenseitigem Respekt geführt werden, und sich immer auf den Einzelfall (eine Art) beziehen, da allgemein gültige Wahrheiten in diesem Bereich schlicht nicht existieren.

Wer bis hierher mitgelesen hat, bekommt einen Keks... :D
Viele Grüße aus Koblenz,
Kay
 
Hi,

Genau darum geht es eigentlich. Es ist die alte Frage ob der Fang von Wildtieren für die private Haltung den Bestand in der Natur gefährdet.

Das wäre meine Frage an dieser Stelle:
Schadet der Import exotischer Tiere fürs Hobby mehr als das er nützt?
Auswirkungen nur im Habitat zu suchen, ist doch nicht zielführend.
 
Hi Kay,

es wird wohl kein Fischreiher aussterben weil die Otocinclus, die er sonst frisst, für uns gefangen werden.

@ Kay, Du hast natürlich vollkommen Recht, wer an einem Archeprojekt teilnimmt darf sich nicht von Modeströmungen beeinflussen lassen. Tiere aus den von mir erwähnten Archeprojekten kriegt auch nicht jeder. Insofern hast Du recht mit dem Argument der Heuchelei, auf deutsch, "wenn ich was haben will verspreche ich alles".

Es ist eine mühseelige und verantwortungsvolle Aufgabe, Rassen oder Arten zu erhalten. Die Mehrheit der Durchnittsaquaristen wird sich dem wohl nicht stellen wollen. Da sind nämlich Becken ganz schnell mal auf 10 Jahre belegt.
 
Hi Jan,

Auswirkungen nur im Habitat zu suchen, ist doch nicht zielführend.
Wo denn sonst? Letztlich ist es doch das Ziel (in der Wildfangdebatte), unsere Aquaristik darauf auszurichten, dass der Bestand im Habitat nicht leidet und/oder Arterhaltung bei Tieren durchgeführt wird, deren natürliches Habitat zerstört wurde. (Letzteres in der Hand von Experten.)

Viele Grüße aus Koblenz,
Kay

Nachtrag @ Hans: Ich hoffe, dass die Fischreiher nicht wegen meiner Otos aussterben. *g* (Aber nix Genaues weiß man nicht, weshalb ich Nachzuchten immer Wildfängen vorziehen würde.) MfG Kay
 
Der Import (für private Haltung) schadet nicht und nützt nicht.

Sollte aber eine Art, die privat nachgezüchtet wird, in der Natur aussterben haben wir noch ein Backup.Es ist einfach nicht so endgültig, weil es die Art in privaten AQ. noch gibt. Dann muß natürlich ein Rettungsprpgramm starten das die verbliebenen Tiere zentralisiert und erhält.
 
Der Import (für private Haltung) schadet nicht und nützt nicht.
genau solche dummen verallgemeinerungen sind der auslöser für solche threads.. starten wir jetzt also von vorne? oder nur der hinweis, dass wir uns in einer schleife befinden und im ersten posting wieder anfangen sollen zu lesen?
 
Hallo,

Ah, ich verstehe. Den Fall hatte ich noch gar nicht betrachtet. Dass Arten in der Natur durch Habitatzerstörung aussterben, nachdem sie in der Aquaristik eingeführt wurden.
Klar Wildfänge neuer Arten zum Zweck einer gewissen "Etablierung" sind auch nötig und gewollt. Da kommt es dann sicher im Einzelfall darauf an, ob man aufgrund natürlicher Bestände den Kreis der Käufer beschränkt.

Grüße aus Koblenz,
Kay
 
genau solche dummen verallgemeinerungen sind der auslöser für solche threads.. starten wir jetzt also von vorne? oder nur der hinweis, dass wir uns in einer schleife befinden und im ersten posting wieder anfangen sollen zu lesen?

das will ich jetzt aber genauer wissen. Hast Du Informationen aus den Fanggebieten? Ich schon. Bevor Du meine Aussagen als "dumm" bezeichnest solltest Du vielleicht etwas nachdenken.
 
es mag ja sein, dass art x erhalten bleibt.. aber es ist schon ein unterschied, wenn man zahlen zum vergleich zieht..

wenn z.b. 1000 tiere aus dem habitat gerissen werden.. davon aber nur 10 am ende in einem aquarium landen.. dann finde ich schon, dass es einen unterschied macht, ob man sie aus dem habitat holt, oder sie dort lässt...

mal ganz abgesehen von den ganzen zerstörungen des habitats selbst.. geht es nicht nur um voll oder ganz.. um null oder eins.. um art überlebt oder nicht... es geht auch um einzelne tiere..

edit:
und wie weiter oben erwähnt, ist eben von fall zu fall neu zu entscheiden, was das beste ist... und daher verallgemeinerungen absolut nicht angebracht sind..
 
Hi demlak,

du zählst am falschen Ende. Wenn 1000 Jungtiere einer Art gefangen werden und dann 10 im AQ. überleben, ist das höher als die Reproduktion in der Natur.
 
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